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Politische Instabilität in Frankreich: Risiken für Euro und Kreditratings
Von Dr. Oliver Everling | 8.September 2025
Die französische Politik treibt derzeit die Märkte in Unruhe und birgt erhebliche Implikationen für die Bewertung von Kreditrisiken. Der Euro und französische Staatsanleihen stehen im Fokus, da Investoren die Konsequenzen einer möglichen Regierungskrise in Paris einpreisen. Wie die deVere Group warnt, „ist der Euro in für kurzzeitige Schwankungen, da das politische Risiko in Frankreich zunimmt“.
Für Ratingagenturen ist das Signal eindeutig: Politische Unsicherheit verschlechtert die Planbarkeit der Fiskalpolitik und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Konsolidierungsziele verfehlt werden. Premierminister François Bayrous Versuch, das Defizit von 5,8 % des BIP im Jahr 2024 bis 2026 auf 4,6 % zu senken, stößt parteiübergreifend auf Widerstand. Scheitert die Vertrauensabstimmung, könnte dies „die zweite Regierungskrise in weniger als einem Jahr“ auslösen – ein Szenario, das den politischen Handlungsspielraum drastisch einschränken würde.
Der Markt reagiert bereits spürbar: die Renditen langlaufender französischer Staatsanleihen zogen an. Nigel Green von der deVere Group fasst es prägnant zusammen: „Der Anleihemarkt ist ein Barometer des Vertrauens, und derzeit zeigt er Gelb.“ Für die Kreditratings bedeutet dies, dass Investoren künftig höhere Risikoaufschläge fordern – eine Entwicklung, die die Schuldentragfähigkeit Frankreichs weiter belasten könnte.
Besonders kritisch für die Bonitätseinschätzung ist die Verknüpfung von politischer Instabilität mit strukturell hohem Schuldenstand. Ein anhaltender Machtwechsel, verbunden mit schwachem Wachstum und europäischen Defizitregeln, deutet auf mittelfristig steigende Finanzierungskosten hin. Ratingagenturen werden dies in Form negativer Ausblicke oder gar Herabstufungen reflektieren, sollte sich die Situation verfestigen.
Hinzu kommt der Währungseffekt. „Politische Instabilität in einem großen Mitgliedsstaat untergräbt das Vertrauen in die Währung“, warnt Green. Für das Kreditrating Frankreichs und des Euroraums bedeutet dies eine doppelte Belastung: Einerseits erschwerte Refinanzierung an den Kapitalmärkten, andererseits ein möglicher Vertrauensverlust in den Euro selbst.
Während kurzfristige Volatilität für spekulative Investoren auch Chancen birgt, bleibt für die Bewertung der Kreditqualität das Risiko klar im Vordergrund. „Der Euro und französische Anleihen stehen vor kurzfristigen Turbulenzen“, resümiert Green, „Anleger sollten sich auf unruhigere Handelsbedingungen einstellen, da die Politik die Stimmung treibt.“ Für die Ratingagenturen ist dies ein klassisches Beispiel, wie politische Risiken unmittelbare Relevanz für die Bonität entfalten – mit potenziellen Konsequenzen weit über Frankreich hinaus.
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