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Immobilienprofis – Menschen oder Statistiker

Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2014

Frühe Kritiker des Menschenbildes finden sich schon mit Adam Smith, John M. Keynes, Amartya Sen wie auch bei Nicht-Ökonomen wie William Shakespear usw. Prof. Dr. Tobias Just geht auf der CIMMIT, der IIR Jahrestagung der Immobilienwirtschaft, dem Bild vom REMM, dem „Rational Evaluating Maximising Man“ nach. Just spricht über „Immobilienprofis sind Menschen, keine Statistiker – ist das gut so?“

Prof. Just führt in das Thema mit dem St. Petersburg Paradoxon ein. Ein Spiel mit unendlichem Erwartungswert, der doch Millionen, Milliarden oder unendlich viel wert wäre, würde von den meisten „Kaufleuten“ allenfalls mit Hunderten mitgespielt Ebenso irrrational handeln Menschen, wenn sie zur Vermeidung von Verlusten Risiken eingehen, ansonsten aber lieber sichere Gewinne nehmen.

Just macht klar, dass Statistik keine Frage der Intuition sei. „Wir mögen Geschichten und daraus resultieren Fehlurteile“, warnt Just. Das Gesetz finde sich fast überall. Irving Fisher sagte noch zweit Tage vor Schwarzem Freitag 1929, dass er keinen Grund für Kursrückgänge sehe, David Lereah veröffentlichte noch 2006 ein Buch „Why the real estate boom will not bust“ und der Fußball-Kaiser veründete „Deutschland wird auf Jahre unschlagbar sein“.

Was man hat, gibt man nicht so schnell auf. Irrationalerweise sind die meisten aber nicht bereit, den Preis zu bezahlen, um dieselbe Sache zu bekommen. Für die Immobilienwirtschaft heißt dies, gibt Just ein Beispiel, dass man erst einmal den Mieter ins Haus bringen muss. Ist er erst einmal drin, will er nicht so schnell wieder heraus, selbst wenn sich ursprünglich entscheidende Faktoren ändern.

Just erzählt von einem Experiment zur Macht des Framing. In der Gruppe der China-geprägten wurden wesentlich höhere Investitionsvolumina für die Stadt Ulm geschätzt als in der Gruppe, die zuvor mit Zahlen aus Dänemark versorgt wurden, obwohl beide Statistiken für Ulm gleichermaßen irrelevant sind.

Wenn in Gruppen Peers eine (falsche) Antwort vorgeben, schließen sich 30 %, im Falle von Japan oder auch Ghana sogar 50 % der falschen Vorgabe an, obwohl die richtige Antwort eigentlich offensichtlich ist. Ein weiteres Beispiel: Wurden Asiatinnen vor einem Mathematik-Test (unbewusst) daran erinnert, dass sie Asiaten waren, schnitten sie signifikant besser ab, als wenn sie erinnert wurden, dass sie Frauen waren.

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