Prüfende Berufe skeptischer als Banken
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2009
Die prüfenden Berufe sehen Basel II skeptischer als die Banken, zeigt Prof. Dr. Edgar H. Tritschler in seinem Vortrag anlässlich der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor e.V. (BdRA, http://www.bdra.de/) beim Zweiten Deutschen Fernsehen (http://www.ZDF.de) in Mainz auf. Aus seinem Studium der Geschichte und Politik sind ihm die Methoden der empirischen Sozialforschung bestens vertraut.
Tritschler berichtet über die Durchführung einer Online-Umfrage als empirisches Forschungsprojekt im Rahmen des Lehr- und Forschungsaftrags der Professur für Finanzwirtschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart in Zusammenarbeit zwischen der Hochschule der Medien, RaFin Rating & Finance Institut und dem BdRA. Banken, Wirtschaft, Beratende, Prüfende und gesellschaftlich relevante Gruppen wurden befragt.
Die Fragenkomplexe betrafen die Bankenaufsicht Allgemein, Anwendung bei Banken, Wirtschaft, Beratende, Prüfende, die Gestaltung durch die Politik und individuelle Antworten. Aus knapp 10.000 Adressaten wurden 3.021 in eine Stichprobe genommen. 829 Banken, 384 Wirtschaftsunternehmen, 95 beratende Institutionen, 1571 prüfende Institutionen und Einrichtungen, darunter auch Prüfungsverbände der Banken, Aufsichts- und Verwaltungsräte, Interne Revisionen sowie Aufsichtsräte und Interne Revisionen börsennotierte Unternehmen, sowie 142 gesellschaftlich relevante Institutionen (DGB, Verbraucherzentralen, Fraktionen auf EU- und Bundesebene, Parteien und parteinahe Stiftungen) wurden angeschrieben.
Die Teilnahmequote lag über 20 %. 821 klickten auf die Homepage, 598 nahmen zunächst im Frage- und Antwortprozess teil, bis zum zehnten Fragenblock nahmen 215 Adressaten teil, wobei die wichtigsten Fragen in den ersten Fragenblöcken bereits erfasst wurden. Die Ergebnisse können im Detail auf http://www.bankenaufsicht-umfrage.de/ eingesehen werden.
Bei der Frage danach, ob die Einführung der Basel-Kriterien richtig und notwendig war, zeigen sich deutlich Unterschiede, je nach Befragtengruppe. Bei den prüfenden Berufen gab es eine deutliche Abweichung von der durchschnittlichen Sicht des Themas. Auch bei der Frage danach, ob mit Basel II eine risikoorientierte Kreditvergabe gelungen sei, sind die prüfenden Berufe deutlich skeptischer.
„Sehr viel deutlicher als der Bankenapparat sehen die Wirtschaft und die prüfenden Berufe auch die Frage, dass die Ziele von Basel und die Bankenrealität übereinstimmen“, berichtet der Forscher anhand der empirischen Ergebnisse. Ein homogenes Antwortverhalten gibt es bei der Frage der Internationalisierung. „Kaum wundert es uns, dass man die gute Organisation der Kooperation von BaFin und Bundesbank unterschiedlich beurteilt.“ Insbesondere Verbraucherzentralen sehen die Leistungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sehr kritisch. Die höchste Abweichung unter den Teilnehmern der Stichprobe gab es bei den Antworten zur Frage nach der Notwendigkeit einer völligen Neuorganisation der Bankenaufsicht.
Die Beratung von Kreditkunden zum bankinternen Rating wird nur von der Kreditwirtschaft selbst überwiegend mit „gut“ beurteilt, „weniger gut“ urteilt dagegen die betroffene Wirtschaft. Aussagekräftige Unterlagen sind für das bankinterne Rating in den Kreditakten der Bank nur aus Sicht der Banken vollständig oder weitgehend vollständig vorhanden, „andere Zielgruppen sehen das deutlich anders“, sagt Tritschler. Basel II wird von den meisten praktisch nur als „mehr Bürokratie“ gesehen.
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Unternehmensplanung nur mit Ratingprognose
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2009
Planung ist ein systematisches, zukunftsbezogenes Durchdenken und Festlegen von Zielen, Maßnahmen, Mitteln und Wegen zur zukünftigen Zielerreichung, stellt Dr. Werner Gleißner, Vorstand der FutureValue Group AG, eine Definition von Planung vor. Gleißner sprach über „Grundsätze ordnungsgemäßer Planung – GOP und IDW ES 6: Bedeutung für Ratinganalysten und Ratingadvisor“ bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor im Hause des Zweiten Deutschen Fernsehens (http://www.ZDF.de/) in Mainz.
