„Bankenpaket – A never ending story?!“: Christian Saß über die Herausforderungen der europäischen Bankenregulierung
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Christian Saß, Associate Director für Bankenaufsicht und Bilanzierung im Bundesverband deutscher Banken, brachte auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ die anhaltenden Herausforderungen der europäischen Bankenregulierung auf den Punkt. In seinem Vortrag zum Thema „Bankenpaket – A never ending story?!“ zeigte Saß auf, wie komplex und langwierig der Prozess der Regulierung und Aufsicht für den Bankensektor weiterhin bleibt.
Besonders im Hinblick auf die laufenden Arbeiten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) zu Themen wie Kreditrisiko, operationellem Risiko (OpRisk) und dem Counterparty-Versicherungswert (CVA) verdeutlichte er, dass die Reformprozesse immer noch im Fluss sind. Obwohl der Fortschritt in einigen Bereichen sichtbar wird, sind viele der zentralen Fragen noch nicht abschließend geklärt. „Die EBA ist sehr fleißig, hat aber noch viele Mandate vor sich.“
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil von Saß‘ Ausführungen war die Umsetzung des Marktrisikorahmenwerks (FRTB). Die Einführung des neuen Rahmens stellt eine der bedeutendsten Änderungen in der Regulierung der Finanzmärkte dar und hat das Potenzial, tiefgreifende Auswirkungen auf das Risikomanagement von Banken zu haben.
Dabei ging Saß insbesondere auf die noch offenen Punkte und ungelösten Herausforderungen ein, die in der praktischen Umsetzung dieser Regelungen auf den europäischen Bankenmarkt zukommen könnten. Der FRTB, der die Berechnung von Marktpreisrisiken in Banken neu ausrichtet, erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Aufsichtsbehörden und Banken, um die Ziele der Regelungen in der Praxis zu erreichen.
Abschließend warf Saß einen Blick auf die weiteren Schritte und die Ausblicke, die sich aus den aktuellen Diskussionen und Arbeiten der EBA und anderen Regulierungsinstanzen ergeben. Der langfristige Einfluss von Basel IV und der neuen europäischen Kapitalmarktverordnung CRR III auf den Bankensektor wird nach wie vor intensiv diskutiert.
Die Umsetzung dieser Reformen, besonders in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit, erfordert eine sorgfältige Balance zwischen notwendiger Aufsicht und der Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts der ständigen Weiterentwicklung der Regulierung und der Vielzahl offener Fragen, die noch beantwortet werden müssen, bleibt die Arbeit an der europäischen Bankenaufsicht für die kommenden Jahre ein fortwährender Prozess.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für „Bankenpaket – A never ending story?!“: Christian Saß über die Herausforderungen der europäischen Bankenregulierung
Regulatorik mit Augenmaß: Komplexität reduzieren, Transformation ermöglichen
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, zeichnete auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ ein differenziertes Bild der aktuellen Marktlage, das geprägt ist von einer Mischung aus Stabilisierung, strukturellem Wandel und wachsendem Refinanzierungsbedarf.
Die Phase der Rekalibrierung der Märkte sei seiner Einschätzung nach weitgehend abgeschlossen, auch wenn die zuletzt hohe Volatilität bei Zinsen und Bewertungen zu einer spürbaren Verunsicherung geführt habe. Diese Unsicherheit zeige sich besonders deutlich in der zunehmenden Polarisierung innerhalb der Assetklassen – sowohl hinsichtlich der Qualität, etwa gemessen an ESG-Kriterien, als auch in Bezug auf die Lage der Objekte. Selbst der Wohnungsmarkt, lange Zeit als verlässlich geltend, beginne auseinanderzudriften.
ESG sei dabei kein Trendthema mehr, sondern mittlerweile tief in der Entscheidungsstruktur der Investoren verankert. „Das Thema ESG ist inzwischen in der DNA der Investoren angekommen“, so Klaus. Diese Entwicklung beeinflusse Finanzierungsentscheidungen grundlegend, weil Nachhaltigkeit längst ein zentrales Kriterium für Kapitalflüsse geworden sei.
Im Vergleich zu früheren Krisen erweise sich die Immobilienfinanzierung dieses Mal als weitgehend stabil. Laut Klaus sei nicht der Bankensektor die Hauptbetroffenen der aktuellen Herausforderungen, sondern vielmehr die Investoren selbst, die heute mit den Auswirkungen veränderter Marktbedingungen zu kämpfen hätten. Während frühere Zyklen oft von einer Verschuldungskrise der Finanzierer geprägt waren, stehe diesmal eine Equity-Krise im Zentrum – also ein Wertverfall auf Eigentümerseite, der sich in rückläufiger Nachfrage nach bestimmten Immobilientypen niederschlage. Die Folge sei ein selektiver Markt, in dem nur noch hochwertige Objekte mit nachhaltigem Profil gut finanzierbar blieben.
Besondere Brisanz entwickelt die Situation angesichts einer herannahenden Refinanzierungswelle, deren Dimension erheblich ist. Laut aktuellen Berechnungen des Beratungsunternehmens CBRE klafft allein für die Jahre 2024 bis 2027 eine Refinanzierungslücke von rund 77 Milliarden Euro – ein Betrag, der verdeutlicht, wie angespannt die Lage in der Branche ist.
Sascha Klaus betonte daher die entscheidende Rolle starker und verlässlicher Banken, um diese Herausforderung zu bewältigen. Die Kapitalmärkte alleine werden diese Lücke nicht schließen können, weshalb der Kreditkanal – unter Voraussetzung solider Bonität und nachhaltiger Ausrichtung – wieder an strategischer Bedeutung gewinnt. Klaus’ Vortrag machte deutlich, dass Stabilität, Nachhaltigkeit und Standortqualität künftig noch stärker über den Zugang zu Kapital entscheiden werden – sowohl im Kreditgeschäft als auch auf Investorenseite.
