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Unbestimmtheiten beim Nachhaltigkeitsbegriff

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2010

Bernhard Engl, Vorstandsmitglied des Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (http://www.forum-ng.org/), stellt auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main (http://www.feri.de/) die steile Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen in Europa seit 2002 dar. Manche Anbieter bieten das Thema zwar von sich aus an, so Engl, meist sei es aber die Nachfrage der Anleger, die den Anbietern die Bedeutung des Themas zeige.

Die wichtigsten institutionellen Investoren im Nachhaltigkeitsbereich sind die Pensionsfonds in Europa. In Deutschland werden rund 13 Mrd. € nachhaltig investiert, in Österreich 2 Mrd. € und in der Schweiz 23 Mrd. €, berichtet Engl. Der Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2010 zeigt die Marktanteile auf. Seit 2008 gab es ein Plus von 68 %, aber der Marktanteil liegt immer noch unter 0,8 %. In der Schweiz kommen nachhaltige Geldanlagen auf einen Marktanteil von 3,8 % (bei einem ähnlich starken Wachstum von 63 %).

Im Jahr 2009 habe man sich bereits über die Zahlen von 2007 hinauskatapultiert, trotz des Einbruchs der Finanzmärkte in 2008. Deutsche Finanzdienstleister setzen in erster Linie auf wertbasierte Ausschlusskriterien und Best-In-Class. Kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen spielen mir rund 1,3 Mrd. € die größte Rolle als institutionelle Investoren im Nachhaltigkeitsbereich Deutschlands.

In Deutschland wird von Finanzdienstleistern ein Wachstum von 56 % erwartet, in der Schweiz von über 100 %. Privatkunden, institutionelle Investoren, Druck von Seiten der Medien, NGOs und Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen werden dazu beitragen, das nachhaltiges Investieren weiter an Bedeutung gewinnen wird.

„Jede Restriktion kostet Geld“, sagt dazu Ralf Lochmüller von Lupus Alpha. Tatsächlich habe sich aber gezeigt, dass diese Faustregel bei Nachhaltigkeitsfonds nicht ohne weiteres gelte, denn manche haben die Nase vorn.

„Ökonomisch, ökologisch und sozial“, sagt Carsten Eckert, Sprecher der Geschäftsführung der KG Allgemeine Leasing GmbH & Co. (KGAL), das seien die Grundkriterien seiner Investments. „Die höchste Anforderung ist die Absicherung des Kalküls auf lange Sicht“, sagt Eckert. Gerade um langfristig eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften, führe an den Kriterien ökonomischen, ökologischen und sozialen Maßstäben kein Weg vorbei.

Kai Friedrich von der Cortal Consors Deutschland zeigt auf, wie stark sich Unternehmen bereits vom Nachhaltigkeitsgedanken leiten lassen. Kinderarbeit, ökologisch schädlicher Ressourcenverbrauch usw. sieht Friedrich als Beispiele für Themen, die längst erfolgreich ins Management der Unternehmen als Ausschlusskriterien Eingang gefunden haben. Kein großer Hersteller könne es sich mehr leisten, sich durch die Medien Kinderarbeit in ihren Fabriken der Welt nachweisen zu lassen.

Thomas Richter vom BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. zeigt auf, wie vielfältig die Interessen und Wertesysteme der Anlagekunden sind. Der Assetmanager könne sich nicht zum Richter über Weltanschauungen aufschwingen. Daher gebe es ein Zögern der Assetmanager, in diese Bereiche hineinzugehen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ werde bis heute nicht einheitlich definiert.

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