Es ist eine wesentliche Anforderung der Grundsätze ordnungsgemäßer Planung, möglichst Planwerte zu bestimmen, die „im Mittel“ richtig sind, also bei denen mögliche positive und negative Entwicklungen berücksichtig werden.
Im einfachsten Fall kann auf der Grundlage der Planung eine deterministische Ratingprognose erstellt werden. Weiterführend sind aber stochastische kennzahlenbasierte oder simulationsbasierte, direkte Ratingprognosen. Nur bei letzterer wird unmittelbar die Wahrscheinlichkeit von Überschuldung und Illiquidität aus der Simulation berechnet. Gleißner zeigt auf, wie das Gesamtrisiko als Streuung des Gewinns dargestellt werden kann.
Gleißner sieht die Weiterentwicklung von Planung (GoP) und Sanierungskonzepten (ES 6) insbesondere bezüglich Risikoerfassung, Bewertungsverfahren und Rating voraus. Die Ableitung angemessener Fremdkapitalzinssätze für die Planung ist eine Herausforderung, die mit Rating angenommen werden kann. Die Prüfung der Tragfähigkeit einer Planung (gemäß GoP) ist aus Sicht der Gläubiger notwendig. Wichtig ist eine bessere Datengrundlage für Ratingprognose.
Gleißner konstatiert einen zusätzlichen Bedarf an Ratingkompetenz für die Erstellung von Planungen. Ratingprognose ist für Sanierungsgutachten, z.B. für Kreditbewertung, Sanierungsfähigkeit und Sanierungswertbeitrag, notwendig.
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Mehr Schutz durch Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2009
„Die Konsequenz aus dem mutmaßlichen Betrugsfall Kiener kann nicht der Ruf nach strengerer Aufsicht sein. Stattdessen brauchen die Anleger mehr Transparenz und unabhängige Urteile“, schreibt Frank Schäffler (http://www.frank-schaeffler.de/), MdB und Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, in seinem Kommentar in der „Financial Times Deutschland“ (http://www.ftd.de/) vom 20. November 2009, Seite 26.
Sollte sich der Betrugsverdacht gegen Helmut Kiener und seine K1-Fonds bestätigen, stellt dies nach Ansicht von Schäffler erneut das Versagen des bisherigen Systems der Finanzdienstleistungsaufsicht unter Beweis. Selbst Verbote für einzelne Geschäftsaktivitäten hindern Betrüger nicht daran, auf anderen Wegen Anleger zu täuschen. Die Staatsanwaltschaft wirft Kiener vor, Gelder von Anlegern eingesammelt und entgegen den Absprachen ausgegeben zu haben. Solche Fälle werden uns immer wieder beschäftigen, wenn wir nicht grundsätzlich umdenken.
„Wie in keiner anderen Branche kommt es im Finanzwesen auf Wahrscheinlichkeiten an“, macht Schäffler deutlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass ein bestimmtes Leistungsversprechen gehalten werden kann? Jede Abweichung von den bei Anlegern geweckten Erwartungen muss als Risiko begriffen werden.
Das Problem sei der Konstruktion der deutschen Finanzdienstleistungsaufsicht immanent, urteilt Schäffler: Die Beamten der Aufsicht können nur die Einhaltung von Rechtsnormen überprüfen und versuchen, sie mit Zwangsmitteln durchzusetzen. Auf diese Weise können die Handlungsspielräume von potenziellen Betrügern zwar wirksam eingegrenzt werden. Das Kernproblem bleibt aber ungelöst: Entlarvt sich ein Finanzjongleur als Betrüger, indem er gegen Rechtsnormen verstößt, ist es bereits zu spät. Die Justiz verbucht dann zwar den Erfolg, einen Betrüger überführt zu haben, der Anleger bleibt aber der Geschädigte, denn in der Regel sind Schadensersatzansprüche in Betrugsfällen nahezu wertlos. Da sich das System unserer Finanzdienstleistungsaufsicht bisher nicht grundsätzlich geändert hat, liefert der Fall Kiener Betrügern sogar noch Anschauungsmaterial, um nach neuen Schlupflöchern zu suchen.
