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Dient Donald Trump unbewusst den Schwellenländern?

Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2025

Die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen von Donald Trump, insbesondere während seiner Amtszeit als US-Präsident, hatten vielfach globale Auswirkungen. Dabei stellt sich die interessante Frage: Könnte es sein, dass Trump – ungeachtet seiner „America First“-Strategie – unbewusst den Schwellenländern dient?

Ein zentraler Aspekt dieser Debatte ist die Entwicklung des US-Dollars. Nach Einschätzung von Carlos de Sousa, Emerging Markets Portfolio Manager bei Vontobel, hat der anhaltende Rückgang des US-Dollars erhebliche positive Auswirkungen auf Schwellenländeranlagen. De Sousa führt aus:

„Die breit angelegte Abschwächung des US-Dollars, die durch sinkende Wachstumsdifferenzen, strukturelle Haushaltsdefizite, anhaltenden Inflationsdruck sowie einen zunehmenden Vertrauensverlust in wichtige US-Institutionen ausgelöst wurde, hat signifikante Auswirkungen auf Schwellenländeranlagen.“

Diese Entwicklung wurde zumindest teilweise durch Trumps Politik mitgeprägt – etwa durch expansive Fiskalmaßnahmen, den Handelskonflikt mit China sowie institutionelle Spannungen innerhalb der US-Demokratie. All dies trägt zur Schwächung des Vertrauens in die US-Wirtschaft bei – und damit zur Schwächung der US-Währung.

Für Schwellenländer kann dies geradezu ein Geschenk sein. De Sousa betont:

„Ein anhaltender Rückgang des Dollars würde unserer Ansicht nach die Stimmung gegenüber Schwellenländern deutlich verbessern, insbesondere gegenüber Anleihen in lokaler Währung. Diese würden aufwerten, da die Bewertung von Anleihen in Schwellenländerwährungen im Zusammenhang mit dem schwächer werdenden US-Dollar ansteigt.“

Zusätzlich könnten Trumps protektionistische Maßnahmen wie Strafzölle paradoxerweise dämpfende Effekte auf die Inflation außerhalb der USA haben:

„Während der Zollschock für die USA inflationär ist, dürfte er sich auf den Rest der Welt disinflationär auswirken (vorausgesetzt, die meisten Länder sehen von Vergeltungsmaßnahmen ab). Der geringere Verbrauch von Importgütern in den USA – bedingt durch die höheren Preise – wird wahrscheinlich zu einem Überangebot an langlebigen Gütern in der übrigen Welt führen.“

Dieses Überangebot kann zu sinkenden Preisen und einem stabileren wirtschaftlichen Umfeld in Schwellenländern führen. Das macht diese Märkte wiederum attraktiver für Investoren, wie De Sousa erläutert:

„Für institutionelle Investoren spricht vieles für ein Engagement in Schwellenländerwährungen: Positive Realzinsen, günstige makroökonomische Trends und ein potenziell anhaltender Abwertungsdruck auf den US-Dollar schaffen ein attraktives Umfeld für lokale EM-Rentenmärkte.“

Fazit: Auch wenn Donald Trumps wirtschaftspolitisches Handeln in erster Linie auf die Stärkung der US-Wirtschaft abzielte, könnte es unbeabsichtigt positive Nebeneffekte für Schwellenländer entfalten. Eine schwächere US-Währung, inflationsbedingte Verschiebungen im Welthandel und die Suche nach attraktiveren Anlagemöglichkeiten könnten genau jene Märkte stärken, die Trump in seiner nationalistischen Rhetorik oft vernachlässigte. Damit bleibt die Frage im Raum stehen: Dient Donald Trump – wenn auch unbeabsichtigt – als Katalysator für den Aufstieg der Schwellenländer?

Themen: Länderrating, Ratings | Kommentare deaktiviert für Dient Donald Trump unbewusst den Schwellenländern?

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