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Warnung vor abrupten Korrekturen

Von Dr. Oliver Everling | 22.Juli 2014

Vor genau zwei Jahren durchlief die Euro-Zone ihren GAU, den größten anzunehmenden Unfall. Die Antwort von Mario Draghi am 26. Juli 2012: „Whatever it takes“. Mit diesen Worten wurde das vorläufige Ende der Euro-Krise eingeleitet. Seitdem setzt der Markt auf den „Draghi-Put“ und die dadurch ausgelöste Marktentspannung. Doch die Ruhe ist trügerisch. Diese Auffassung vertritt Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer bei der FERI AG. Rapp warnt: „Die Situation in der Euro-Zone ist nicht wirklich sicher. Nach zwei Jahren Vollnarkose durch den Draghi-Put könnte bald ein böses Erwachen drohen.“

Zwar habe die Notenbank konsequent zur Entspannung der Lage beigetragen, aber der Markt entferne sich von der fundamental gerechtfertigten Realität. Heute herrschen in der EURO-Zone wieder Zinsniveaus wie in den besten Zeiten vor der Krise. Dies erscheint paradox, da praktisch alle EURO-Länder seitdem ihren Schuldenstand kräftig ausgeweitet und ihre individuelle Bonität meist deutlich reduziert haben.

Nach Auffassung von Rapp sehen Investoren in Draghis Worten bis heute eine implizite Garantie, nicht nur für den Fortbestand des Euro, sondern auch für die Solvenz der hoch verschuldeten Länder. „Staatsanleihen der EMU-Peripherie wurden dadurch für viele Investoren zu einem scheinbar risikolosen „free lunch“, erklärt der FERI-Vorstand. Die Situation an den EMU-Anleihemärkten sei mittlerweile aber deutlich überhitzt und durch Herdenverhalten geprägt. In dieser Situation würden fundamentale Risiken weder korrekt wahrgenommen noch adäquat eingepreist. Durch großvolumige Carry Trades ausländischer Investoren, etwa aus Japan, würde dieser Trend noch verstärkt.

Rapp weist darauf hin, dass der Markt die wahren Risiken derzeit deutlich unterschätzt. Zudem bestünden Zweifel an der Wirksamkeit des Draghi-Puts im Ernstfall, speziell nach den letzten Urteilen des Bundesverfassungsgerichts. Anleger an den europäischen Anleihe-Märkten sollten in nächster Zeit auf abrupt einsetzende Korrekturen vorbereitet sein. Zudem sollte in nächster Zeit der Yen-EURO Wechselkurs, als mögliches Signal für einen Rückzug globaler Carry Trade-Investments, genau beobachtet werden.

Themen: Aktienrating, Anleiherating, Länderrating | Kein Kommentar »

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