Dabei steht die Arbitrage unterschiedlicher Rechtssysteme im Mittelpunkt: Es geht darum, Gesellschaften und Rechtsverhältnisse aus verschiedenen Hoheitsgebieten zu nutzen. Als Lösung dieses Problems einfach eine Weltfinanzaufsicht zu fordern, wäre naiv und allenfalls eine Langfristvision, die den Anlegern, die heute geschädigt werden, nicht hilft.
Eine wirksame Finanzaufsicht muss das Thema der Wahrscheinlichkeiten endlich verinnerlichen: Die digitalen Datenströme und die Informationsflut dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die stets zukunftsgerichtete Frage danach, ob Ansprüche oder Erwartungen der Anleger erfüllt werden können, nicht digital beantwortet werden kann – nicht mit Ja oder Nein, sondern nur mit Wahrscheinlichkeitsurteilen. Zwischen Schwarz und Weiß sind die Graustufen der Realität zu nuancieren. Das gilt insbesondere für den sogenannten grauen Kapitalmarkt, der noch weitgehend ohne jedes Rating davonkommt.
Im Zuge der Finanzkrise hat die Politik erkannt, wie wichtig treffsichere Ratings sind. „Deshalb werden nun auch die in Europa bisher unreguliert agierenden US-Ratingagenturen einer Aufsicht unterstellt. Ziel ist es,“ berichtet Schäffler, „das Vertrauen in die Ratingsysteme zu sichern. Für den grauen Kapitalmarkt stecken die Ratingansätze dagegen noch in den Kinderschuhen: Anlegern ist schon deshalb ein systematischer Vergleich von Anlageofferten unmöglich, da ihnen die dazu erforderlichen Datenquellen fehlen und noch keine angemessenen Kriterien etabliert, geschweige denn akzeptiert sind.“
Ungestört können Fonds ihren Anlegern so lange von wundersamen Geldvermehrungen berichten, bis die kriminelle Energie ihrer Manager und Initiatoren offensichtlich wird – und dann ist es wieder zu spät, um noch Anlegergeld zu schützen. Um diesen Missstand zu beheben, bedarf es eines Ratingsystems, das dem Anleger in jedermann verständlicher Form von Schulnoten Wahrscheinlichkeiten dafür aufzeigt, dass ein bestimmtes Anlageprodukt das gegebene Versprechen zu erfüllen vermag. Wenn für jedes Finanzprodukt mindestens zwei Ratings unabhängiger, kontrollierter Agenturen eingeholt werden müssten, hätten Finanzjongleure darzulegen, warum sie ihre Geldvermehrungen für so wahrscheinlich halten.
An skeptischen Stimmen hat es auch bei den K1-Fonds in den letzten Jahren nicht gemangelt. Wohl aber fehlte es an systematischen Ratings; Helmut Kiener ließ seine Firmen von keiner Ratingagentur durchleuchten, stellte sich keinen Ratingprozessen unabhängiger Analysten. Wer etwas zu verbergen hat, hat eher kein Interesse daran, unabhängige Ratinganalysten einzuladen. Von den Fondsratingagenturen wie Morningstar (http://www.morningstar.de/) und Feri (http://www.feri.de/) gab es schon deshalb keine Bewertung für K1, da diese Gesellschaften solche Hedge-Fonds nicht erfassen.
„Natürlich sind auch Ratinganalysten nicht davor geschützt,“ räumt Schäffler ein, „von Betrügern über bisher erzielte Geschäftsergebnisse getäuscht zu werden. Im Unterschied zu Beamten und Richtern, die die Einhaltung von Gesetzen überprüfen, können sie sich aber Meinungen über die Wahrscheinlichkeit bilden, ob für ein Finanzprodukt auch weiter (exorbitante) Geldzuflüsse zu erwarten sind, um alle Anlegeransprüche zu befriedigen. Und sie können diese Meinung in standardisierter Form zum Ausdruck bringen.“
Gemäß Koalitionsvertrag (http://www.fdp.de/) setzen sich die Koalitionspartner aus CDU/CSU und FDP für die Entwicklung einer europäischen Ratingagentur ein. Darüber hinaus wird die Einrichtung einer unabhängigen Stiftung für Finanzprodukte nach dem Muster der Stiftung Warentest geprüft.
Die Lücken im Rating sind zu schließen, fordert auch Schäffler, „indem jeder Anbieter von Finanzprodukten verpflichtet wird, mindestens zwei Ratings unabhängiger Agenturen einzuholen und diese jedem Anleger mitzuteilen.“ Ebenso müssen Berater haften, die ohne Aufklärung über erteilte Ratings Anleger zu Käufen von zwielichtigen Finanzprodukten bewegen. Wie die Finanzkrise zeigt, kann Europa hier nicht auf US-Agenturen warten, sondern ist gefordert, eigene Ratingansätze zu entwickeln und zu fördern.
