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Unternehmensbewertung

Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2016

Im Schäffer-Poeschel Verlag legen Wolfgang Ballwieser und Dirk Hachmeister die fünfte Auflage ihres Buches „Unternehmensbewertung“ vor. Es geht hier um den Prozess der Unternehmensbewertung, um Methoden und Probleme. Die Autoren unterscheiden im Wesentlichen Gesamtbewertungsverfahren, Einzelbewertungsverfahren, Mischverfahren und Überschlagsrechnungen. Bei den Gesamtbewertungsverfahren geht es um den Ertragswert und den Discounted Cash Flow. Bei den Einzelbewertungsverfahren unterscheiden die Autoren Liquidationswert und Substanzwert. Unter den Mischverfahren lernt der Leser das Mittelwertverfahren und Übergewinnverfahren kennen und schließlich bei den Überschlagsrechnungen marktpreisorientierte Verfahren.

Unternehmensbewertung ist Mittel zum Zweck, daher stellen die Autoren die verschiedenen Anlässe und Zwecke der Unternehmensbewertung ganz an den Anfang ihrer Erörterung. Außerdem arbeiten sie heraus, wie wichtig eine korrekte Abgrenzung des Bewertungsobjektes ist, also auch der Unternehmensbegriff.

Den Ertragswert lernt der Leser mit seinen Komponenten kennen, er erfährt von der Vergangenheitsanalyse und Lageanalyse sowie Ertragsprognose. Der Ertragswert wird bei Sicherheit sowie bei dem realistischeren Fall von Unsicherheit ermittelt. Schon vor der Finanzkrise war die Frage nach der Bestimmung des Zinsfußes schon schwierig zu beantworten. Vor dem Hintergrund von Negativzinspolitik nicht nur der Europäischen Zentralbank steht die Unternehmensbewertung heute aber vor völlig neuen Herausforderungen. Je nach Modell ergeben sich bei Anwendung eines negativen Zinsfußes absurd hohe Unternehmenswerte. Leider ist die wissenschaftliche Literatur dazu noch nicht sehr ergiebig. Entsprechend ist das Thema auch bei Ballwieser und Hachmeister im Lehrbuch noch nicht verarbeitet.

Das Ausfallrisiko und die mit einer Insolvenz einhergehenden Kosten sind ein wichtiger Aspekt der Unternehmensbewertung. Bei verschiedenen Modellen lassen es die Modellannahmen nicht zu, Insolvenzkosten explizit mit einzubeziehen. Auch Ballwieser und Hachmeister widmen dem Zwischenschritt der Ermittlung eines Kreditratings daher kein gesondertes Kapitel. Insbesondere bei größeren Unternehmen, bei denen ein externes Rating verfügbar ist, wird dieses von Bewertern in der Praxis jedoch einbezogen, um Annahmen über Risikoprämien zu plausibilisieren.

Die fünfte Auflage hebt sich von den früheren Auflagen insbesondere durch die Aufnahme von zwei neuen Kapiteln zu den Besonderheiten der Unternehmensbewertung für die Steuerbemessung und zur Unternehmensbewertung in der Rechtsprechung ab. Das Lehrbuch wird der Zielsetzung gerecht, als Standardwerk den aktuellen Stand des Fachgebiets zu repräsentieren: Auf 317 Seiten werden Studierende mit allen maßgeblichen Bewertungsverfahren vertraut gemacht und erhalten so das Rüstzeug, um auch in Verhandlungssituationen über den Unternehmenwert in der Praxis bestehen zu können.

Themen: Aktienrating, Rezensionen, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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