„Wir brauchen Regulatorik mit Augenmaß“, forderte Sascha Klaus in seinem Vortrag und plädierte damit für eine ausgewogene Balance zwischen notwendiger Aufsicht und praktikabler Umsetzung. Angesichts der Tatsache, dass es sich aktuell nicht um eine klassische Verschuldungskrise handelt, sondern Banken insgesamt resilient aufgestellt und die Märkte dabei seien, sich zu stabilisieren, müsse Regulierung unterstützend wirken und nicht überfordern.
Für die anstehende wirtschaftliche und ökologische Transformation seien starke Banken unverzichtbar – doch übermäßige regulatorische Belastungen könnten genau diese Stabilität gefährden. Besonders kritisch äußerte sich Klaus zur ESG-Regulatorik: „viel zu komplex, viel zu groß“ – eine Vielzahl an Anforderungen führe in der Praxis zu erheblichem bürokratischem Aufwand und Ressourcenbindung, statt zielgerichtet nachhaltige Wirkung zu entfalten. Er warnte davor, dass mehr Regulierung nicht automatisch zu mehr Stabilität führe, sondern im Gegenteil zusätzliche Risiken erzeugen könne – etwa durch Überforderung kleinerer Institute oder Verzögerungen in Transformationsprozessen. Klaus sprach sich daher für das sogenannte Omnibus-Prinzip aus, das eine Bündelung und Vereinfachung bestehender Regularien vorsieht, sowie für einen echten Bürokratieabbau zugunsten effizienter und wirksamer Aufsicht.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Regulatorik mit Augenmaß: Komplexität reduzieren, Transformation ermöglichen
Dr. Rainer Polster: „Dialog statt Abhaken“ – OLB unter europäischer Bankenaufsicht
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Dr. Rainer Polster, Chief Financial Officer der Oldenburgischen Landesbank (OLB), nutzte seinen Vortrag auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“, um den Übergang zur europäischen Bankenaufsicht aus Sicht eines mittelständisch geprägten Instituts einzuordnen – praxisnah, differenziert und mit klarem strategischem Fokus.
Eingangs skizzierte Polster die aktuelle Positionierung der OLB, die sich als feste Größe in der Finanzierung des deutschen Mittelstands versteht. „Wir finanzieren immer Mittelständler. Alles, was größer ist als eine Milliarde Euro Umsatz, ist nicht unsere Kundengruppe“, erklärte er. Mit rund 70 bis 80 Prozent des Geschäfts in Deutschland und einem ergänzenden, gezielten Europa-Anteil stellt sich die OLB bewusst nicht global, sondern regional robust auf.
Ein besonderes Aushängeschild: Die Bank gilt als größter Fußballfinanzierer des Landes – ein Nischensegment mit stabilem Wachstumspotenzial. Die Eigenkapitalrendite liegt nach Polsters Angaben bei beeindruckenden 16 bis 17 Prozent – ein Wert, der im aktuellen Marktumfeld deutlich über dem Branchenschnitt liegt und auf eine disziplinierte Risikosteuerung und zielgerichtete Geschäftspolitik hindeutet.
Ein strategischer Meilenstein war für die OLB der Erwerb der Degussa Bank. Dieser Schritt markierte nicht nur eine Expansion, sondern auch eine signifikante Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank im Rahmen der Bankenaufsicht. Polster berichtete von intensiven Prüfprozessen wie Quality Reviews, Stresstests und vertieften Reporting-Anforderungen. Dabei lobte er ausdrücklich die Entwicklung des Aufsichtsdialogs unter dem Single Supervisory Mechanism (SSM).
Die EZB gehe – anders, als es die OLB unter BaFin und Bundesbank gewohnt war – über ein formales Abhaken hinaus und suche einen inhaltlich substanziellen, aufsichtsrechtlich begründeten Dialog mit den beaufsichtigten Instituten. Dieser Wandel werde von der OLB als Chance gesehen, sich frühzeitig mit regulatorischen Anforderungen auseinanderzusetzen und dabei auch auf qualitative Verbesserungen in Risikomodellen und Steuerungsprozessen hinzuarbeiten.
Im Bereich Governance unterstrich Polster die Bedeutung vollständiger Dokumentation: „Alles, was nicht dokumentiert ist, gibt es nicht.“ Dieser Leitsatz sei nicht nur regulatorisch erforderlich, sondern auch Grundlage für interne Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Verlässlichkeit.
Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags war das Thema Nachhaltigkeit. Als CFO trägt Polster zugleich die Verantwortung für das ESG-Management der OLB. In diesem Kontext werde ESG nicht als Nebenschauplatz betrachtet, sondern als integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie – sowohl mit Blick auf Risikomanagement als auch auf Chancenbewertung.
Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Bankwesen, darunter langjährige Tätigkeiten bei der Deutschen Bank im In- und Ausland, bringt Dr. Rainer Polster umfassende Expertise in die laufende Transformation des europäischen Aufsichtsrahmens ein. Sein Vortrag zeigte, wie sich ein mittelständisches Institut professionell, dialogbereit und strategisch vorausschauend in der neuen Bankenaufsicht positioniert.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Dr. Rainer Polster: „Dialog statt Abhaken“ – OLB unter europäischer Bankenaufsicht
Mathias Weinert: IT-Compliance muss widerstandsfähig und wirtschaftlich sein
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025 – Aktuelle europäische Entwicklungen“ sprach Mathias Weinert, Chief Risk Officer von Sopra Financial Technology, über ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt: die IT-Compliance und das Risikomanagement in einem Umfeld stetig wachsender regulatorischer Anforderungen. Sein Vortrag machte deutlich, dass Finanzdienstleister heute unter permanentem Anpassungsdruck stehen – sowohl technologisch als auch organisatorisch. Gleichzeitig zeigte Weinert pragmatische Lösungsansätze auf, mit denen Institute diesen Herausforderungen begegnen können, ohne sich in kostspieligen und ineffizienten Strukturen zu verlieren.
