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Interne Bankenratings bleiben im Dunkeln

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2015

Die Nachrichten über die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen mittelständichen Unternehmen und Banken sind widersprüchlich. So wuredde beispielsweise auf dem TSI Congress in Berlin von Bankenvertretern berichtet, dass Unternehmen mit ihren Banken sehr zufrieden seien, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes, des erweiterten Spektrums verfügbarer Finanzinstrumente und des harten Wettbewerbs zwischen den Banken in einem Markt, der im internationalen Vergleich als „over-banked“ bezeichnet wird. Schon auf dem TSI Congress in Berlin wurde aber die Frage laut, warum sich diese Zufriedenheit nicht auch in der Praxis zeige.

Zum zweiten Mal hat der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nach der Zusammenarbeit mit ihren Banken befragt. Das Ergebnis: Die Mittelständler bewerten die Kommunikation mit den Banken durchweg negativer als 2014. Die KMU-Berater und ihr Kooperationspartner die Deutsche Unternehmerbörse DUB.de sehen darin eine Gefahr für die zukünftige Kreditversorgung des Mittelstandes. Alle Ergebnisse des „KMU-Banken-Barometer 2015″ ergänzt um Handlungsimpulse für Mittelständler stehen im Internet unter http://www.banken-barometer-2015.kmu-berater.de.

„In den zehn Standardfragen des KMU-Banken-Barometer haben sich die Beurteilungen der Unternehmen achtmal verschlechtert, während nur zwei Fragen marginal besser beantwortet wurden. Das heißt, die Zusammenarbeit hat sich aus Sicht der Unternehmen in der gesamten Breite nicht verbessert. Das gilt vor allem für Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern“ fasst der Verbandsvorsitzende Thomas Thier die Ergebnisse zusammen.

Nicolas Rädecke von der Deutschen Unternehmerbörse DUB.de weist auf die besonders schlecht beurteilten Themen hin: „Die Unternehmen beklagen mangelnde Informationen zum Rating und über Förderkredite, die zu hohen Forderungen nach Sicherheiten durch die Banken und sind mit der eigenen Unabhängigkeit von ihren Banken nicht zufrieden“.

Brisanz bekommen diese Ergebnisse vor dem Hintergrund der sich künftig verschlechternden Ertragsentwicklung bei nahezu allen Kreditinstituten. „Die Verbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken warnen genauso wie die Bundesbank vor einem Rückgang der Zinserträge um bis zu 20 bis 30 Prozent in den kommenden zwei Jahren“ sagt Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater. Dieser Rückgang könne nicht durch höhere Provisionserträge ausgeglichen werden. Gleichzeitig stiegen die Kosten vor allem durch die Regulierung weiter. Das bedeutet laut Sander, dass die Institute im Kreditgeschäft noch zurückhaltender werden müssen, da sie sich keine Kreditrisiken oder gar -ausfälle mehr leisten könnten.

In diesem Umfeld kommt nach den Beratungserfahrungen der KMU-Berater einer guten Kommunikation zwischen Unternehmen und Banken eine ganz besondere Bedeutung zu. „Die Ergebnisse des KMU-Banken-Barometer 2015 verstehen wir daher als Aufforderung an Unternehmen wie Kreditinstitute, ihre Kommunikation zu überdenken und zu verbessern“ betont Thier. Banken und Sparkassen sollten aus Sicht der KMU-Berater offener über ihre Bewertung von Unternehmens-entwicklung, Rating und Sicherheiten sprechen, damit die Unternehmen die Sichtweisen ihrer Kreditgeber realistisch einschätzen können. Die Unternehmen fordern die KMU-Berater auf, offensiver und aktueller mit Informationen und Zukunftserwartungen auf ihre Kreditgeber zuzugehen. „Wir brauchen mehr Engagement von beiden Seiten, sonst werden wir in den kommenden Jahren das Wort ‚Kreditklemme‘ von vielen Unternehmen hören“ ist Sander überzeugt.

Das KMU-Banken-Barometer umfasste zehn Standard- und zwei Sonderfragen. Die Umfrage konnte vom 18.  Mai bis 26. Juli 2015 beantwortet werden. Davon haben wie im Vorjahr 155 Unternehmer/innen Gebrauch gemacht.

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