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Resilienz statt Rausch: BNP Paribas über die Zukunft der Bank
Von Dr. Oliver Everling | 14.Mai 2025
Die Zukunft der Finanzbranche verlangt nicht nur innovative Technologien, sondern vor allem auch Stabilität, Anpassungsfähigkeit und Vertrauen. Unter diesem Leitmotiv stand die 20. Jahreskonferenz des Frankfurt School Forum, die am 14. Mai 2025 unter dem Titel „Finanzdienstleister der nächsten Generation 25 – Cybersecurity, Threat Intelligence, Gen AI, Resilience“ an der Frankfurt School of Finance & Management stattfand. Die Jubiläumsausgabe der renommierten Veranstaltungsreihe bot eine hochkarätige Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft, Finanzwirtschaft und Technologiebranche. Moderiert wurde die Konferenz von Prof. Dr. Daniel Beimborn, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg, der mit einem klaren Fokus auf die strategische Rolle von IT, Sicherheit und Innovation durch das Programm führte.
Zum Auftakt stellte Prof. Beimborn den ersten Redner des Tages vor: Dr. Carsten Esbach, Chief Operating Officer für Deutschland und Österreich bei BNP Paribas. In seiner Opening Keynote sprach Dr. Esbach über „Resilienz als kritischer Erfolgsfaktor für ein europäisches Kreditinstitut“ und lieferte einen tiefen Einblick in das Selbstverständnis, die strategischen Prioritäten und die operative Realität eines der führenden Finanzinstitute Europas.
BNP Paribas, so Esbach, verstehe sich als europäische Bank mit globaler Reichweite – tätig in 64 Ländern und mit rund 175.000 Mitarbeitenden weltweit. Die Struktur der Gruppe sei bewusst breit diversifiziert: sowohl geografisch als auch hinsichtlich der Kundensegmente, Branchen und Geschäftsbereiche. Das Geschäftsmodell ruhe auf drei zentralen Säulen – Commercial, Personal Banking & Services; Investment & Protection Services; sowie Corporate & Institutional Banking – und sei mit Bedacht solide aufgestellt. Dr. Esbach griff dabei auf ein einprägsames Bild zurück: Die Bank sei „ohne Alkohol“ aufgestellt – nicht spektakulär berauschend, aber eben auch ohne Kater. Diese nüchterne, verantwortungsbewusste Haltung spiegele sich auch in der Performance der Aktie wider, der man eine Entwicklung wie einem Rentenpapier nachsage: stabil, vorhersehbar, risikoarm.
Ein zentrales Element dieser Stabilität sei die robuste Finanzstruktur der Gruppe. Die CET1-Quote – ein wesentlicher Indikator für die Eigenkapitalausstattung – liegt bei 12,4 Prozent. Doch Resilienz bedeute für BNP Paribas mehr als nur Bilanzkennzahlen. Entscheidend seien ebenso technologische Innovationskraft, operative Widerstandsfähigkeit und ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Mit über 780 implementierten KI-Anwendungsfällen bis zum ersten Halbjahr 2024 gehört BNP Paribas zu den technologisch führenden Banken in Europa. Rund 800 Spezialistinnen und Spezialisten arbeiten konzernweit im Bereich Künstliche Intelligenz. Mehr als 260 Initiativen, Pilotprojekte und Proof-of-Concepts wurden mit innovativen EinTechs umgesetzt – darunter auch mit dem vielbeachteten Start-up Mistral.ai. Die Cloud-Nutzung nimmt kontinuierlich zu: 49 Prozent der Anwendungen basieren inzwischen auf Cloud-Infrastrukturen, was einem Zuwachs von 50 Prozent seit Beginn des aktuellen Strategieplans entspricht.
Auch regulatorische Anforderungen wie die europäische DORA-Verordnung – Digital Operational Resilience Act – stehen im Fokus. Esbach machte deutlich, dass DORA kein einmaliges Projekt sei, sondern als kontinuierliche Managementaufgabe verstanden werde. Die Sicherstellung einer verlässlichen, widerstandsfähigen und transparenten IT-Infrastruktur sei eine Grundvoraussetzung für die Erreichung der Unternehmensziele und zur Minimierung operationeller Risiken. Dazu gehört auch der strategische Ausbau von Partnerschaften, etwa mit IBM Cloud, um IT-Sicherheit und Skalierbarkeit langfristig zu gewährleisten.
Ein weiteres Highlight der Präsentation war das Kontomodell „Nickel“, das exemplarisch für die Philosophie von BNP Paribas steht, Banking für alle zugänglich, verständlich und sicher zu machen. Nickel verzichtet bewusst auf Dispokredite, um Kundinnen und Kunden volle Kontrolle über ihr Geld zu ermöglichen – ohne Überraschungen, ohne versteckte Risiken. Das Konto sei für alle gedacht: jung oder alt, arm oder reich, für Ramensäue ebenso wie für Couchpotatoes, so Esbach mit einem Augenzwinkern. Das Prinzip dahinter sei einfach: Jeder Mensch verdiene Zugang zu Zahlungsdienstleistungen – um bezahlen zu können und bezahlt zu werden. Nickel sei „100 Prozent nützlich und 0 Prozent riskant“ – ein klares Statement für inklusive Finanzprodukte im digitalen Zeitalter.
Neben Kunden und Technologie richtete Esbach einen besonderen Fokus auf die Mitarbeitenden. BNP Paribas investiere gezielt in eine moderne, digitale Arbeitsumgebung, die weltweit konsistent, benutzerfreundlich und leistungsfähig sei. Die Grundlage für den Erfolg dieser Transformation sei die breite Akzeptanz durch die Mitarbeitenden – ermöglicht durch eine gelungene Verbindung aus funktionalem Design, intuitiver Bedienung und hoher Performance. Die Unternehmenskultur sei geprägt von flachen Hierarchien, einem selbständigen Arbeitsstil und einer hohen Diversität. Ein besonderes Augenmerk liege auf der Gesundheit und Entwicklung der Mitarbeitenden sowie auf der internen Mobilität, die zahlreiche Karrieremöglichkeiten eröffne.
Zum Abschluss seiner Keynote betonte Dr. Esbach, dass BNP Paribas durch ein robustes Geschäftsmodell, kontinuierliche technologische Innovation und ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit hervorragend aufgestellt sei, um zukünftige Herausforderungen zu meistern, Chancen zu nutzen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. In einer Zeit wachsender Unsicherheiten und rasanten Wandels sei Resilienz keine Option mehr – sondern die Grundlage langfristiger Wettbewerbsfähigkeit.
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