Im Gegenstandsbereichs seines Vortrags stand der zweistufige Ansatz, den Sopra Financial Technology in der Praxis verfolgt. Der erste Schritt besteht in einer Reifegradanalyse, die systematisch prüft, wo ein Institut in Bezug auf IT-Compliance, Governance und operative Sicherheit steht. Diese Standortbestimmung bildet die Grundlage für gezielte Maßnahmen zur Optimierung. Im zweiten Schritt geht es um die kontinuierliche Sicherstellung der IT-Compliance – nicht als einmaliges Projekt, sondern als integralen Bestandteil der Geschäftsprozesse. Dabei unterstrich Weinert, dass regulatorische Anforderungen wie DORA, BAIT oder ISO-Normen nicht als starre Hürden, sondern als Leitplanken für mehr Resilienz verstanden werden sollten.
Ein zentrales Thema war die Rolle des Risikomanagements als Frühwarnsystem. Weinert betonte, dass es längst nicht mehr nur um die Identifikation klassischer IT-Risiken gehe, sondern um ein ganzheitliches Verständnis für die Regulator und Bedrohungsszenarien – von Cyberangriffen über Systemausfälle bis hin zu Drittparteirisiken. Entscheidend sei, Bedrohungen nicht nur zu erkennen, sondern auch organisatorisch und technisch angemessen darauf reagieren zu können. Dafür brauche es hochstandardisierte Prozesse, die auch im Krisenfall reibungslos funktionieren und jederzeit skalierbar sind.
Weinert plädierte dafür, IT-Compliance nicht als lästige Pflicht, sondern als Wettbewerbsvorteil zu begreifen – vorausgesetzt, sie wird intelligent umgesetzt. Effizienz und Wirtschaftlichkeit seien zentrale Faktoren, insbesondere für mittelgroße Institute, die weder über unbegrenzte Budgets noch über große IT-Abteilungen verfügten. Die Zukunft der IT-Compliance liege daher in modularen, praxiserprobten Lösungen, die Sicherheit, Transparenz und regulatorische Konformität vereinen, ohne dabei die betriebliche Flexibilität einzuschränken.
Mathias Weinert stellte in seinem Vortrag einen strukturierten Drei-Phasen-Ansatz vor, mit dem Finanzdienstleister ihre IT-Compliance dauerhaft und wirksam sicherstellen können. In der ersten Phase geht es um die Entwicklung einer individuellen Roadmap: Auf Basis einer Reifegradanalyse werden klare Ziele, Prioritäten und Maßnahmen definiert, die zur Erreichung regulatorischer Anforderungen erforderlich sind. Die zweite Phase ist die Unterstützungsphase, in der konkrete Umsetzungsschritte begleitet, technische und organisatorische Lücken geschlossen und Prozesse optimiert werden – stets unter Berücksichtigung der spezifischen Ausgangslage des Unternehmens. In der dritten Phase, der Berichtsphase, wird der Fokus auf die kontinuierliche Überwachung und Dokumentation gelegt. Hier geht es darum, regulatorische Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern die Einhaltung auch dauerhaft nachweisen zu können – etwa durch standardisierte Reportings, regelmäßige Reviews und automatisierte Kontrollmechanismen.
Mathias Weinert stellte dem klassischen Risikobericht bewusst einen Chancenbericht gegenüber und plädierte dafür, beide Perspektiven künftig gleichwertig zu betrachten. Während der Risikobericht potenzielle Bedrohungen identifiziert und ihre Auswirkungen analysiert, soll der Chancenbericht gezielt die positiven Potenziale neuer Technologien, Prozesse oder Marktveränderungen erfassen.
Weinert argumentierte, dass ein modernes Risikomanagement nicht nur defensiv ausgerichtet sein dürfe, sondern auch als strategisches Instrument genutzt werden müsse, um Innovationspotenziale frühzeitig zu erkennen und gezielt zu fördern. Gerade im Kontext der digitalen Transformation biete ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko- und Chancenbewertung die Möglichkeit, IT-Compliance nicht nur als Reaktion auf Vorgaben, sondern als aktiven Gestaltungsraum zu begreifen.
Mathias Weinert präsentierte die Idee eines sogenannten „Chancen-Scores“, mit dem Unternehmen systematisch bewerten können, welches positive Potenzial in bestimmten Technologien, Projekten oder regulatorischen Entwicklungen steckt. Analog zum Risikoscore, der Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe quantifiziert, soll der Chancen-Score die Realisierbarkeit, den potenziellen Nutzen und den strategischen Mehrwert eines Vorhabens messbar machen. Ziel ist es, Chancen nicht nur intuitiv wahrzunehmen, sondern sie auf Basis strukturierter Kriterien in Entscheidungsprozesse zu integrieren. Der Chancen-Score würde so zu einem festen Bestandteil des unternehmensweiten Steuerungsmodells und hilft, Innovation gezielt zu fördern – mit klarer Governance, aber ohne den regulatorischen Rahmen zu sprengen.
