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Anspruch auf eine europäische Rating-Infrastruktur
Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2025
Unter dem Leitmotiv „Financing Europe: Time for ambition!“ hat der französische Versicherungsverband France Assureurs beim diesjährigen Rendez-vous S.M.A.R.T in Brüssel zentrale Akteure der europäischen Finanzbranche zusammengebracht. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, wie Europa seine Wettbewerbsfähigkeit und finanzielle Souveränität stärken kann – und welche Rolle Marktinfrastrukturen dabei spielen.
Für Scope Ratings nahm Vincent Georgel O’Reilly an einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion teil, gemeinsam mit Nicolas Denis, CEO von Crédit Agricole Assurances, Kerstin Jorna, Generaldirektorin der EU-Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (DG GROW), sowie Pervenche Berès, Präsidentin der Association Europe Finances Régulations (AEFR). Die Runde machte deutlich, so wird berichtet, dass die Debatte um Europas finanzielle Autonomie zunehmend an Schärfe gewinnt.
Georgel O’Reilly stellte dabei klar, dass ein starkes Europa eine solide, einheitliche und genuin europäische Marktinfrastruktur benötigt. Ratingagenturen seien ein zentraler Bestandteil dieser Infrastruktur – gleichrangig neben Versicherern, Banken, institutionellen Investoren sowie Verwaltern öffentlichen und privaten Kapitals. Ihre Aufgabe gehe weit über die reine Bonitätsbeurteilung hinaus: Sie tragen zur Vergleichbarkeit von Risiken, zur Transparenz der Kapitalmärkte und letztlich zur effizienten Allokation von Kapital bei.
Kritisch äußerte sich der Scope-Vertreter zur hohen Marktkonzentration im globalen Ratingmarkt. Die Dominanz weniger, weltweit agierender Anbieter berge strategische Risiken für Europa. Zu wenig Meinungsvielfalt, eingeschränkter Wettbewerb und eine unzureichende Berücksichtigung spezifisch europäischer Prioritäten könnten die Resilienz des Finanzsystems schwächen. Gerade in geopolitisch unsicheren Zeiten werde deutlich, dass Abhängigkeiten in Schlüsselbereichen der Finanzinfrastruktur problematisch sind.
Vor diesem Hintergrund versteht Scope Ratings seine verstärkten Anstrengungen auch als Beitrag zur Vervollständigung der europäischen Finanzarchitektur. Mehr Vielfalt unter den Ratinganbietern bedeute nicht nur mehr Wettbewerb, sondern auch eine größere Bandbreite an Perspektiven und Analysen. Das stärke die Glaubwürdigkeit der Märkte und erhöhe die Widerstandsfähigkeit Europas gegenüber externen Schocks.
Die Diskussion in Brüssel machte dem Vernehmen nach deutlich: Der Aufbau einer leistungsfähigen, eigenständigen Finanzinfrastruktur ist kein technisches Randthema, sondern eine strategische Frage europäischer Souveränität. Ratingagenturen wie Scope sehen sich dabei zunehmend in der Rolle, diese Debatte aktiv mitzugestalten – und den Anspruch zu verteidigen, dass Europa auch in diesem zentralen Segment nicht dauerhaft auf ein globales Oligopol angewiesen sein sollte.
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