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Fragwürdige Praktiken bei Parkkontrollunternehmen: Ein Blick auf die Geschäftspraxis von APCOA

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2023

Die Airport Parking Corporation Of America Inc. (APCOA) wurde im Jahr 1947 in Cleveland, Ohio, USA, als Tochtergesellschaft der ITT Corporation gegründet. Heute, fast 75 Jahre später, befindet sich die APCOA Parking Holdings GmbH mit Sitz in Stuttgart in den Händen von Park Luxco 3 SCA in Luxemburg. Eine 100%-Tochtergesellschaft der APCOA Parking Holdings GmbH ist die APCOA PARKING Deutschland GmbH, die wiederum 100% der Park & Control PAC GmbH hält. Dieser Artikel wirft einen kritischen Blick auf die Geschäftspraxis von APCOA, insbesondere im Zusammenhang mit überhöhten Gebühren für vermeintliche „Parkverstöße“.

APCOA betont in seiner Unternehmensphilosophie, sich auf innovative, verantwortungsbewusste und nachhaltige Weise weiterzuentwickeln und hat 2021 die Initiative „APCOA Sustainability in Action“ gestartet, um Umwelt-, Sozial- und Governance-Maßnahmen (ESG-Maßnahmen) zu fördern. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Das Geschäftsmodell von Park & Control PAC GmbH, einer Tochtergesellschaft der APCOA PARKING Deutschland GmbH, wirft Fragen auf. Auf Parkplätzen, die von Park & Control PAC GmbH betreut werden, fällt zunächst kaum auf, dass es sich um einen privat betriebenen Parkplatz handelt. Doch sobald eine Autofahrerin ihr Fahrzeug verlässt und das angeschlossene Geschäft betritt, wird oft ein offiziell aussehender Strafzettel in Form eines Tickets mit der Beschriftung „Parkverstoß und Zahlungsaufforderung“ in Höhe von 35 € ausgestellt, selbst wenn die Parkdauer nur wenige Minuten beträgt oder – nach Kenntnis der Parkregelung – unverzüglich eine Parkscheibe hinterlegt wird.

Es ist äußerst problematisch, wenn ein Unternehmen, wie in diesem Fall die Park & Control PAC GmbH, von Kunden Gebühren erhebt, die sich willkürlich aus den AGB (Allgemeinen Geschäftsbedingungen) ergeben und nicht dem marktüblichen Tarif entsprechen. Die AGB werden vor Ort nicht ausgehändigt und sind auch auf den Websites der beteiligten Unternehmen nicht zu finden. Dies wirft ernsthafte ethische und rechtliche Fragen auf.

Im Unterschied zum Ordnungsamt, das auf Basis jedermann einsehbarer Gesetze tätig wird, bezieht sich die Park & Control PAC GmbH auf ihre eigenen AGB, die jedoch dem Parkticket nicht zu entnehmen sind. Das Parkticket hält auch keinen Link zu den AGB bereit. Auch auf der Website des Unternehmens gibt es zwar eine Erklärung zum Datenschutz auf https://www.park-control.de/datenschutz, nicht aber die AGB, die angeblich das als „Vertragsstrafe“ bezeichnete Parkentgelt legitimieren sollen.

Kundinnen haben das Recht, klare Informationen über die Gebühren und Tarife zu erhalten, die sie für Parkdienstleistungen bezahlen müssen. Willkürliche und nicht transparente Gebühren können Kunden in die Irre führen und ihr Vertrauen in das Unternehmen erschüttern.

Die Erhebung von Gebühren, die nicht auf transparenten Grundlagen oder marktüblichen Tarifen basieren, könnte rechtlich fragwürdig sein und zu rechtlichen Konsequenzen führen. Kunden haben das Recht, faire und rechtliche Verfahren in Anspruch zu nehmen. Solche Geschäftspraktiken können die Kundenzufriedenheit erheblich beeinträchtigen und zu einem negativen Image für das Unternehmen führen. Unzufriedene Kunden könnten ihre Erfahrungen in sozialen Medien teilen oder Bewertungen veröffentlichen, was wiederum das Image des Unternehmens schädigt.

Eine solche Geschäftspraxis kann die Governance- und sozialen Aspekte eines Unternehmens in ESG-Bewertungen beeinflussen. Ein Mangel an Transparenz und Fairness in den Geschäftspraktiken kann zu einem schlechteren ESG-Rating führen.

Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken fair, transparent und im Einklang mit geltenden Gesetzen und Branchenstandards sind. Wenn Kundinnen das Gefühl haben, dass sie unangemessenen Gebühren ausgesetzt sind, sollten sie ihre Rechte kennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Praktiken anzufechten. Darüber hinaus ist es wichtig, auf solche Unregelmäßigkeiten hinzuweisen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Regulierungsbehörden und der ESG-Bewertungsagenturen zu wecken und den Druck auf Unternehmen zu erhöhen, verantwortungsbewusst zu handeln.

