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Zollpause als Chance – aber Unsicherheiten bleiben

Von Dr. Oliver Everling | 13.Mai 2025

„Die Einigung zwischen China und den USA auf eine 90-tägige ‚Zollpause‘ ist grundsätzlich eine gute Nachricht – vor allem für die chinesische und die US-Volkswirtschaft.“ Mit diesen Worten bewertet Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, das vorübergehende Einlenken im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Die Reaktion an den Märkten war prompt: „Entsprechend reagierten chinesische und amerikanische Aktienmärkte besonders positiv.“

Hintergrund ist die enorme Belastung, die die bisherigen Strafzölle mit sich brachten. „Die bisherigen gegenseitigen Zollsätze von weit über 100 Prozent waren für beide kaum durchhaltbar und hätten bei längerem Bestand die Rezessionswahrscheinlichkeit deutlich erhöht“, erklärt Mumm. Eine Entspannung könnte daher auch unmittelbare Auswirkungen auf globale Konjunkturaussichten haben.

Gleichzeitig mahnt der Ökonom zur Vorsicht: „Denn es ist unvorhersehbar, ob nicht nach oder gar während der Frist wieder neue Handelsrestriktionen erlassen werden, zumal erhöhte Sonderzölle auf bestimmte Produktkategorien weitergelten.“ Damit bleibe die Unsicherheit hoch – mit direkten Folgen für Investitionsentscheidungen, Prognosen und Erwartungen an den Kapitalmärkten.

Die Auseinandersetzung zwischen den USA und China sei ohnehin nicht allein auf die aktuelle Zollfrage beschränkt. „Dabei spielt eine wesentliche Rolle, dass sich die USA und China in einem Wettlauf um die globale Führungsstellung in wirtschaftlicher und technologischer Hinsicht befinden, der die kommenden Jahrzehnte prägen wird.“

Trotz aller Risiken sieht Mumm Chancen für Anleger – wenn diese besonnen handeln. „Den Kopf in den Sand zu stecken und erst wieder zu investieren, wenn die Unruhe vorüber ist, wäre daher die falsche Strategie.“ Stattdessen empfiehlt er eine Rückbesinnung auf bewährte Prinzipien: „Vielmehr macht es Sinn, klassische Grundsätze der Kapitalanlage wieder stärker in den Vordergrund zu rücken.“ Dazu zählt er etwa Diversifikation, Risikostreuung und eine fundierte Unternehmensanalyse. Denn: „Vor allem innovative und dynamische sowie gleichzeitig sehr resiliente Geschäftsmodelle tragen auch in schwer kalkulierbaren Phasen zur Stabilität eines Portfolios bei.“

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