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Vom Taschengeld bis zur Rente: Finanzbildung als lebenslanger Begleiter

Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2025

Finanzwissen ist keine Frage des Alters – das war der gemeinsame Nenner der Diskussionsrunde „Vom Taschengeld bis zur Rente: Finanzbildung als lebenslanger Begleiter“ auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“. Jan-Erik Burkard (VR Bank RheinAhrEifel), Selina Haupt (moneten) und Dr. Sally Peters (iff – Institut für Finanzdienstleistungen) diskutierten unter der Moderation von Prof. Dr. Christiane Weiland, wie Finanzbildung zielgerichtet, praxisnah und digital für verschiedene Zielgruppen vermittelt werden kann.

Dr. Sally Peters kritisierte gleich zu Beginn die unzureichende Verankerung des Themas im Schulunterricht. Einmalige Projektwochen mit 15 Jahren reichten nicht aus, um junge Menschen auf die finanziellen Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. Es gehe nicht nur darum, den Umgang mit Geld zu lernen, sondern auch darum, Informationen einordnen zu können – gerade in einer Welt, in der Finanzentscheidungen zunehmend digital getroffen werden. Für Peters ist klar: Finanzbildung beginnt zwar früh, muss aber als kontinuierlicher Prozess gedacht werden, der bis ins hohe Alter reicht. Besonders vulnerable Gruppen – etwa Menschen mit geringem Einkommen oder in instabilen Lebensverhältnissen – bräuchten gezielte Angebote, die ihre Lebensrealität berücksichtigen.

Jan-Erik Burkard berichtete aus der Praxis einer Genossenschaftsbank. In seinem Geschäftsgebiet habe die VR Bank RheinAhrEifel mit rund 40 Schulen Kooperationsverträge geschlossen, die auch Bildungsvorträge umfassen. Dafür erhält die Bank keine Bezahlung – es ist Teil ihres genossenschaftlichen Selbstverständnisses. Burkard betonte, dass man aktiv auf die Schulen zugehe, um junge Menschen frühzeitig mit Finanzthemen in Kontakt zu bringen. Neben klassischen Themen wie Kontoeröffnung oder Budgetplanung gehe es auch um das Genossenschaftswesen selbst – als Wertefundament, das Verantwortung, Solidarität und Mitbestimmung vermittelt. Für Burkard ist die Verbindung von regionaler Identität, Kommunikation und Bildung ein zentrales Element seiner Arbeit.

Selina Haupt, Mitgründerin des FinTechs moneten, stellte die Bedeutung digitaler, interaktiver und zielgruppenspezifischer Ansätze in den Mittelpunkt. Für sie beginnt effektive Finanzbildung bei der Vermittlung grundlegender Konzepte, etwa Sparen, Investieren oder Konsumverzicht. Doch es gehe um mehr: lebenslanges Lernen, angepasst an Lebensphasen wie Berufseinstieg, Familiengründung oder Ruhestand. Ihr Unternehmen verfolgt einen Journey-basierten Ansatz, der Nutzerinnen und Nutzer dort abholt, wo sie stehen – mit verständlicher Sprache, personalisierten Lernpfaden und konkreten Handlungsempfehlungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Schließung finanzieller Gender Gaps. Finanzwissen solle nicht belehren, sondern befähigen und Selbstvertrauen schaffen.

Alle drei Diskutierenden waren sich einig: Finanzbildung muss niederschwellig, alltagsnah und kanalübergreifend erfolgen. Dabei kommt digitalen Tools eine zentrale Rolle zu. Interaktive Lernplattformen, Banking-Apps mit integrierten Bildungsmodulen oder spielerische Formate wie Gamification können helfen, Wissen nachhaltig zu verankern. Wichtig sei, dass Banken nicht nur informieren, sondern den Bezug zur eigenen Produktwelt herstellen – ohne in platte Werbung abzurutschen. Wenn etwa eine Bank in der App erklärt, was ein ETF ist, und zugleich einen passenden Sparplan anbietet, sei das im besten Fall eine sinnvolle Verbindung von Bildung und Produkt.

Die Diskussion zeigte deutlich: Finanzbildung endet nicht mit der Volljährigkeit – sie ist ein lebenslanger Prozess, der sich an der Biografie und den Bedürfnissen der Menschen orientieren muss. Von der ersten Spardose über das erste Gehalt bis hin zur Altersvorsorge – wer Finanzbildung ernst nimmt, begleitet seine Kundinnen und Kunden über Jahrzehnte. Und leistet damit einen Beitrag, der weit über die Bilanz hinausgeht.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Vom Taschengeld bis zur Rente: Finanzbildung als lebenslanger Begleiter

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