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Mensch, Maschine, Miteinander: Wie Kultur und Kooperation die Zukunft des Bankings prägen
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2025
Die Diskussionsrunde Mensch, Maschine, Miteinander: Kulturwandel und Kooperation im Banking auf der Handelsblatt-Konferenz BankenTech beleuchtet einen zentralen Aspekt der digitalen Transformation, der oft unterschätzt wird: die Art und Weise, wie Menschen, Technologien und Organisationen zusammenwirken müssen, damit Innovation gelingen kann. Im Austausch zwischen Marco Di Sazio vom Bankhaus Metzler, Ansgar Finken von Solaris und Prof. Dr. Silke Finken von der ISM München wird deutlich, wie unterschiedlich die Ausgangslagen in Banken sein können und wie ähnlich gleichzeitig die Herausforderungen sind, die der Einsatz neuer Technologien – insbesondere generativer KI – an Kultur, Zusammenarbeit und Führungsverständnis stellt.
Ansgar Finken beschreibt, wie Solaris die Vielzahl guter Ideen aus einer jungen Belegschaft mit einem Durchschnittsalter von etwas über 30 Jahren kanalisiert und in Strukturen überführt, die Innovation ermöglichen, ohne die notwendige Risikokultur auszuhebeln. Er betont, dass einige FinTechs Fehlerkultur zu weit verstanden haben und dadurch operative Risiken in Kauf nahmen, die langfristig schaden. Für ihn liegt die Kunst darin, eine Risikokultur zu schaffen, die mutige Experimente schützt, aber gleichzeitig die Balance wahrt und die Organisation nicht überfordert. Marco Di Sazio zeichnet ein kontrastierendes Bild: Im traditionsreichen Bankhaus Metzler liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeitenden bei rund 45 Jahren, was andere Formen der Befähigung und Kommunikation erfordert. Hier geht es weniger um ungebremste Experimentierfreude als um die Entwicklung einer Innovationskultur, die Menschen mit großer Erfahrung und tief verwurzelten Prozessen abholt, stärkt und in den Wandel einbindet.
Prof. Dr. Silke Finken ergänzt die Perspektive um die psychologische Dimension der Transformation. Die hohe Geschwindigkeit technologischer Entwicklung – besonders getrieben durch generative KI – erzeugt Unsicherheiten, die professionell adressiert werden müssen. Sie spricht vom intelligenten Scheitern: der Fähigkeit, aus Fehlern systematisch zu lernen, Experimente bewusst zu gestalten und Misserfolge als notwendigen Bestandteil von Innovation zu akzeptieren. Gleichzeitig verweist sie darauf, dass Zusammenarbeit, Rollenbilder und Zufriedenheit der Mitarbeitenden sich durch KI tiefgreifend verändern werden und Führungskräfte lernen müssen, diese Dynamik aktiv zu gestalten.
Moderatorin Dr. Stefanie Auge-Dickhut vom BEI St. Gallen führt die Runde klug durch die zentralen Spannungsfelder. Mit präzisen Fragen zur Fehlerkultur und zu den menschlichen Voraussetzungen für digitale Transformation schafft sie Raum für offene und differenzierte Antworten. Sie zeigt, wie stark der Erfolg von Technologieprojekten davon abhängt, ob Mitarbeitende Vertrauen, Orientierung und Gestaltungsfreiheit erhalten und wie wichtig es ist, kulturelle Themen nicht als weiche Faktoren, sondern als entscheidende Wettbewerbsbedingungen zu verstehen.
Insgesamt macht die Diskussion deutlich, dass Innovation im Banking nicht nur eine Frage neuer Werkzeuge ist, sondern vor allem eine Frage des Miteinanders. Die Kombination aus unterschiedlichen Bankmodellen, akademischer Perspektive und erfahrener Moderation zeigt exemplarisch, wie Banken eine innovationsfreundliche Kultur schaffen können: durch strukturiertes Experimentieren, realistische Risikobalancen, gezielte Befähigung der Mitarbeitenden und eine offene Fehlerkultur, die klüger macht, ohne leichtfertig zu werden.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Mensch, Maschine, Miteinander: Wie Kultur und Kooperation die Zukunft des Bankings prägen
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