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Contraintuitive Expansion: UNIQLO eröffnet neuen Store in Frankfurt trotz Onlinehandel-Boom

Von Dr. Oliver Everling | 10.September 2025

Die Eröffnung eines neuen stationären Geschäfts erscheint in Zeiten, in denen der Onlinehandel stetig wächst, fast kontraintuitiv. Dennoch zeigt das Beispiel von UNIQLO, dass der physische Einzelhandel noch lange nicht obsolet ist, sondern vielmehr eine strategische Ergänzung zum digitalen Geschäft darstellen kann. Am 16. Oktober 2025 wird die japanische Modekette in der Frankfurter Biebergasse ihren ersten Store in der Mainmetropole eröffnen. „Das Geschäft wird in der Biebergasse 6-10 eröffnet und über zwei Etagen das gesamte LifeWear-Sortiment für Damen, Herren, Kinder und Babys anbieten“, so die Mitteilung des Unternehmens. Die Entscheidung ist bemerkenswert, weil sie in einer Zeit getroffen wird, in der viele Wettbewerber ihre Präsenz im stationären Handel reduzieren.

Die Herausforderung für Ratingagenturen liegt darin, solche Schritte angemessen zu bewerten. Einerseits sind steigende Mietkosten, Personalausgaben und die Abhängigkeit von lokalen Konsumgewohnheiten klare Risiken. Andererseits kann die physische Präsenz die Markenbindung stärken, Kundenerlebnisse schaffen und digitale Angebote sinnvoll ergänzen. „Frankfurt ist nicht nur ein globaler Finanzstandort, sondern auch ein kultureller Knotenpunkt mit einer wachsenden, stilbewussten Bevölkerung“, erklärt Kohsuke Kobayashi, COO von UNIQLO Deutschland und Polen. Für Analysten bedeutet das, dass nicht nur Zahlen des Onlinehandels, sondern auch qualitative Faktoren wie die lokale Markteinbindung in ihre Prognosen einfließen müssen.

Mit speziellen Angeboten, die weit über den bloßen Verkauf hinausgehen, will UNIQLO seine Position absichern. „UTme! ist ein Service, bei dem Kundinnen und Kunden ihre eigenen einzigartigen T-Shirts entwerfen können“, heißt es in der Ankündigung. Solche personalisierten Dienstleistungen, ebenso wie das RE.UNIQLO Studio zur Reparatur und Individualisierung von Kleidung, passen zum Zeitgeist von Nachhaltigkeit und Individualität. Für Ratingagenturen gilt es daher, in der Bewertung von Handelsunternehmen neue Dimensionen zu berücksichtigen: den Wert von Markenerlebnissen, das Potenzial lokaler Kooperationen und den Einfluss nachhaltiger Geschäftsmodelle.

Gerade weil die Expansion in den stationären Handel dem dominanten Trend zum E-Commerce widerspricht, wird sie zur Bewährungsprobe für klassische Bewertungsmodelle. Sie zwingt Ratingagenturen, über herkömmliche Kennzahlen hinauszudenken und die Frage zu stellen, ob mutige strategische Entscheidungen – wie die Eröffnung eines Flagship-Stores in Frankfurt – nicht langfristig die Stabilität und Kreditwürdigkeit eines Unternehmens stärken können. UNIQLO selbst betont, dass „die Eröffnung einen spannenden neuen Abschnitt für UNIQLO in Deutschland markiert und die Relevanz des deutschen Marktes für das Europageschäft der Firma“ unterstreicht. Für Analysten und Investoren ist diese Botschaft ein Signal: Der Einzelhandel mag sich wandeln, aber er verschwindet nicht.

Themen: Branchenrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Contraintuitive Expansion: UNIQLO eröffnet neuen Store in Frankfurt trotz Onlinehandel-Boom

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