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Accenture-Chef bezweifelt Bewusstseinsveränderung
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 19.November 2009
Zwei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise ist noch immer umstritten, inwieweit die Banken die Lehren aus der Finanzkrise gezogen haben. Während Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann auf Bankenkonferenzen wie zuletzt auf der Euro Finance Week keine Gelegenheit auslässt, um zu erklären, dass die Banken im Allgemeinen und die Deutsche Bank im Besonderen ihre Lehren aus der Krise gezogen haben, gibt es durchaus Stimmen aus dem deutschen Bankenzirkel, die gegensätzliche Meinungen vertreten. Dazu zählt auch Prof. Dr. Michael Junker, Deutschland-Chef der Beratungsgesellschaft Accenture.
Junker hat am Anfang seiner Rede die Frage aufgegriffen, ob bei den Banken eine Bewusstseinsveränderung statt gefunden hat? Zwar hat der Accenture-Chef vermieden, die Bankmanager an den Pranger zu stellen. Dennoch – zwischen den Zeilen – war herauszuhören, dass Junker bis dato keine Bewusstseinsveränderung im Top-Management der Banken festgestellt hat. Der Berater stellte klar, dass das Vertrauen an das Verantwortungsbewusstsein der Akteure verloren gegangen ist. Unverhohlen wies der Manager auch auf die Arroganz der Bankvorstände hin – die sich für ihn als schiere Dummheit darstellt. Junker weiß mit Sicherheit wovon er redet, denn seine Berater tummeln sich tagein, tagaus in den Bürotürmen der Banken.
Er mokiert sich auch über die hohen Bonuszahlungen der Banker die dem gemeinen Bürger kaum zu kommunizieren sind und die komplexen Produkte der Bankbranche, die der Großteil der Anleger nicht versteht. Laut Junker ist das Bankensystem nicht durch strengere Eigenkapitalanforderungen zu retten, sondern nur durch eine Veränderung bei den Bankmanagern. Während die Regulierung wohl allmählich greifen wird, ist mit einem grundlegenden Bewusstseinswandel der Bankelite nicht zu rechnen. Die geht eher nach der Devise „Business as usual“ vor.
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Feri Umfrage verspricht Aktienjahr
Von Dr. Oliver Everling | 19.November 2009
Die Fondsbranche blickt zuversichtlich in die Zukunft: Insgesamt wird das Absatzpotenzial für Fonds in 2010 überwiegend als gut beziehungsweise sehr gut bewertet. Besonders positiv wird dabei das Absatzpotenzial für Aktienfonds eingeschätzt. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der Feri EuroRating Services AG hervor, an der 56 Fondsgesellschaften aus dem deutschsprachigen Raum teilnahmen.
Die Umfrageteilnehmer erwarten für das Jahr 2010 zudem eine weitere Konsolidierung innerhalb der Fondsbranche: Über die Hälfte der Befragten nehmen an, dass sich die angebotene Produktpalette insgesamt verkleinern wird. Über 74 Prozent der Asset Manager gehen davon aus, dass sich die Zahl der Anbieter im Jahr 2010 verkleinern oder sogar stark verkleinern wird.
„Ob es tatsächlich zu einer Konsolidierung kommt, wird sich allerdings erst zeigen“, so Christian Michel, Teamleiter Fonds & Zertifikate bei der Feri EuroRating Services AG. „Zwar gehen über 55 Prozent der von uns befragten Asset Manager davon aus, dass sich das Produktangebot der Fondsbranche insgesamt verkleinern beziehungsweise stark verkleinern wird, aber nur 14 Prozent erwarten eine Reduktion der Produktpalette im eigenen Haus. Im Gegenteil: Rund 35 Prozent wollen die Produktpalette sogar vergrößern.“
Einigkeit besteht bei den Fondsgesellschaften hingegen in der Reaktion auf die Finanzmarktkrise. Mehr als 70 Prozent der Umfrageteilnehmer antworteten auf die Frage, ob die Fondsbranche das in der Finanzkrise verlorene Vertrauen beim Anleger zwischenzeitlich zurückgewinnen konnte, mit „überwiegend nicht“ oder „nicht zurückgewonnen“. Als eine Konsequenz aus der Finanzmarktkrise erwarten daher 87 Prozent der Befragten zukünftig eine stärkere Regulierung beziehungsweise Aufsicht über die Marktteilnehmer. Immerhin 45 Prozent der Umfrageteilnehmer befürworten derartige Maßnahmen auch.
