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Vom Pflichtprogramm zum Vorteil: KYC im digitalen Umbruch
Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2025
Dr. Camillo Werdich, CEO und Mitgründer von Sinpex, stellte auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ eindrucksvoll dar, wie sich Know Your Customer (KYC) und Know Your Business (KYB) aktuell vom regulatorischen Pflichtprogramm zum strategischen Wettbewerbsvorteil wandeln.
Im Zentrum seines Vortrags stand die Erkenntnis, dass schlechte Onboarding-Erfahrungen für einen erheblichen Teil der Kundenverluste verantwortlich sind – ganze 52 Prozent der Abwanderungen in den ersten 90 Tagen lassen sich laut Werdich auf mangelhafte Onboarding-Prozesse zurückführen. Weitere 14 Prozent entstehen durch übertriebene Vertriebserwartungen (Overselling), acht Prozent durch interne organisatorische Probleme beim Kunden usw. Die Botschaft war klar: Wer in einem zunehmend regulierten Umfeld bestehen will, muss Prozesse nicht nur konform, sondern auch nutzerzentriert und effizient gestalten.
Besonders kritisch sei der Umstand, dass neue regulatorische Anforderungen, die im Zuge von Basel IV und weiteren Vorhaben ab 2025 verschärft werden, auf veraltete, analoge Prozesslandschaften treffen. Diese Konstellation bringe viele KYC-Prozesse ins Wanken. Die Branche sei daher gezwungen, digitale Transformationsprozesse zu beschleunigen – nicht nur aus Compliance-Gründen, sondern auch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Werdich zeigte auf, dass moderne SaaS-Infrastrukturen in Kombination mit KI-gestützter Datenverarbeitung bereits heute als neuer Standard im Markt wahrgenommen würden. Lösungen wie Infrastructure as a Service, automatisierte Konnektivität und intelligente Datenverifizierung ermöglichen medienbruchfreie Abläufe – insbesondere im Geschäftskunden-Onboarding sowie bei Re-KYC-Prozessen, die in vielen Instituten noch manuell und fragmentiert erfolgen.
Dr. Werdich, der vor seiner Gründung von Sinpex als KYC-Manager bei Deloitte tätig war, verdeutlichte, dass es nicht ausreiche, einfach nur auf neue Vorschriften zu reagieren. Vielmehr müssten Banken strategisch denken und Technologie als Enabler begreifen. Die Herausforderung bestehe darin, Effizienz und Compliance nicht als Widerspruch, sondern als integrierte Zielsetzung zu begreifen. Entscheidend dafür seien präzise Datenverarbeitung, kontinuierliches Training der KI-Systeme und eine vollständige Integration der Prozesse ohne Medienbrüche. Der Wandel sei längst in vollem Gange – und wer ihn aktiv gestalte, könne aus regulatorischem Druck echten Marktvorteil generieren.
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