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Dr. Rainer Polster: „Dialog statt Abhaken“ – OLB unter europäischer Bankenaufsicht

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2025

Dr. Rainer Polster, Chief Financial Officer der Oldenburgischen Landesbank (OLB), nutzte seinen Vortrag auf der Handelsblatt-Tagung „Bankenaufsicht 2025“, um den Übergang zur europäischen Bankenaufsicht aus Sicht eines mittelständisch geprägten Instituts einzuordnen – praxisnah, differenziert und mit klarem strategischem Fokus.

Eingangs skizzierte Polster die aktuelle Positionierung der OLB, die sich als feste Größe in der Finanzierung des deutschen Mittelstands versteht. „Wir finanzieren immer Mittelständler. Alles, was größer ist als eine Milliarde Euro Umsatz, ist nicht unsere Kundengruppe“, erklärte er. Mit rund 70 bis 80 Prozent des Geschäfts in Deutschland und einem ergänzenden, gezielten Europa-Anteil stellt sich die OLB bewusst nicht global, sondern regional robust auf.

Ein besonderes Aushängeschild: Die Bank gilt als größter Fußballfinanzierer des Landes – ein Nischensegment mit stabilem Wachstumspotenzial. Die Eigenkapitalrendite liegt nach Polsters Angaben bei beeindruckenden 16 bis 17 Prozent – ein Wert, der im aktuellen Marktumfeld deutlich über dem Branchenschnitt liegt und auf eine disziplinierte Risikosteuerung und zielgerichtete Geschäftspolitik hindeutet.

Ein strategischer Meilenstein war für die OLB der Erwerb der Degussa Bank. Dieser Schritt markierte nicht nur eine Expansion, sondern auch eine signifikante Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank im Rahmen der Bankenaufsicht. Polster berichtete von intensiven Prüfprozessen wie Quality Reviews, Stresstests und vertieften Reporting-Anforderungen. Dabei lobte er ausdrücklich die Entwicklung des Aufsichtsdialogs unter dem Single Supervisory Mechanism (SSM).

Die EZB gehe – anders, als es die OLB unter BaFin und Bundesbank gewohnt war – über ein formales Abhaken hinaus und suche einen inhaltlich substanziellen, aufsichtsrechtlich begründeten Dialog mit den beaufsichtigten Instituten. Dieser Wandel werde von der OLB als Chance gesehen, sich frühzeitig mit regulatorischen Anforderungen auseinanderzusetzen und dabei auch auf qualitative Verbesserungen in Risikomodellen und Steuerungsprozessen hinzuarbeiten.

Im Bereich Governance unterstrich Polster die Bedeutung vollständiger Dokumentation: „Alles, was nicht dokumentiert ist, gibt es nicht.“ Dieser Leitsatz sei nicht nur regulatorisch erforderlich, sondern auch Grundlage für interne Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Verlässlichkeit.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags war das Thema Nachhaltigkeit. Als CFO trägt Polster zugleich die Verantwortung für das ESG-Management der OLB. In diesem Kontext werde ESG nicht als Nebenschauplatz betrachtet, sondern als integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie – sowohl mit Blick auf Risikomanagement als auch auf Chancenbewertung.

Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Bankwesen, darunter langjährige Tätigkeiten bei der Deutschen Bank im In- und Ausland, bringt Dr. Rainer Polster umfassende Expertise in die laufende Transformation des europäischen Aufsichtsrahmens ein. Sein Vortrag zeigte, wie sich ein mittelständisches Institut professionell, dialogbereit und strategisch vorausschauend in der neuen Bankenaufsicht positioniert.

Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Dr. Rainer Polster: „Dialog statt Abhaken“ – OLB unter europäischer Bankenaufsicht

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