Absatzpotenzial besonders für Aktienfonds positiv Insgesamt sind 91 Prozent der Befragten der Meinung, das Absatzpotenzial von Investmentfonds im Bereich Aktien sei für das Jahr 2010 „gut“ oder „sehr gut“. Bei der letzten Befragung der Asset Manager im April 2009 waren lediglich 44 Prozent optimistisch für diese Anlageklasse. Auf die Frage, welche Aktien-Segmente im Jahr 2010 das beste Absatzpotenzial bieten, votieren knapp 26 Prozent für das Segment Emerging Markets. Auf Platz 2 und 3 folgen Fonds mit Anlagefokus auf Europa (15 Prozent) und weltweit anlegende Aktienfonds (8 Prozent). Am schlechtesten werden 2010 nach Meinung der Fondsgesellschaften Fonds mit Schwerpunkt Branchen und Nordamerika abschneiden.
Das Absatzpotenzial von Fonds aus dem Bereich Gemischte Sondervermögen bewerten 86 Prozent der Experten mit „gut“ oder „sehr gut“. Für den Absatz von Alternative Investments sind 68 Prozent der Befragten positiv gestimmt, während Rentenfonds (60 Prozent) und Wandelanleihen (55 Prozent) nur auf Rang vier und fünf auftauchen. Für Immobilienfonds ist weniger als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (43 Prozent) optimistisch. Eine deutliche Mehrheit von 84 Prozent der Asset Manager geht für das kommende Jahr von einem schwachen beziehungsweise sehr schwachen Absatzpotenzial bei Geldmarktfonds aus.
Bei den Rentenfonds sehen die Asset Manager Inflationsindexierte Anleihen (22 Prozent) und Unternehmensanleihen (21 Prozent) vorne, gefolgt von Renten Emerging Markets (16 Prozent) und Renten High Yield (10 Prozent). Für Rentenfonds im Bereich Staatsanleihen prognostizieren rund 36 Prozent der Befragten sehr schlechte Chancen. Entsprechend des erwarteten Absatzpotenzials für das Jahr 2010 wollen die Anbieter insbesondere in der Asset Klasse Aktien (42 Prozent), Alternative Investments (41 Prozent) und Renten (40 Prozent) das eigene Produktangebot vergrößern oder stark vergrößern.
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Ratingtriggers führen zur Ratingklippe
Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2009
Im Vergleich zum Vorjahr konnte Greg Carter, Managing Director von Fitch Ratings, auf der Insurance Roadshow von Fitch Ratings 2009 einen positiveren Ausblick geben. Viele der Befürchtungen, die noch 2008 auszusprechen waren, sind zwischenzeitlich eingetreten. Der Absturz des Welthandels sei gestoppt.
Die meisten Unternehmen seien immer noch mit einem negativen Ausblick gekennzeichnet. Das gilt auch für die 184 Finanzkraftratings für die Versicherungswirtschaft in Europa. 63 % sind negativ vermerkt, nur 1 % hat einen positiven Outlook. Carter erläutert, warum nach wie vor so viele negative Ausblicke zu verzeichnen sind: Wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse insgesamt doch noch weiter verschlechtern würden, wären bei diesen Versicherern möglicherweise weitere Herabstufungen notwendig. Umgekehrt führen Verbesserungen zurzeit nicht ohne weiteres zu Heraufstufungen.
Die Entwicklung des Ratings macht Greg davon abhängig, wie sich der Zugang zu den Kapitalmärkten für die Versicherungswirtschaft entwickeln werde. Verbesserungen sind dann zu erwarten, wenn diese wieder mehr finanzielle Flexibilität erlauben würden. Von zentraler Bedeutung sind die Stresstests, die Fitch Ratings für die Versicherungsgesellschaften durchführt.
Die Finanzkrise habe gezeigt, dass finanzielle Flexibilität ein Mythos sei, wenn diese am meisten benötigt werde. Eine hohe Verschuldung sei in jedem Fall schlecht, unabhängig von dem wahrgenommenen Risiko. Komplexität sei gewichtiger als Diversifikation.
