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Die nächste M&A-Welle kommt

Von Dr. Oliver Everling | 1.Oktober 2014

Im Markt für Unternehmenskontrolle kommt es unübersehbar zu Wellenbewegungen. „Warum kommt es zu den M&A-Wellen?“ Dieser Frage geht Prof. Dr. Günter Müller-Stewens, Direktor des Instituts für Betriebswirtschaft von der Universität St. Gallen in seinem Impulsreferat auf der Konferenz „M&A und Private Equity 2014″ des Frankfurt School Verlags nach.

Müller-Stewens kommt auf makroökonomische Erklärungsansätze  zu sprechen, nachdem er sechs Wellen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nachging: Monopolbildung, Vertikalisierung, Konglomeratsbildung, Merger-Manie, Mega-Merger und Private Equity. „Was sind die Treiber einer neuen Welle?“ Nach der Kapitalmarktthese sind es die makroökonomischen Variablen, die die M&A-Aktivitäten antreiben. Nach der „Schockthese“ sind es Schocks technologischer, regulatorischer etc. Art. Schocks m Branchenumfeld treiben Aktivitäten der Asset-Reallokation in Form von M&A an.

Nach der Differenzbewertungsthese kommt es so zu Wellen: In Phasen boomender Aktienmärkte nutzen Manager stark überbewerteter Aktien ihre eigenen Aktien zum Kauf aus ihrer Sicht nicht so stark überbewerteter Aktien (Arbitragethese).

Verhaltenstheoretische Erklärungsansätze stützen sich auf die Alltagstheoriethese: Manager handeln nur begrenzt rational; sie geben sich mit einigermassen machbaren Zielen und Ansätzen zufrieden und maximieren nicht unbedingt ihre Möglichkeiten.

Soziologische Erklärungsansätze gründen sich auf der Ansteckungsthese, Innovationsthese oder Pionierthese. Nach der Ansteckungsthese kommt es aufgrund personeller Verflechtungen zwischen Boards zu Imitationen von innovativem M&A-Gebaren. Innovationsthese: M&A wird durch Innovationen zu ihrer Finanzierung gefördert. Pionierthese: Schlüsselfiguren können mit neuen Ansätzen den Markt „machen“.

Der Absturz, das sei den M&A-Wellen gemeinsam, sei immer deutlich stärker als der Aufschwung. Als beispielsweise die erste M&A-Welle zusammenbrach, habe man in der Monopolbildung die Ursache gesehen, nur weil die Zusammenschlüsse zu Monopolen im Mittelpunkt dieser Welle stand.

Der robuste Prozess der Welle 1991/94-2000 als Beispiel: Initialzünder einer M&A-Welle sind eine oder mehrere neue technisch-ökonomische Entwicklungen, wie Internet: Connecting (Ebay), Sharing (YouTube), Cooperation (facebook),      Collaboration (Wikipedia), Collectivism („Where is my vote“)(2). Damit es zu ihrer vollen Entfaltung kommt, müssen nach Müller-Stewens drei Voraussetzungen erfüllt sein: a) Manager der sich im Wettbewerb befindlichen Unternehmen spekulieren auf damit verbundene Wertsteigerungspotenziale und erschliessen sich damit neues Wachstum. „Mit einem Click öffneten sich globale Märkte“, berichtet Müller-Stevens. b) Politiker bieten förderliche regulatorische Rahmenbedingungen, Beispiele: Clinton-Administration autorisierte Internet für kommerzielle Zwecke. Republikanischer Kongress und freizügige Auslegung der Kartellgesetze. Deregulierung von Schlüsselbranchen. c) Finanziers sehen neue Möglichkeiten für nach Anlage suchendes Kapital: Private Equity und Venture Capital für e-Business-Aktien.

Der ausgelöste Boom führt in seinen Ausläufern zur Überkapitalisierung, die, sobald sie    durch die Investoren voll wahrgenommen wird, massive Kursverluste auslöst.  So sei es auch zum Platzen des DotCom-Bubble gekommen.

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