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Family Office im Private Wealth Management

Von Dr. Oliver Everling | 31.Dezember 2007

Eine Doktorarbeit in der dritten Auflage – von einem solchen Absatzerfolg können die meisten Doktoranden nur träumen. Die meisten Doktoren geraten bei der Frage nach ihren Dissertationen eher in Verlegenheit, als dass sie von Erfolgsgeschichten zu berichten hätten: Gewöhnlich wandern die Ergebnisse jahrelanger Recherchen mehr oder weniger unbeachtet in die Archive von Universitätsbibliotheken und die Verlage verdienen mit solche Drucken nur dadurch Geld, dass sie einen kräftigen Zuschuss vom Doktoranden verlangen. So gesellt sich zur Mühe der Arbeit am Ende noch der Einsatz der Ersparnisse.

Im Gegensatz zur Normalität geht das Buch „Family Office im Private Wealth Management“ von Dr. Peter Schaubach im Uhlenbruch Verlag, Bad Soden (ISBN 938-3-933207-34-0, www.uhlenbruch.com), in seine 3. Auflage. Das Buch fand inzwischen möglicherweise schon mehr Leser, als es überhaupt echte „Family Offices“ in Deutschland gibt. Schaubach ist Direktor und gehört zum Team des PFI Private Finance Institute / EBS Finanzakademie, das sich aus der Wissenschaftlichen Leitung, den Wissenschaftlichen Mitarbeitern und der Administration zusammensetzt und zahlreiche Referenten managt (www.ebs-finanzakademie.de).

Nach dem Definitionsansatz von Schaubach bezeichnet „Family Office“ die „von einer Familie oder Individualperson mit komplexem Vermögen in beträchtlichem Umfang zur Generierung von Wertschöpfungsvorteilen etablierte organisatorische Einheit, in der die strategischen, taktischen und operativen Leistungen der Konfiguration, Koordination und Mobilisierung des Finanz-, Human- und Sozialvermögens mit dem Ziel der Schaffung langfristiger Wertschöpfungsvorteilte gebündelt wird“.

Gibt man den Begriff „family office“ bei Google ein, erhält man rund 300.000 Suchresultate, darunter mehr als 40.000 Ergebnisse auf Seiten in deutscher Sprache. Der Begriff teilt das Schicksal vieler anderer Bezeichnungen, mit denen die Kundengruppen der ganz Reichen von den Wohlhabenden und den Vermögenden abgegrenzt werden sollen: Kaum ist das Konzept von Bankangestellten und Beratern verstanden, wird manche gewöhnliche Vermögensverwaltung „wertsteigernd“ mit der neuen Gütebezeichnung versehen.

Das Buch von Schaubach macht deutlich, welche Anforderungen an Family Offices im Private Wealth Management tatsächlich zu stellen sind. Er gründet seine Feststellungen auf einer nach wie vor lesenswerten empirischen Untersuchung, deren Beschreibung bezüglich Zielsetzung, Gegenstand und Umfang sowie Ergebnisse etwa die Hälfte des Buches aufmachen. Für die Praxis interessant sind auch seine Überlegungen zu den Bestimmungsdimensionen der Family Office-Nachfrage, die einerseits an allgemeinen Erklärungsdimensionen des Nachfrageverhaltens, andererseits an Family Office-spezifischen Erweiterungen festgemacht werden.

Nur wer über fundierte Empirie hinaus in seiner Dissertation eine anspruchsvolle wissenschaftstheoretische Modellierung zu finden wünscht, wird im Buch von Schaubach nicht fündig: So werden eher feigenblattartig die Property-Rights-Theorie, die Transaktionskostenökonomik und andere Theorien angesprochen, die sonst bei vielen Wirtschaftswissenschaftlern in Mode sind und viele Seiten füllen würden.

So wird Buch auch weiterhin ein guter Studienbegleiter für die praxisnahe Ausbildung, Forschung und Weiterbildung im Bereich Privates Finanzmanagement sein können, die an der EBS European Business School International University verklammert werden. Prof. Dr. Rolf Tilmes, Wissenschaftlicher Leiter der renommierten EBS Finanzakademie und Autor des Basiswerks „Financial Planning im Private Banking – kundenorientierte Gestaltung einer Beratungsdienstleistung“, der anerkannten Orientierung für Banker und Finanzdienstleister wie z.B. die Certified Financial Planner (CFP®), ist Lehrstuhlinhaber des Stiftungslehrstuhls Private Finance & Wealth Management. Fokus der Lehrstuhltätigkeit ist die gezielte universitäre Ausbildung für das Privatkundengeschäft von Finanzdienstleistern, bei der die Kundenberatung erstmals als wissenschaftliches Feld behandelt wird.

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