Standard & Poor’s betont in seinem analytischen Ansatz die Bedeutung des „Enterprise Risk Management“ und die theoretische Modellierung des ökonomischen Kapitals. Daher ist die Feststellung von Greg Carter bemerkenswert, der das Versagen solcher Modelle in der Krise konstatiert. So genannte „Tail Risks“ passieren öfter als erwartet. Ratingtriggers können „Ratingklippen“ kreieren. Illiquidität kann über Nacht „tödlich“ sein. Mangel an Transparenz ist dabei von elementarer Bedeutung.
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Gold und Energie absorbieren Liquiditätsüberschuss
Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2009
Wer vor zehn Jahren in Aktien investierte, wäre mit Rentenpapieren und Festgeldern besser gefahren, zeigt Fondsmanager Klaus Kaldemorgen von der DWS Investment GmbH auf. Kaldemorgen sprach auf der Morningstar Investment Konferenz 2009 (http://www.morningstar.com/). Überkapazitäten in vielen Sektoren beschränken die Wachstumsmöglichkeiten, da die Unternehmen dann nicht investieren. Die Investitionsgüternachfrage steigt nicht signifikant an, da es für die Unternehmen keinen Sinn mache.
Die Realisierung von „Economies of Scale“ werde aber für Unternehmen attraktiv bleiben, um Marktanteile hinzuzukaufen. Kaldemorgen erläutert die Notwendigkeit des „fiscal spending“, mit dem größten Programm in China. 12,0 % vom Gross Domestic Product (GDP) werden hier ausgegeben, um mit fast 600 Mrd. US$ die krisenbedingte Nachfragelücke zu schließen. Nach absoluten Zahlen ist das US-Programm dennoch mit 800 Mrd. US$ das größte.
Die Savings & Loan-Krise sei in den 1990er Jahren durch Liquiditätszufuhr bewältigt worden. So stand genügend Liquidität zum Aufbau der Technologieblase zur Verfügung, die 2001 platzte. Nach der Technologieblase wurde erneut mit Liquidität die Nachfrage stabilisiert. Nach dem Platzen der US-Immobilienblase und der Insolvenz von Lehman Brothers habe man nun nicht mehr gekleckert, „sondern geklotzt“, wie Kaldemorgen aufzeigt, um mit noch mehr Liquidität die Wirtschaft zu stabilisieren.
„Es wird zunehmend schwieriger wohl, über Liquiditätszufuhr das Wirtschaftswachstum zu stabilisieren“, sagt Kaldemorgen. Die drastischen Veränderungen werden durch die Explosion liquider Assets in den Bankbilanzen deutlich. Die überflüssige Liquidität fließe in die Finanzmärkte, da sie „anscheinend in der Realwirtschaft nicht so sehr gebraucht werden“. Die Corporate Credits seien in der Krise eingebrochen, haben sich aber deutlich erholt. Börsennotierte Unternehmen können sich wieder zu attraktiven Konditionen refinanzieren. Die Kreditklemme sei eher ein Thema für die kleinen und mittleren Unternehmen.
„Ich bin überrascht, dass Stahl- und Automobilaktien zu den Rennern in diesem Jahr gehören“, sagt Kaldemorgen mit Skepsis bezüglich der eher zyklischen Werte. Kaldemorgen befasst sich mit Rohstoffen als Anlagemedium, da immer mehr Anleger offenbar Rohstoffe in verbriefter Form befassen würden. Die finanzielle Nachfrage sei praktisch explodiert. Öl zu kaufen, sei zum Beispiel fast so selbstverständlich geworden, wie Immobilien oder Aktien an Unternehmen zu halten. Rund zwei Drittel der Rohstoffkontrakte würden von Finanzinvestoren und nicht von der Realwirtschaft gehalten, fügt Kaldemorgen ohne jede Wertung dieses Verhältnisses hinzu, unterstreicht er.
„Eine Blase, vor der ich Angst habe, ist die der Währungsmärkte,“, warnt Kaldemorgen, „hier tut sich Erstaunliches.“ Die US-Staatsverschuldung sei auf 2.000 Mrd. US$ hochgeschnellt. China hat davon 800 Mrd. US$, Japan rund 700 Mrd. US$ im Bestand. Selbst wenn diese Anleger ihre Investments verdoppeln würde, bleibe immer noch sehr viel übrig, was von anderen Investoren aufgenommen werden müsse. „Künftig werden die Amerikaner nur dann Anleger für den US$ begeistern können, wenn der Dollar sinkt“, sagt Kaldemorgen.