Mit seinem Vortrag lieferte Mathias Weinert einen klar strukturierten, praxisnahen Beitrag zur aktuellen Debatte rund um Resilienz, IT-Risiken und regulatorischen Wandel – und machte deutlich, dass wirksames Risikomanagement und smarte Compliance keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig bedingen.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Mathias Weinert: IT-Compliance muss widerstandsfähig und wirtschaftlich sein
Professionelle Optionsstrategie für alle Anleger
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Das Berliner WealthTech NAO (www.investnao.com) und das Multi Asset-Investmenthaus FERI bauen ihre strategische Partnerschaft aus. Im Rahmen der Zusammenarbeit ermöglicht NAO seinen Kunden Zugang zur institutionellen Tranche des OptoFlex Fonds (ISIN: LU0834815101) des Multi Asset Managers FERI. Die bisherige Mindestanlagesumme von einer Million Euro senkt NAO jetzt auf 1.000 Euro für Investments über die NAO-App. Die Partnerschaft steht für die gemeinsame Vision beider Unternehmen, die Grenzen zwischen institutionellem und privatem Investieren weiter aufzulösen.
Der OptoFlex I Fonds (ISIN: LU0834815101) verfolgt eine langjährig erprobte Volatilitätsstrategie, die systematisch Zusatzerträge über Optionsgeschäften auf US-Aktienindizes generiert. Konkret werden dabei überbewertete Verkaufsoptionen geschrieben deren Ausübungswahrscheinlichkeit gering ist. Um das Verlustrisiko bei extremen Marktbewegungen zu minimieren, fließt ein Teil der Prämieneinnahmen in Absicherungsgeschäfte. Als Basisportfolio investiert der Fonds in bonitätsstarke Anleihen sowie in Geldmarktinstrumente. Mit über zehn Jahren Track-Record verwaltet der als nachhaltiges Finanzprodukt eingestufte Fonds ein Volumen von rund 1,3 Milliarden Euro.
„Was früher nur für größere Vermögen exklusiv investierbar war, ermöglichen wir heute bereits ab 1.000 Euro. Das ist echte Demokratisierung von Finanzprodukten“, erklärt Robin Binder, CEO und Gründer von NAO. „Mit unserem Co-Investment-Ansatz reißen wir die Mauern zwischen institutioneller und privater Geldanlage systematisch nieder. Der Ausbau unserer Partnerschaft mit FERI bringt uns weiter auf unseren Weg, institutionelle Investments etablierter Asset Manager in die NAO-Community zu bringen.“
„Unsere langjährige Expertise im Bereich komplexer Derivatestrategien setzen wir gezielt ein, um für unsere Kunden stabile und planbare Ertragsquellen zu erschließen“, so Carsten Hermann, Bereichsvorstand Investment Management bei FERI. „Mit dem OptoFlex verfolgen wir seit über einem Jahrzehnt einen stringenten, regelbasierten Investmentansatz, der sich in unterschiedlichsten Marktphasen bewährt hat. Die Öffnung für selbstentscheidende Privatanleger über NAO ist für uns ein logischer nächster Schritt.“
„Wir öffnen unseren OptoFlex für eine neue Zielgruppe der „Selbstentscheider“ auf der Privatanlegerseite, während NAO sein Portfolio um eine bewährte Volatilitätsstrategie erweitert“, betont Aschkan Arefnia, Sales Director bei FERI. „Diese Zusammenarbeit vereint die Stärken beider Unternehmen: FERI’s langjährige Investmentkompetenz trifft auf NAOs Stärke als digitale Distributionsplattform für private und alternative Anlageklassen.
Die Aufnahme des OptoFlex erfolgt zu einem spannenden Zeitpunkt, da die Volatilität des US-Marktes auf erhöhtem Niveau liegt. NAO-Anleger haben nun die Chance, von der aktuellen Situation zu profitieren.“
Die technologische Infrastruktur von NAO ermöglicht dabei eine vollständig digitale Abwicklung aller Prozesse, von der geldwäscherechtlichen Kundenidentifikation über Order-Ausführung bis zur Verwaltung der Investments. FERI wiederum stellt sicher, dass die hohen Qualitätsstandards des institutionellen Asset-Managements auch Privatanlegern zugutekommen.
Die Kooperation zwischen NAO und FERI besteht seit Oktober 2024. Bereits zum Auftakt der Partnerschaft wurde der US EquityFlex (ISIN: LU1611493906) erfolgreich für die NAO-Community geöffnet. Der nun erfolgte Ausbau unterstreicht die erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich Alternativer Investments.
Themen: Fondsrating, Ratings | Kommentare deaktiviert für Professionelle Optionsstrategie für alle Anleger
Tomorrow never dies – KI und Cyberrisiken aus Sicht der Bundesbank
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ setzte Karlheinz Walch, Zentralbereichsleiter Bankenaufsicht bei der Deutschen Bundesbank, mit seiner Keynote „Tomorrow never dies – KI und Cyberrisiken“ einen pointierten und zukunftsgerichteten Akzent. Er nahm das Publikum mit auf eine Analyse der disruptiven Kräfte, die Künstliche Intelligenz und Cyberrisiken derzeit auf den Finanzsektor ausüben – und stellte die Frage, ob Banken und Aufsicht diesen Herausforderungen bereits in ausreichendem Maße begegnen.
