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Chinas Wirtschaft im Wandel: Herausforderungen und Investmentchancen

Von Dr. Oliver Everling | 13.September 2023

Die chinesische Wirtschaft sieht sich derzeit mit erheblichen Turbulenzen konfrontiert, wobei die Probleme in der Immobilienbranche eine zentrale Rolle spielen und die Anleger in Unruhe versetzen. James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform von Lazard Asset Management, analysiert die Ursachen für diese wirtschaftlichen Herausforderungen und bietet Einblicke, wie Anleger damit umgehen können.

Die jüngsten Entwicklungen in China haben die Besorgnis der Marktteilnehmer hinsichtlich einer sich verschärfenden Immobilienkrise verstärkt. So hat der einst größte Immobilienentwickler Chinas, Country Garden, eine Kuponzahlung versäumt, bevor sie im letzten Moment nachgeholt wurde. Gleichzeitig meldete das hoch verschuldete Unternehmen Evergrande in den USA Konkurs an. Diese Ereignisse haben die ohnehin schon gedämpfte Stimmung der Anleger weiter verschlechtert.

Doch die Probleme in China gehen weit über den Immobilienmarkt hinaus. In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung verstärkt das Konzept des „gemeinsamen Wohlstands“ verfolgt und dabei nationale Champions gestört. Dies führte zu bedeutenden Veränderungen in verschiedenen Sektoren, darunter E-Commerce und Online-Bildung. Unternehmen wurden dazu gedrängt, staatliche Kontrolle höher zu gewichten als schnelles Umsatzwachstum.

Zusätzlich zu den innenpolitischen Herausforderungen belasten internationale Faktoren die chinesische Wirtschaft. Der Westen hat aus Sicherheitsgründen Maßnahmen ergriffen, um seine Märkte vor chinesischen Technologieprodukten zu schützen. Darüber hinaus hat Chinas Allianz mit Russland im Ukraine-Konflikt die Beziehungen zum Westen beeinträchtigt und zu einem Rückgang ausländischer Investitionen geführt.

Die chinesische Regierung hat bisher keine wirksamen Maßnahmen ergriffen, um den Binnenkonsum anzukurbeln und Investitionen in Wachstumsbranchen zu lenken. Die Lockerung der restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung von Immobilienspekulationen hatte begrenzte Auswirkungen auf die öffentlichen Ausgaben. Eine anhaltende Wirtschaftsschwäche könnte das Risiko einer Deflation erhöhen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert zwar ein Wachstum von 5,2 Prozent für China im Jahr 2023, doch die wirtschaftlichen Aussichten des Landes hängen von einer möglichen Trendwende ab.

Trotz der Herausforderungen bieten sich nach wie vor Investmentmöglichkeiten in China. Die chinesischen Unternehmen im MSCI China Index sind derzeit so günstig bewertet wie nie zuvor. Es ist jedoch entscheidend, Unternehmen zu identifizieren, die im Einklang mit den Regulierungsreformen stehen und finanziell stabil sind.

Neben der Immobilienkrise stellt der Konflikt zwischen Taiwan und China ein weiteres Risiko dar. China strebt wahrscheinlich eine friedliche Lösung für die Wiedervereinigung mit Taiwan an, um Sanktionen zu vermeiden. Dennoch bleibt die politische Umsetzbarkeit fraglich.

Abschließend ist festzuhalten, dass China im Kontext von Emerging Markets-Investments zu bedeutend ist, um ignoriert zu werden. Mit seiner riesigen Bevölkerung und der wachsenden Mittelschicht ist China ein wichtiger Markt. Anleger sollten jedoch vorsichtig vorgehen und die Entwicklungen in China genau im Auge behalten. Die Zukunft der chinesischen Wirtschaft hängt von der Entwicklung des Immobilienmarktes und der politischen Maßnahmen ab. Anleger sollten daher die Daten zum chinesischen Immobilienmarkt und politische Veränderungen genau verfolgen, um die Aussichten für den Binnenkonsum und die Industrietätigkeit des Landes besser einschätzen zu können.

Themen: Aktienrating, Immobilienrating | Kein Kommentar »

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