„China hat schon genug Dollars, sie kommen schon aus den Ohren heraus“, scherzt Kaldemorgen. Wenn der US$ unter Druck käme, könne dies nicht im Interesse der Chinesen liegen. Für Hedgefonds könne es daher attraktiv sein, auf eine solche Entwicklung hinzuwirken, um von der Korrektur der Märkte anschließend zu profitieren. „Commodities gain is US-dollars pain“, fasst Kaldemorgen zusammen.
Inflationierung des Staatsschulden, Entwertung des Dollars – wohin also mit den Geldanlagen? Kaldemorgen setzt sich mit dem Anlagegold auseinander, das sich auch über die Exchange Traded Funds (ETFs) eines Zuflusses erfreut. Gold sei eine extrem enge Assetklasse, denn der Weltbestand an Gold mache nicht einmal ein Zehntel des US-Kapitalmarktes aus. Sollte es zu Verlagerungen in Richtung Gold kommen, könne es hier sehr schnelle Preisveränderungen geben.
Kaldemorgen kritisiert den falschen Optimismus, der in den S&P 500 Earnings Per Share (EPS)-Schätzungen für das nächste Jahr zum Ausdruck käme. Die Ertragssteigerungen wurden nicht durch zusätzliche Umsätze erwirtschaftet, gibt Kaldemorgen zu bedenken. Der Aktienmarkt habe Potential, aber eher bei defensiven Titeln und hohen Dividendenrendite. „Wir glauben an Rohstoff, insbesondere Energie und Gold, weil diese von der Liquidität und Finanznachfrage profitieren werden.“
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Bonds als unterschätzte Assetklasse
Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2009
Zinsen sind historisch niedrig. Kursgewinne erscheinen dann unwahrscheinlich, aber Kursverluste möglich. Notenbanken greifen künstlich am Markt ein und halten lange Renditen unten. Unternehmensanleihen guter und bester Bonität hängen in ihrer Wertentwicklung mit von den Staatsanleihen ab. Inflationsrisiken, Steuern auf Zinsen und Globale Anliehen (Duration, Währung und Credit) sind zu volatil. Das sind die Börsenargumente gegen das Investment in Anleihen, zeigt Werner Hedrich, Director of Fund Research von Morningstar auf der Morningstar Investment Konferenz 2009 auf.
Hedrich belegt anhand von Statistiken jedoch auch die positiven Aspekte des Investments in Anleihen: Niedrige Volatilität im Vergleich zu Aktien und niedriger maximaler Drawdown sprechen für Anleihen. Das Angebot an Unternehmensanleihen wird steigen, nicht zuletzt aufgrund der Bankenkrise. Portfolien aus globalen Anleihen, wenn sie aktiv gemanagt werden, haben Perspektive.
Die maximal mit Staatsanleihen zu verkraftenden Verluste sind im Vergleich zu anderen Assetklassen am niedrigsten. Das zeigt ein Vergleich des Verlustes bei ungünstigstem Einstiegspunkt besonders deutlich.
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Comstage siegt mit ETF klar und einfach
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2009
Scope zeichnet alljährlich die besten Investmentprodukte und Anbieter mit den „Scope Investment Awards“ aus. Für 2009 stehen nun in allen 20 Kategorien die Preisträger fest. Prämiert wurden die besten Offenen Immobilienfonds, Geschlossenen Fonds, Investmentzertifikate und erstmals auch Exchange Traded Funds. Die „Scope Investment Awards“ sind Auszeichnungen für herausragende Leistungen von Unternehmen und Produkten der Investmentbranche in den Bereichen Geschlossene Fonds, Offene Immobilienfonds, Investment-Zertifikate und Exchange Traded Funds (ETFs). Eine der wichtigsten Leistungen des vergangenen Jahres bestand darin, aus der Wirtschafts- und Finanzkrise Lehren zu ziehen und innovative Wege in die Zukunft zu finden. „In der derzeitigen scharfen Finanzkrise ist es besonders wichtig, Anbieter und Produkte auszuzeichnen, die überzeugende Antworten auf die neuen Herausforderungen gefunden haben und ihrer Verantwortung gegenüber den Anlegern gerecht werden,“ betont Florian Schoeller, Geschäftsführer der Scope Group.