Der Einsatz von KI, so Walch, sei kein Zukunftsthema mehr, sondern finde längst Anwendung in Risikomodellen, der Kreditvergabe, dem Kundenservice oder bei der Betrugsbekämpfung. Doch die reale Breitenwirksamkeit bleibe bislang hinter den visionären Potenzialen zurück – nicht zuletzt, weil sich viele Institute in einem Spannungsfeld zwischen Innovationswille und regulatorischer Unsicherheit bewegten. Es sei daher entscheidend, dass die Aufsicht einen verlässlichen Rahmen – Leitplanken – für den Einsatz von KI schaffe, ohne Innovation zu ersticken. Gleichzeitig müsse man die Gefahren klar im Blick behalten: Die sogenannte „Black Box“ der KI-Modelle – zu komplex und zu intransparent – dürfen nicht dazu führen, dass Institute ihre Verantwortung für nachvollziehbare Entscheidungen aus der Hand geben. IT-Dienstleister müssen Standards ebenso einhalten.
Ein weiteres zentrales Thema der Keynote waren die zunehmenden Cyberrisiken. Walch machte deutlich, dass Cyberattacken nicht nur eine technische Herausforderung seien, sondern eine potenzielle Bedrohung für die Stabilität des gesamten Finanzsystems darstellen. Die Verwundbarkeit wachse mit jeder neuen Schnittstelle, mit jeder IT-Auslagerung und jeder zunehmenden Digitalisierung. Die Frage, ob Deutschlands Banken in diesem Bereich bereits genug tun, ließ er bewusst offen, formulierte aber einen klaren Appell: Cybersicherheit müsse zur Chefsache werden. Es reiche nicht aus, einzelne Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen – erforderlich sei ein ganzheitliches, strategisches Verständnis von IT-Resilienz, das tief in die Organisation eingebettet sei.
Die Deutsche Bundesbank misst der Umsetzung der EU-Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act) große Bedeutung bei und betrachtet sie als zentralen Baustein zur Stärkung der digitalen Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors. In ihrer Aufsichtspraxis legt sie besonderes Augenmerk auf die Vorbereitung der Institute auf die ab Januar 2025 verbindlichen Anforderungen, etwa zur Risikosteuerung in der Informations- und Kommunikationstechnologie, zum Umgang mit Cybervorfällen sowie zur Kontrolle von Drittanbietern. Die Bundesbank versteht DORA nicht nur als regulatorische Vorgabe, sondern als Chance, Sicherheitsstandards zu vereinheitlichen und die Resilienz des gesamten europäischen Finanzsystems zu erhöhen. In Schulungen, Aufsichtsgesprächen und technischen Leitlinien begleitet sie die Institute aktiv bei der Umsetzung und macht deutlich, dass digitale Robustheit künftig ebenso wichtig ist wie finanzielle Solidität.
Abschließend lenkte Walch den Blick auch auf die Aufsicht selbst. Die Digitalisierung biete auch hier enorme Chancen: effizientere Prozesse, präzisere Risikoanalysen, schnellere Reaktionszeiten. Doch auch die Aufsicht müsse mit der technologischen Entwicklung Schritt halten, sowohl technisch als auch personell. Eine moderne Aufsicht sei nicht nur Regulator, sondern auch Partner bei der sicheren Gestaltung von Innovation. Mit seiner strukturierten, sachlichen und gleichzeitig eindringlichen Analyse machte Karlheinz Walch deutlich: Die Herausforderungen der digitalen Transformation sind real, vielschichtig und nicht mit einfachen Antworten zu lösen – aber es gibt keinen Weg zurück. Morgen stirbt nicht, aber es verlangt heute nach entschlossenem Handeln.
Die Digitalisierungsinitiativen der Deutschen Bundesbank verfolgen das Ziel, die Institution selbst wie auch das Finanzsystem insgesamt zukunftsfähig und technologisch resilient zu gestalten. Dabei setzt die Bundesbank auf eine mehrdimensionale Strategie. Zum einen treibt sie die **Modernisierung ihrer eigenen IT-Infrastruktur** konsequent voran – etwa durch die Nutzung cloudbasierter Technologien, die Automatisierung interner Prozesse und den Einsatz von künstlicher Intelligenz für Datenanalysen und Prognosemodelle. Zum anderen fördert sie **innovative Technologien im Finanzsektor**, etwa durch die aktive Beteiligung an Projekten zu einem digitalen Euro oder durch die Erforschung von Blockchain-Anwendungen im Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäft.
Auch in ihrer **aufsichtlichen Rolle** setzt die Bundesbank auf Digitalisierung: Mittels SupTech-Instrumenten (Supervisory Technology) analysiert sie große Datenmengen effizienter und unterstützt datenbasierte Entscheidungen. Dabei arbeitet sie eng mit europäischen Institutionen zusammen, etwa im Rahmen von Initiativen der EZB oder der EBA. Nicht zuletzt fördert die Bundesbank **digitale Bildung und Fachkompetenz** innerhalb ihrer Organisation, etwa durch eigene KI-Trainings, agile Arbeitsmethoden und neue Formen der Wissensvermittlung. So will sie sicherstellen, dass sie nicht nur technologisch Schritt hält, sondern auch gestalterisch bei der digitalen Transformation des Finanzsystems mitwirkt.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Tomorrow never dies – KI und Cyberrisiken aus Sicht der Bundesbank
Risikomanagement im Wandel: Drei Perspektiven auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025″
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ wurde deutlich: Risikomanagement steht nicht mehr nur für Kontrolle und Compliance, sondern zunehmend für strategische Verantwortung und Innovationsfähigkeit. In einer hochdynamischen Welt, geprägt von geopolitischen Unsicherheiten, technologischen Umbrüchen und neuen Bedrohungslagen, präsentierten führende Risikovorstände ihre Sicht auf die Rolle des Risiko-Managements im modernen Bankbetrieb. Dabei kristallisierte sich ein gemeinsamer Tenor heraus: Die Balance zwischen regulatorischen Anforderungen und zukunftsfähiger Geschäftsentwicklung ist heute anspruchsvoller – und wichtiger – denn je.