Ein Schild mit der Aufschrift „Park & Control PAC GmbH“ suggeriert, dass die Parkplatzüberwachung ordnungsgemäß erfolgt. Doch jeder Anruf bei der angegebenen Rufnummer führt zu einer frustrierenden Erfahrung. „Herzlich willkommen bei Park und Control und vielen Dank für Ihren Anruf. Damit wir Ihr Anliegen schnell bearbeiten können, benötigen wir Ihre Vorgangsnummer.“

Ein automatisierter Roboter empfängt die Anruferin mit der Aufforderung, die Vorgangsnummer anzugeben, um das Anliegen „schnell“ bearbeiten zu können. Wer aber nach der zitierten Ansage die auf dem Parkticket vermerkte Vorgangsnummer sofort eingibt, erhält keine Antwort. Die der Kundin auf dem Parkticket ausgestellte Vorgangsnummer lässt sich erst nach Anhören und Auswahl der ersten Ziffern von Vorgangsnummern eingeben. „Beginnt Ihre Vorgangsnummer mit der Ziffer 3, drücken Sie bitte die 1.“ Entsprechend folgen weitere, verwirrende Anweisungen zur Vorgangsnummer, je nachdem, mit welcher Ziffer oder welchem Buchstaben die Vorgangsnummer beginnt. Erst dann beginnt die eigentliche Eingabe der Vorgangsnummer. Wer sich hier vertippt oder die Ansage missversteht, kommt nicht weiter.

Selbst nach Eingabe der Vorgangsnummer ist der Prozess noch nicht abgeschlossen, da weitere Schritte und Nummernauswahlen erforderlich sind. So wird zum Beispiel abgefragt, ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf. Erst nachdem die Kundin die mühsame Prozedur durchlaufen hat, meldet sich eine Mitarbeiterin, die jedoch erklärt, keine Informationen über den Vorgang im Computer zu haben. Sie fordert die Kundin stattdessen auf, erneut anzurufen, da der Vorgang möglicherweise noch nicht gespeichert sei.

Ein zweiter Anruf führt erneut durch die langwierige Prozedur, und obwohl die Kundin nun endlich wenigstens die Vorgangsnummer von der Mitarbeiterin bestätigt erhält, wird ihr Anliegen nicht entgegengenommen. Stattdessen wird auf die Website des Unternehmens (www.park-control.de/kontakt) verwiesen und darum gebeten, die Vorgangsnummer dort erneut einzugeben und den Vorgang zu beschreiben.

Was jedoch besonders problematisch ist: Kundinnen erhalten keine taggleiche Bestätigung oder Antwort auf ihre Beschwerden. Über die eingegebenen Daten gibt es keine E-Mail als Quittung. Diese Geschäftspraxis erinnert stark an die Vorgehensweise von einschlägigen Inkassobüros und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack bei den betroffenen Kundinnen.

Es ist wichtig, dass Unternehmen wie APCOA ihre Geschäftspraktiken überdenken und sicherstellen, dass sie im Einklang mit ihren eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen stehen. Kundinnen sollten nicht das Gefühl haben, dass sie in einem undurchsichtigen und frustrierenden Prozess gefangen sind, wenn sie legitime Beschwerden haben. Transparenz und eine kundenfreundliche Herangehensweise sind entscheidend, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen und zu erhalten.

Die Kritik an der Praxis, Kunden mit unerwarteten „Parkverstoß und Zahlungsaufforderungen“ zu überraschen, hängt mit bestimmten sozialen und Governance-Aspekten zusammen, die ESG-Kriterien des Nachhaltigkeitsratings betreffen:

Soziale Aspekte: Das unerwartete Ausstellen von Strafzetteln kann zu negativen sozialen Auswirkungen führen, da es bei den betroffenen Kunden Unzufriedenheit, Stress und Ärger hervorrufen kann. Dies kann wiederum das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit schädigen und zu einem schlechteren sozialen Rating beitragen.

Governance-Aspekte: Eine gute Governance beinhaltet Transparenz, Integrität und ethische Geschäftspraktiken. Das plötzliche Ausstellen von Strafzetteln, ohne klare und transparente Kommunikation und eine angemessene Möglichkeit zur Beschwerde, könnte als mangelnde Transparenz und Kundenorientierung angesehen werden. Dies kann Governance-Mängel signalisieren und das Rating beeinträchtigen.

In ESG-Bewertungen werden Unternehmen ganzheitlich bewertet, und es ist durchaus möglich, dass ein Unternehmen in anderen Bereichen, wie Umweltverträglichkeit oder langfristige Unternehmensführung, gut abschneidet, während es in Bezug auf soziale Aspekte und Governance noch Verbesserungspotenzial hat. Die Kritik zielt darauf ab, auf solche Schwachstellen hinzuweisen und Unternehmen dazu zu ermutigen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken, um einen umfassenderen ESG-Ansatz zu verfolgen, der auch die Kundenzufriedenheit und Ethik berücksichtigt.

Insgesamt ist im Rating darauf zu achten, wie Unternehmen agieren und sicherstellen, dass ihre Praktiken den ethischen Standards entsprechen, die sie selbst verkünden. Nur so kann ein echter Wandel in Richtung nachhaltiger und verantwortungsbewusster Geschäftspraktiken erreicht werden.

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