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Tokenisierung im Aufbruch: Zwischen Regulierung und Marktpotenzial

Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2025

Die Diskussion rund um digitale Assets und Tokenisierung auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“ verdeutlichte, wie sehr sich der europäische Finanzmarkt in einem strukturellen Umbruch befindet.

Unter dem Titel „Kommt 2025 der große Durchbruch?“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Banken, Fintechs und Wissenschaft über Geschäftschancen, technologische Entwicklungen und regulatorische Fragen.

Tim Armbruster, Treasurer der KfW Bankengruppe, erläuterte zunächst die anhaltend hohe Nachfrage nach KfW-Anleihen – weniger wegen Innovation oder Tokenisierung, sondern wegen des exzellenten Ratings der Bundesrepublik Deutschland und der hohen Liquidität. Diese beiden Faktoren seien aus Sicht institutioneller Investoren entscheidend.

Dorette Daume, CEO von Cashlink, betonte, dass der digitale Euro – so er denn kommt – kein neues Risiko für die Finanzmärkte darstelle. „Ein digitaler Euro ist ein Euro“, so Daume, weshalb die regulatorische Diskussion nicht durch Missverständnisse über seine Funktion belastet werden sollte.

Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler von der Fachhochschule Dortmund warf in die Runde, dass ein elektronischer Euro aber auch neue Kontrollmöglichkeiten eröffnen könne – etwa im Hinblick auf Transaktionen oder die Geldpolitik.

Simon Seiter, CFO und CPO des Stablecoin-Joint-Ventures AllUnity, erinnerte daran, dass auch bestehende Geldformen wie Bargeld und Bankguthaben unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Die Vorstellung, digitales Zentralbankgeld müsse sich identisch wie Bargeld verhalten, sei daher nicht zwingend. Er wies zudem auf die regulatorische Doppelbelastung für Anbieter wie AllUnity hin, die als E-Geld-Emittenten auf europäischer Ebene bereits heute unter strengen Anforderungen agieren.

Der Austausch verdeutlichte, dass die technische Entwicklung weit vorangeschritten ist – etwa mit Blockchain-Infrastrukturen, tokenisierten Werten oder Stablecoin-Modellen – doch die Regulierung noch keinen einheitlichen Rahmen schafft. Gerade der Vergleich mit Deregulierungstendenzen in den USA zeigte, wie groß die Herausforderungen für den Standort Europa sind, wenn man auf globaler Ebene mithalten will. Die Diskussion endete mit dem Konsens, dass 2025 durchaus ein entscheidendes Jahr werden könnte – allerdings nur, wenn regulatorische Klarheit und unternehmerische Innovation stärker ineinandergreifen als bisher.

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