Eine Diskussionsrunde widmet sich dem Thema „Risiko neu denken, Resilienz stärken – Die CRO-Rolle im Wandel“. Es geht um veränderte Risikolandschaften, geopolitischen Veränderungen, Cyberrisiken und Umgang mit Künstlicher Intelligenz, aber auch um eine neue Risikokultur: Vertrauen und Risikobewusstsein im Unternehmen verankern und Führung im Umbruch zu sehen: Was modernes Risikomanagement heute verlangt. Es diskutieren Nina Babic, Chief Risk Officer – Aareal Bank, Birgit Dietl-Benzin, Risikovorstand – DekaBank, und Nikolaus Maximilian Linaric, Chief Risk Officer – ING Deutschland, moderiert von Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwirtschaft und Controlling, sowie Seniorprofessor für Nachhaltigkeitsrisiken und Künstliche Intelligenz – Fachhochschule Dortmund.
Nina Babic, Chief Risk Officer der Aareal Bank, stellte in ihrem Diskussionbeitrag in einer Diskussionsrunde die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels heraus. Die klassische Rolle des Risikomanagements als Verhinderer sei überholt. Heute gehe es darum, ein Enabler von Geschäftsmodellen zu sein – mit einem tiefen Verständnis für das Zusammenspiel von Risikosteuerung, Geschäftszielen und regulatorischem Rahmen. Folgt man ihren Worten, reicht es nicht mehr aus, Risiken zu identifizieren und zu begrenzen, vielmehr muss das Risikomanagement dabei helfen, innerhalb der Compliance-Vorgaben unternehmerische Chancen zu realisieren. Das erfordert ein Umdenken – weg vom reaktiven Risikoverwalter hin zu einem integralen Partner der Geschäftsstrategie.
Birgit Dietl-Benzin, Risikovorständin der DekaBank, richtete den Blick auf eine zunehmend komplexe Risikolandschaft. Während finanzielle Risiken zwar weiterhin zentral seien, gewinne die Steuerung non-financial risks stark an Bedeutung. Themen wie Cyberrisiken, Reputationsgefahren und besonders die Risiken aus dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz verlangten neue Herangehensweisen, neue Tools – und vor allem eine reife Risikokultur. Es gehe darum, Risiken nicht nur technisch zu erfassen, sondern sie in die DNA der Organisation zu integrieren. Nur wenn diese Risikokultur im gesamten Haus verankert sei, könnten neue Risikoarten wirksam adressiert werden – von der ersten Verteidigungslinie bis zum Vorstand.
Nikolaus Maximilian Linaric, seit Dezember 2024 Chief Risk Officer der ING Deutschland, betonte die Geschwindigkeit, mit der sich das Umfeld für Banken derzeit verändert. Die klassischen Risikoprozesse seien oft zu langsam, zu schwerfällig, um mit der Dynamik Schritt zu halten. Für ihn steht deshalb die Optimierung von Prozessen im Mittelpunkt – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern auch, um das Risikomanagement zukunftsfest zu machen. Automatisierung, Digitalisierung und agile Methoden seien keine Kür, sondern Voraussetzung, um relevante Risiken frühzeitig zu erkennen und flexibel darauf zu reagieren. Dabei gelte es, interne Silos aufzubrechen und den Risikodialog bereichsübergreifend zu führen.
Der Austausch dieser drei Risikoverantwortlichen machte deutlich: Die Rolle der CROs hat sich gewandelt. Risiko wird heute nicht mehr nur als Bedrohung gesehen, sondern auch als Chance zur Stärkung von Steuerungsfähigkeit, strategischer Ausrichtung und nachhaltiger Unternehmensführung. Wer heute Risiken nur vermeiden will, wird morgen nicht mehr bestehen – so die implizite Botschaft der Konferenz. Vielmehr braucht es ein Risikomanagement, das mitdenkt, mitgestaltet und mitverantwortet.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Risikomanagement im Wandel: Drei Perspektiven auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025″
Daniel Quinten fordert Regulierungspause und neue Ordnung für kleine Banken
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ positionierte sich Daniel Quinten, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), mit klaren Forderungen zur Zukunft der Regulierungspolitik. Seine zentrale Botschaft: Die Zeit sei gekommen, innezuhalten, Bestehendes zu überdenken und kleineren Banken ein angemessenes regulatorisches Umfeld zu schaffen.
Quinten forderte zunächst einen sofortigen Stopp für neue Regulierungsinitiativen. Angesichts der Flut an bereits bestehenden Vorgaben sei es nicht verantwortbar, weitere Vorschriften aufzusetzen, ohne die praktischen Auswirkungen und Wechselwirkungen ausreichend verstanden zu haben. Statt regulatorisch immer weiter „draufzusatteln“, müsse die Politik eine Phase des Innehaltens einleiten. Banken brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, nicht ständig neue Regeln, die Ressourcen binden und operative Prozesse belasten.
Seine zweite Forderung zielte auf eine umfassende Bestandsaufnahme der bisherigen Regulierungslandschaft. Es müsse alles, was derzeit in Kraft ist, systematisch geprüft werden – auf Konsistenz, Wirksamkeit und Umsetzbarkeit. Dabei gelte es, Widersprüche und Überschneidungen zu identifizieren, die in der Praxis für Frustration sorgen und Effizienz verhindern. Quinten sprach sich ausdrücklich für eine kritische Analyse bestehender Regelwerke aus, statt sie als gegeben hinzunehmen. Es gehe nicht darum, Regeln einfach abzuschaffen, sondern sie besser aufeinander abzustimmen und praktikabler zu gestalten.
