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Europas digitale Zukunft gestalten – Souveränität, Sicherheit, Innovation

Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2025

Der Programmpunkt „AWS und Deloitte: Europas digitale Zukunft gestalten – Souveränität, Sicherheit, Innovation“ auf der BankenTech-Konferenz beleuchtet eines der strategisch wichtigsten Themen für den europäischen Finanzsektor: die Balance zwischen technologischer Leistungsfähigkeit und digitaler Selbstbestimmung. Deloitte setzt dabei den inhaltlichen Rahmen und zeigt auf, warum digitale Souveränität für Banken, Finanzdienstleister und Marktinfrastrukturen zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor wird. Datenhoheit, regulatorische Sicherheit und die Fähigkeit, kritische Systeme unabhängig von außereuropäischen Einflüssen zu betreiben, rücken in den Fokus. Insbesondere im Zusammenspiel aus verschärften Anforderungen an Datenschutz, Resilienz und Cloud-Governance entsteht ein Bedarf an Infrastrukturen, die europäische Werte und Standards nicht nur erfüllen, sondern aktiv schützen. Wie lässt sich „Digitale Souveränität“ im organisatorischen Kontext definieren? Es gibt keine einheitliche Definition über NIST; BSI, ISO usw. – Organisationen müssen daher eigene Ansätze entwickeln.

Vor diesem Hintergrund stellt AWS mit der European Sovereign Cloud eine neue, EU-konforme Cloud-Region vor, die genau auf diese Anforderungen abzielt. Sie ist sowohl organisatorisch als auch technisch von der globalen AWS-Infrastruktur getrennt, wird perspektivisch vollständig von EU-Bürgern betrieben und erfüllt strikte europäische Datenschutz- und Compliance-Vorgaben. Damit verbindet sie die Leistungsfähigkeit, Skalierbarkeit und Services eines globalen Hyperscalers mit einem Maß an Kontrolle und Souveränität, das für kritische Finanzanwendungen essenziell ist. Für Banken bedeutet dies: modernste Cloud-Technologien können genutzt werden, ohne regulatorische Risiken oder geopolitische Abhängigkeiten einzugehen.

Michael Hanisch, CTO von AWS Deutschland, und Andreas Schleiter, Partner für Cloud Transformation & Cloud Analytics bei Deloitte, zeigen gemeinsam auf, wie Finanzinstitute diese neue Infrastruktur nutzen können, um Innovationen – von KI und Advanced Analytics bis hin zu modernen Kernbanklösungen – sicher und compliant umzusetzen. Deloitte bringt dabei seine Expertise in Cloud-Governance, regulatorischem Framework und Transformationsmanagement ein, während AWS die technologische Basis liefert, um Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Effizienz auf das nächste Level zu heben. Das Zusammenspiel beider Partner macht deutlich, dass Europas digitale Zukunft nicht in einem Entweder-oder zwischen Innovation und Regulierung liegt, sondern im intelligenten Verbinden dieser beiden Anforderungen. Die vorgestellten Ansätze zeigen, wie souveräne Cloud-Lösungen dazu beitragen können, Europas Finanzsektor resilienter, unabhängiger und gleichzeitig innovationsstärker zu machen.

Für Banken erzeugt die Kombination aus Geopolitik, Regulierung und technologischem Wandel einen besonders starken Handlungsdruck. Internationale Spannungen, Cyberbedrohungen und Abhängigkeiten von globalen Technologieanbietern machen deutlich, wie verwundbar kritische Finanzinfrastrukturen sein können. Gleichzeitig verschärfen Aufsichtsbehörden in Europa ihre Anforderungen an Resilienz, Datenhoheit, Outsourcing, Cloud-Risiken und operationelle Sicherheit – ein Regulierungsrahmen, der Banken zwingt, ihre Systeme, Prozesse und Lieferketten neu zu denken. Parallel dazu entwickelt sich Technologie schneller denn je: KI, Cloud-Modernisierung, Automatisierung und neue Sicherheitsarchitekturen verändern nicht nur das Betriebskern, sondern auch Kundenerwartungen und Wettbewerbsdynamiken. In diesem Spannungsfeld wird klar, dass Abwarten keine Option mehr ist. Banken müssen handeln, um Abhängigkeiten zu reduzieren, regulatorische Vorgaben zuverlässig zu erfüllen und die technologischen Chancen zu nutzen, die ihre Zukunftsfähigkeit bestimmen.

Michael Hanisch beschreibt das Angebot von AWS als einen entscheidenden Schritt, um Europas digitale Souveränität konkret und praktisch umzusetzen. AWS investiert massiv in Deutschland und Europa – allein über 8 Milliarden Euro in der bestehenden Region Frankfurt – und kündigt nun den Start der AWS European Sovereign Cloud an, deren Launch für Dezember 2025 geplant ist.

Diese neue Cloud-Region entsteht mit Rechenzentren in Brandenburg und einer geplanten Investition von 7,8 Milliarden Euro, sie ist physisch wie organisatorisch vollständig von der globalen AWS Cloud getrennt und wird ausschließlich von EU-Bürgerinnen und -Bürgern betrieben, die ihren Wohn- und Arbeitsort innerhalb der EU haben. Damit schafft AWS eine Infrastruktur ohne kritische Abhängigkeiten außerhalb Europas: Kundendaten und künftig auch alle Metadaten verbleiben vollständig in der EU, der gesamte Source Code kann innerhalb Europas gespiegelt werden, und der Betrieb ist auf unbegrenzte Zeit als souveräne Einheit ausgelegt. Hanisch betont, dass Kunden volle Kontrolle über ihre Daten, operative Autonomie, Datenresidenz in der EU sowie eine erhöhte Resilienz und Unabhängigkeit erhalten – ohne den Innovations- und Funktionsumfang eines globalen Hyperscalers einzubüßen.

Gleichzeitig spricht er offen an, dass vollständige Autarkie nicht möglich ist, da etwa Komponenten wie Festplatten global beschafft werden müssen. Um die Governance weiter zu stärken, wird die European Sovereign Cloud durch eine Geschäftsführung aus EU-Bürgern geführt, durch einen unabhängigen, vierköpfigen europäischen Beirat begleitet und über EU-basierte Tochtergesellschaften für Infrastruktur, Forschung & Entwicklung sowie Sicherheitszertifizierungen organisatorisch verankert.

Ergänzend arbeitet AWS eng mit dem BSI zusammen, richtet sich nach dem Sovereign Requirements Framework und erfüllt Standards wie ISO 27001, SOC 1/2, C5, KRITIS, PCI-DSS und selbstverständlich die DSGVO. In Summe zeichnet Hanisch das Bild einer Cloud-Infrastruktur, die europäische Anforderungen an Souveränität, Sicherheit und Compliance mit der vollen Innovationskraft moderner Cloud-Technologie verbindet.

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