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Deutschland am Tropf des Euroraums

Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2014

„Deutschland kann sich der schwachen Dynamik im Euroraum nicht länger entziehen. Folge ist ein sehr moderates Wachstumauch im Jahr 2015. Die Politik bleibt gefordert, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und einen Beitrag zur Lösung der Probleme in Europa zu leisten“, so die These von Axel Angermann von der FERI EuroRating Services auf der FERI Herbsttagung am Frankfurter Flughafen. Die deutsche Industrieproduktion leide unter der schwachen Exportentwicklung in den Euroraum. Die deutsche Industrieproduktion knickte ab. Während nach China und in die USA kräftig exportiert werde, blieben die Nachfrageimpulse aus dem Euroraum aus.

Angermann bemerkt die gute Lage in den binnenmarktorientierten Bereichen, hegt aber verhaltene Erwartungen, sowohl nach Betrachtung des Geschäftsklimas Dienstleistungen, als auch bei den Baugenehmigungen. Arbeistmarkt und Einkommensentwicklungen stützen in Deutschland den privaten Verbrauch. 2015 sieht Angermann einen Wachstumsrückgang trotz höheren Konsums voraus und empfiehlt, unter fundamentalen Gesichtspunkten deutsche Aktien unterzugewichten.

Angermann bemerkt den Unterschied zwischen den USA und Europa auch im Bankensektor. Während in Japan keine einzige Großbank unverändert durch die Krise gegangen sei, blieb der Bankensektor z.B. in Deutschland praktisch ohne Veränderung. „Das zeigt den noch bestehenden Konsolidierungsbedarf“, kommentiert Angermann, denn viele maßgebliche Faktoren zur Veränderung der Bankwirtschaft wirken auch hier.

„Zwischen der Umsetzung der beabsichtigten Wirtschaftsreformen in China und einer periodisch wiederkehrend expansiver ausgerichteten Geldpolitik besteht ein Zielkonflikt“, richtet Angermann den Blick nach Asien. „Kurzfristig wird so zwar die Wirtschaft stabilisiert, langfristig erscheint der Ausgang der Reformagenda allerdings unsicherer denn je.“ Angermann beobachtet in China eine leicht expansiver ausgerichtete Geldpolitik und vermag Stabilisierung zu erkennen, aber keine grundsätzlich höhere Wachstumsdynamik. China biete Chancen für risikobewusste Anleger.

„Die Wachstumsdynamik der Schwellenländer bleibt – bei deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern – insgesamt begrenzt.“ Angermann seiht verbesserte Aussichten für Indien und Malaysia und macht dies an der Analyse von Faktoren wie Inflation, Leistungsnbilanz, Wechselkurs und Devisenreserven fest. In Osteuropa bestehen größere Risiken in Ungarn und Russland.

Wer in Schwellenländer investiert, muss sich detailliert mit den Länderratings der FERI EuroRating Services befassen. Die Wachstumsperspektiven für Schwellenländer zeigen, dass Länderdifferenzierung wichtig ist. Mit Blick auf Aktien sei die Hoffnung auf neuen Aufschwung noch nicht fundamental gedeckt. Renten aus Schwellenländern bieten allerdings eine Alternative zu Industrieländern.

Zusammenfassend warnt Angermann vor den Rentenmärkten in den USA, ist aber bullish bezüglich der US-Aktienmärkte. In Lateinamerika sind die Rentenmärkte attraktiver als die Aktienmärkte. Nur bei China sieht Angermann sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte im grünen Bereich.

Themen: Länderrating | Kein Kommentar »

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