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M&A: Warum der COO zum Architekten erfolgreicher Integration wird
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2025
Die Handelsblatt Tagung BankenTech widmet sich seit Jahren den entscheidenden Fragen der technologischen Transformation im Finanzsektor, und im Gespräch M&A im Banking: Die Rolle des COO bei der Harmonisierung von Prozessen, Kultur und Technologie wird eines der komplexesten Themen der Branche beleuchtet. Im Interview erläutert Veronika Missbichler, Chief Operating Officer von Teylor, warum gerade COOs beim Zusammenführen von Unternehmen eine Schlüsselfunktion einnehmen und wie tiefgreifend der Wandel ist, der sich hinter den üblichen Begriffen wie Integrationsmanagement oder Prozessharmonisierung verbirgt.
Missbichler macht deutlich, dass M&A im Banking weit mehr ist als die Zusammenführung von Bilanzen. Es geht um Strukturen, Abläufe und IT-Landschaften, die oft historisch gewachsen und stark verästelt sind. Der COO trägt dabei die Verantwortung, diese komplexen Systeme aufeinander abzustimmen, Redundanzen zu reduzieren und Synergien nicht nur auf dem Papier, sondern im operativen Alltag zu realisieren. Das bedeutet, Prozesse so zu gestalten, dass sie skalierbar, effizient und technologisch zukunftsfähig sind. Die Integration moderner Plattformen, Cloud-Architekturen und datengetriebener Entscheidungslogiken spielt dabei eine zentrale Rolle, weil sie letztlich bestimmt, ob ein fusioniertes Unternehmen seine Ziele in Geschwindigkeit, Kostenstruktur und Servicequalität tatsächlich erreicht.
Ein ebenso entscheidender Faktor ist für Missbichler die kulturelle Integration. Meist fehle am Anfang Vertrauen, denn die Befürchtungen sind groß. M&A-Projekte scheitern häufig nicht an der Technik, sondern an Menschen, Erwartungen und unausgesprochenen Konflikten. Der COO müsse daher Brücken bauen: zwischen Teams, die unterschiedlich arbeiten; zwischen Mindsets, die aus Startup-Umgebungen oder traditionellen Banken stammen; und zwischen Führungsstilen, die nach einer Fusion neu austariert werden müssen. Entscheidungsträger, die großes erreichen wollen, stehen solchen gegenüber, die an Bewährtem festhalten wollen. Sie betont, dass erfolgreiche Integrationen Transparenz, Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten und eine Kommunikationskultur erfordern, die Unsicherheiten besprechbar macht und Mitarbeitende aktiv einbindet.
Missbichler beschreibt die Rolle der Technologie als Hebel und gleichzeitig als Katalysator. Moderne Tools bieten nicht nur neue Effizienzpotenziale, sondern schaffen auch gemeinsame Arbeitsgrundlagen, auf denen eine neue Organisation entstehen kann. Gemeinsam genutzte Systeme, vereinheitlichte Datenlogiken und integrierte Plattformen erleichtern es, Silos aufzubrechen und eine konsistente Kundenerfahrung zu schaffen. Für den COO stellt sich jedoch die Herausforderung, Technologieauswahl, Implementierung und Change-Management so zu steuern, dass der laufende Betrieb stabil bleibt und gleichzeitig der notwendige Wandel gelingt.
Das Interview zeigt, wie stark die Rolle des COO durch die digitale Transformation aufgewertet wurde. In einer Branche, in der M&A zugleich Wachstumsstrategie, Konsolidierungspfad und Antwort auf steigenden Kostendruck ist, wird der COO zum Architekten der operativen Zukunft. Veronika Missbichler macht deutlich, dass es ohne Verzahnung von Prozessen, Kultur und Technologie keine erfolgreiche Integration geben kann – und dass Banken nur dann dauerhaft erfolgreich aus M&A hervorgehen, wenn sie alle drei Dimensionen mit gleicher Konsequenz gestalten.
Teylor ist in Europa ein führender Anbieter digitaler KMU-Finanzierungen und hat sich darauf spezialisiert, Kreditvergabeprozesse für kleine und mittelständische Unternehmen vollständig zu digitalisieren und radikal zu vereinfachen. Als Chief Operating Officer verantwortet Veronika Missbichler die operative Steuerung des Unternehmens und insbesondere die Integration von laufenden und geplanten Akquisitionen, ein zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie von Teylor. Mit über 15 Jahren internationaler Führungserfahrung bringt sie umfassende Expertise im Aufbau skalierbarer Strukturen und globaler Operating Models mit, die sie zuvor über viele Jahre beim Payment-Anbieter Paysafe entwickelt hat. Dort begleitete sie elf M&A-Transaktionen, zwei Börsengänge und führte große internationale Teams an mehr als 15 Standorten. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Management- und Technologieberaterin bei Accenture, wodurch sie früh Erfahrung darin sammelte, Technologie, Prozesse und Organisationen wirkungsvoll miteinander zu verbinden – eine Kompetenz, die sie heute in die Weiterentwicklung von Teylor einbringt.
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