Besonders nachdrücklich betonte Quinten den Reformbedarf beim Ordnungsrahmen für kleinere Institute. Der aktuelle Regulierungsrahmen sei zu sehr an großen, komplexen Banken ausgerichtet. Für regional verankerte Kreditinstitute wie Volksbanken und Raiffeisenbanken brauche es ein eigenes, angemessenes System.
In diesem Zusammenhang verwies er auf das bewährte Lamfalussy-Verfahren mit seinem dreistufigen Ansatz: strategische Rahmensetzung auf Ebene 1, technische Ausarbeitung auf Ebene 2 und Umsetzung auf Ebene 3. Dieses Modell könne helfen, Regulierung differenzierter und zielgerichteter zu gestalten, etwa durch eine proportionale Anwendung für kleinere Banken. Es gehe nicht um Privilegierung, sondern um Verhältnismäßigkeit – eine Aufsicht, die Aufwand und Risiko in ein sinnvolles Gleichgewicht bringe.
Ein zentraler Widerspruch in der aktuellen Regulierung betrifft die Offenlegungspflichten von Genossenschaftsbanken: Obwohl diese Institute nicht börsennotiert sind und keinen Zugang zum Kapitalmarkt suchen, unterliegen sie nahezu denselben umfangreichen Transparenz- und Berichtspflichten wie kapitalmarktorientierte Banken. Das führt zu einem unverhältnismäßigen bürokratischen Aufwand, der insbesondere kleinere Häuser stark belastet, ohne dass daraus ein klarer Mehrwert für Marktteilnehmer oder Aufsicht entsteht. Die regulatorische Gleichbehandlung völlig unterschiedlicher Geschäftsmodelle verfehlt hier ihren Zweck und widerspricht dem Prinzip der Proportionalität, das eigentlich einen angemessenen Umgang mit unterschiedlichen Risikoprofilen und Marktrollen ermöglichen sollte.
Jahr für Jahr verschwinden rund 50 Genossenschaftsbanken vom Markt – nicht etwa aus wirtschaftlicher Schwäche, sondern weil sie den ständig wachsenden regulatorischen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. Dieser schleichende Rückzug ist weniger das Ergebnis eines strukturellen Wandels als vielmehr einer Überregulierung, die insbesondere kleine und mittelgroße Institute zunehmend überfordert. Die Fixkosten der regulatorischen Umsetzung steigen kontinuierlich, und viele Banken sehen sich gezwungen, in Fusionen aufzugehen, um Skaleneffekte zu erzielen und dem wachsenden bürokratischen Druck standzuhalten. Damit droht ein wichtiger Teil der regionalen Finanzinfrastruktur verloren zu gehen – zum Nachteil des Mittelstands, der ländlichen Räume und der Vielfalt im deutschen Bankensystem.
In Ländern wie den USA, dem Vereinigten Königreich oder Singapur ist längst gelebte Praxis, dass große und kleine Banken unterschiedlich reguliert werden – mit maßgeschneiderten Anforderungen, die den jeweiligen Geschäftsmodellen und Risikoprofilen gerecht werden. Diese differenzierte Herangehensweise ermöglicht es kleineren Instituten, effizient zu arbeiten, ohne Abstriche bei der Stabilität zu machen. Daniel Quinten betont, dass es ihm keineswegs um die Aufgabe des europäischen Single Rulebook gehe – im Gegenteil: Dieses einheitliche Regelwerk sei wichtig für Kohärenz und Vergleichbarkeit. Was es jedoch zusätzlich brauche, sei ein „Second Single Rulebook“, das speziell auf kleinere Banken zugeschnitten ist. Dieses zweite Regelwerk solle nicht weniger anspruchsvoll, keine „Regulierung Light“, aber deutlich praktikabler sein und die Besonderheiten regionaler, nicht-kapitalmarktorientierter Institute besser berücksichtigen.
Daniel Quinten, der seit Januar 2022 dem BVR-Vorstand angehört und über langjährige Erfahrung in der Aufsicht, Beratung und Prüfung von Banken verfügt, brachte in seinem Vortrag die Perspektive einer Bankengruppe ein, die besonders stark von übermäßiger und unspezifischer Regulierung betroffen ist. Mit seinem Appell plädierte er nicht für weniger Aufsicht, sondern für klügere und effektivere Regeln – und damit für eine Finanzarchitektur, die Vielfalt im Bankensektor nicht nur zulässt, sondern aktiv ermöglicht.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Daniel Quinten fordert Regulierungspause und neue Ordnung für kleine Banken
Francois-Louis Michaud warnt vor strukturellen Belastungen im Bankensektor
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025 – Aktuelle europäische Entwicklungen“ analysierte Francois-Louis Michaud, geschäftsführender Direktor der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die aktuellen Belastungsfaktoren für den europäischen Bankensektor. In seinem präzise strukturierten Vortrag nahm er drei zentrale Problemfelder in den Blick: geopolitische Herausforderungen, organisatorische Engpässe und langfristige strukturelle Risiken.
Mit Blick auf die geopolitische Lage betonte Michaud, dass Banken heute mit einer paradoxen Risikosituation konfrontiert seien: Trotz einer Vielzahl globaler Krisen – von geopolitischen Spannungen bis hin zu Handelskonflikten – seien die Risikokosten nach wie vor bemerkenswert niedrig. Dies könne sich als trügerisch erweisen, insbesondere für kleinere, weniger diversifizierte Banken. Für sie sei es schwieriger, Schocks abzufedern, wenn sie über keine breite Geschäftsgrundlage verfügten. Zudem würden die Zinsmargen zunehmend unter Druck geraten – eine Entwicklung, die insbesondere jene Institute belaste, die stark auf klassische Fristentransformation setzen.
