« | Home | »

Deutschlands Welt der Zombies

Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2021

Eine Research-Publikation mit dem Titel „Insolvenzrecht sorgte 2020 für weniger Insolvenzen, aber Forderungsausfälle stiegen“ der DZ BANK AG liefert Branchenanalysen, die an der aktuelle Situation keinen Zweifel lassen: „Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht sorgt dafür, dass die Insolvenzmeldungen derzeit nicht die wirtschaftliche Entwicklung in der Corona-Krise widerspiegeln. Vielmehr sind die tatsächlichen Insolvenzzahlen stark verzerrt: So sanken die Unternehmensinsolvenzmeldungen von Januar bis Oktober 2020 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 15 Prozent. Im Oktober gaben sie gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um fast 32 Prozent nach. Diese Entwicklung setzt sich auch bei den Insolvenzhäufigkeiten auf Branchenebene und bei den Bundesländern fort.“

Die Höhe der von den Insolvenzen voraussichtlich betroffenen Forderungen sei dagegen im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt, berichtet die DZ BANK: „Im Vergleich zum Vorjahr haben in der Corona-Krise damit tendenziell deutlich größere Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Nach Angaben der Creditreform haben sich 2020 die Insolvenzen bei Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz über 50 Mio. Euro verdoppelt, obwohl die Gesamtzahl der Insolvenzen gleichzeitig stark zurückging.“

Die beträchtlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise werden nach dem Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und anderer staatlicher Hilfsmaßnahmen zu einer Unternehmensinsolvenzwelle führen, so die Prognose der Analysten. Letztendlich habe die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht neben dem willkommenen Aufschub für in der Krise unter Druck geratene, aber eigentlich solide Unternehmen auch die Zahl der nicht überlebensfähigen „Zombie-Unternehmen“ erhöht. „Deren Insolvenzmeldung wurde mit dieser Maßnahme nur vor sich hergeschoben“, warnen die Experten.

Themen: Unternehmensrating | Kein Kommentar »

Kommentare

Sie müssen eingelogged sein um einen Kommentar zu posten.