In 20 Kategorien waren jeweils drei Investmentprodukte beziehungsweise Unternehmen nominiert. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, die aus den verantwortlichen Analysten von Scope Analysis besteht, waren sechs Kriterien: Produktqualität, Transparenz, Kontinuität, Seriosität, Innovationskraft und strategischer Weitblick. Bei den Offenen Immobilienfonds setzten sich die Gesellschaften durch, die es durch ihre Produkt- und Vertriebsstrategie sowie durch ihre organisatorische Aufstellung am besten verstanden haben, die im zurück liegenden Jahr besonders großen Herausforderungen in dieser Assetklasse zu meistern und Investmentchancen für die Zukunft zu nutzen. Bei den Geschlossenen Fonds gewannen diejenigen Anbieter, welche die Scope-Jury durch hohe Professionalität, strategische Kontinuität und Sicherheitsorientierung im schwierigen Marktumfeld überzeugen konnten. Im Markt für Investment-Zertifikate überzeugten die Häuser, die sich mit fairer Preisstellung, ausgeprägter Anlegerorientierung und mit hohen Qualitätsansprüchen an die eigene Produktpalette vom Gesamtmarkt abhoben. Die Preisträger in den neuen Kategorien „Exchange Traded Funds“ zeichnen sich durch hohe Qualität sowohl bei der Indexauswahl als auch bei der Fondskonstruktion aus.
Den Innovationspreis erhält in diesem Jahr TMW Pramerica. Die Kapitalanlagegesellschaft hat trotz der ungünstigen Großwetterlage eine Neupositionierung als erster Offener Immobilienfonds mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“ erreicht. Der Transparenz Award geht an den Anbieter Comstage, dessen Exchange Traded Funds durch besondere Klarheit und Einfachheit hervorstechen. Als Newcomer des Jahres 2009 prämierte Scope die DWS ACCESS aufgrund ihres neuen Auftritts im Markt für Geschlossene Fonds.
Auch 2009 rundet Scope Analysis die Auszeichnungen durch den Ehrenpreis ab. Ihn erhält in diesem Jahr Harald von Scharfenberg, Geschäftsführer des Emissionshauses BVT. Die Jury begründet die Entscheidung damit, dass Harald von Scharfenberg nicht nur ein ganz besonderes Beharrungsvermögen in der nicht immer von Kontinuität gezeichneten Branche bewies, sondern durch seine stark ausgeprägte Innovationskraft dem Markt stets neue Impulse bei der Entwicklung von Produkten gab (http://www.scope-awards.de/.
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Erbschaft vom SPD-Bundesfinanzminister
Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2009
20 von 27 EU-Ländern befinden sich nun in einem Defizitverfahren. Auch Deutschland überschreitet 2009 den Maastricht-Wert von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Wert gibt an, inwieweit ein Land seine Ausgaben mit Schulden finanzieren darf, wenn die öffentlichen Einnahmen nicht ausreichen. Dieses sogenannte Staatsdefizit wird aufgrund des geringeren Steueraufkommens und der Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur 2009 bei 3 1/2 Prozent, im kommenden Jahr bei etwa 5 Prozent des deutschen Bruttoinlandproduktes liegen.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise zwang auch Deutschland dazu, Hilfspakete zu schnüren, um das Finanzsystem und die deutsche Wirtschaft funktionsfähig zu halten. Auch die weiteren finanziellen Folgen des Abschwungs – zum Beispiel deutlich weniger Steuereinnahmen und höhere Sozialausgaben des Staates – hinterlassen in den Haushalten Spuren. Bis das Vertrauen in die Märkte zurückgekehrt und der Aufschwung stabil ist, dürfen die Staaten jedoch keinen überstürzten Politikwechsel hin zu einem strengen Sparkurs einschlagen, da ist man sich international einig.
Dies berücksichtigt die Europäische Kommission im Defizitverfahren gegen Deutschland. Die Bundesrepublik verletzt zwar die Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Deutschland erhält aber wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage Zeit bis 2013, um sein Defizit wieder unter die Drei-Prozent-Marke zu bekommen. Bereits 2011 müssen jedoch erste Maßnahmen zur Konsolidierung eingeleitet werden, so die Kommission.
Bundesfinanzminister Schäuble will zwischen 2011 und 2013 das gestiegene Staatsdefizit entlang der Vorgaben der Europäischen Kommission abbauen. Schäuble betonte in einer Pressemeldung seines Ministeriums, es sei ein ehrgeiziger Plan, den die Bundesregierung aber verfolgen wolle. Jeder werde sehen, dass die Regierung es ernst meint mit einem Kurs, der Wachstum und Nachhaltigkeit zugleich anstrebt, so der Bundesfinanzminister.
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