Michaud sprach außerdem offen über organisatorische Schwächen innerhalb des Bankensektors und der Aufsicht. Komplexe Strukturen, unzureichend abgestimmte Prozesse und mangelnde Flexibilität erschwerten es, auf neue Risiken schnell und wirksam zu reagieren. Er machte deutlich, dass auch aufseiten der Aufsichtsbehörden ein Modernisierungsschub notwendig sei, um der zunehmenden Dynamik im Finanzsystem gerecht zu werden.
Als besonders drängend stellte Michaud die strukturellen Herausforderungen dar, vor denen viele europäische Banken stehen. Der Sektor sei nach wie vor stark fragmentiert, der Konsolidierungsdruck nehme zu, und zugleich müssten Institute massiv in Digitalisierung und Nachhaltigkeit investieren. All dies belaste die Ertragslage und stelle die Geschäftsmodelle vieler Banken auf die Probe.
Die Bemerkungen von Michaud müssen darauf hin analysiert werden, dass technologische Umbrüche wie Künstliche Intelligenz und digitale Plattformmodelle das Bankgeschäft grundlegend verändern werden – eine Realität, auf die sich Banken und Aufsicht gleichermaßen vorbereiten müssen.
Francois-Louis Michaud, der seit 2020 die Geschicke der EBA lenkt, sprach mit dem Erfahrungshintergrund eines ausgewiesenen Aufsichtsexperten. Seine Stationen bei der EZB, der französischen ACPR, der BIS, der Banque de France und der Federal Reserve Bank of New York verleihen seiner Analyse besonderes Gewicht. Sein Vortrag war ein eindringlicher Appell, den strukturellen Wandel im europäischen Bankwesen aktiv zu gestalten – mit klarer Perspektive, organisatorischer Klarheit und regulatorischem Realismus.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Francois-Louis Michaud warnt vor strukturellen Belastungen im Bankensektor
Klartext von Bernd Spalt: Banken brauchen Regulierung mit Augenmaß
Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025
Auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025 – Aktuelle europäische Entwicklungen“ sorgte Bernd Spalt, Chief Risk Officer der Commerzbank, mit einem offenen und selbstkritischen Vortrag für Aufmerksamkeit. „Wie überzeugt sind Sie von Ihrer Selbstkritik?“ – mit dieser Frage leitete Spalt seinen Beitrag ein und setzte damit den Ton für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Rolle von Banken, Aufsicht und Regulierung.
Spalt sprach zum Thema „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Wie können Banken, Regulierung und Aufsicht gemeinsam an einem Strang ziehen?“ in Frankfurt am Main.
Spalt machte unmissverständlich klar: Es geht nicht um Deregulierung. Niemand wolle einen „Race to the bottom“, so der Risikovorstand. Vielmehr brauche die Finanzbranche eine klügere, effizientere Regulierung, die auf Prinzipien beruht statt auf übermäßiger Detailverliebtheit. Aus dem deutschen Koalitionsvertrag lasse sich der politische Wille zum Bürokratieabbau ableiten, so Spalt – nun müsse dieser Anspruch aber auch Realität werden. Er sprach sich für eine Regulierung aus, die klar Prioritäten setzt und es vermeidet, Unwesentliches bis ins Kleinste zu regeln. Dies falle aktuell in Europa noch schwer.
Kritisch äußerte sich Spalt auch zur internationalen Abstimmung in der Finanzregulierung. Ob es „Basel überhaupt noch gibt“ – diese provokante Frage richtete er an das Publikum. Die geringe Beteiligung der USA an aktuellen Basel-Initiativen werfe Zweifel an der Wirksamkeit globaler Standards auf. Dennoch sei für ihn klar: Die Finanzwirtschaft bleibt ein globales Thema, und ein Rückzug auf nationale oder regionale Lösungen sei keine Option.
Einen besonderen Schwerpunkt legte Spalt auf die Herausforderungen durch neue Technologien. Künstliche Intelligenz müsse nicht nur genutzt, sondern auch verstanden und beherrscht werden. Hier fehle es derzeit an gemeinsamen Foren und Formaten zwischen Banken, Regulierern und Aufsehern. Besonders kritisch sei, dass viele KI-Modelle als Blackboxen agierten – das schaffe Unsicherheit und erschwere die Aufsicht. Es sei nicht zielführend, wenn jeder Aufseher eigene Schwerpunkte setze. Stattdessen brauche es abgestimmte Aufsichtsstrategien.
Auch die europäische Bankenaufsicht selbst nahm Spalt ins Visier. Die Ausweitung der Anzahl beaufsichtigter Institute sei nicht immer sinnvoll – „less is more“, meinte er in Richtung der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA. Wichtig sei, dass man aktuelle, anpassungsfähige Risikomodelle nutze – nicht solche, die auf überholten historischen Daten basieren. „Wir wollen aktuelle Modelle haben, keine historischen Modelle“. Zwischen Aufsicht, Regulierung und Banken müssten neue Kommunikationsformate entstehen, um komplexe Themen wie KI gemeinsam und transparent anzugehen.
Spalts Vortrag war kein Plädoyer für laxe Regeln, sondern ein engagierter Ruf nach Qualität und Pragmatismus in der Regulierung. Er zeigte, wie sehr die Branche bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – sofern sie dabei nicht in bürokratischen Strukturen erstickt wird.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Klartext von Bernd Spalt: Banken brauchen Regulierung mit Augenmaß