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Geldpolitischer Kurswechsel in Japan

Von Dr. Oliver Everling | 21.September 2016

Die Bank of Japan einen geldpolitischen Kurswechsel vollzogen, der nach Meinung der Experten der FERI in Bad Homburg in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden sollte. Notenbankchef Kuroda setzt ab jetzt auf ein neues Instrument: das sogenannte „Inflation Targeting“. Dabei steht nicht wie beim Quantitative Easing die absolute Höhe der Wertpapierkäufe im Fokus. Stattdessen verspricht die Notenbank, die Geldbasis so lange und so stark auszuweiten wie nötig, um schnellstmöglich einen Inflationswert „von über 2 Prozent“ zu erreichen. „Diese scheinbar unbedeutende Kurskorrektur ist nichts Geringeres als ein Paradigmenwechsel der Geldpolitik“, konstatiert Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer der FERI. „Damit hat die Bank of Japan unterstrichen, dass sie die Inflation mit allen Mitteln herbeiführen wird“, warnt Rapp.

Der Politikwechsel ist offenbar eine Reaktion auf die scharfe Kritik der Banken und Versicherer an der Geldpolitik der großen Notenbanken. Insbesondere die Banken leiden unter den negativen Zinsen in Europa und Japan. Deren Fähigkeit, durch Fristentransformation über die Zinsstrukturkurve Geld zu verdienen, wird dadurch massiv eingeschränkt. Die negativen Zinsen bedrohen damit einen wichtigen Geschäftszweig der Branche. Bereits bei der letzten Sitzung der EZB wurde deutlich, dass die Notenbanken diesen Punkt offenbar verstanden haben. EZB-Chef Draghi hatte Anfang September überraschend keine weitere Ausweitung der Geldpolitik beschlossen.

Der Politikwechsel der Bank of Japan dürfte zu einer noch stärkeren monetären Verwässerung führen als bisher, glauben die Analysten aus Bad Homburg. Gleichzeitig werden negative Effekte für das Bankensystem reduziert, sofern das „Inflation Targeting“ wie beabsichtigt zu einer steileren Zinsstrukturkurve führt. „Damit bleibt die Bank of Japan auch weiterhin ein wichtiger Gradmesser für die Experimentierfreude der globalen Geldpolitik“, so Rapp weiter. Weitere extreme Schritte – Stichwort Helikoptergeld – sind nach Einschätzung von FERI nicht ausgeschlossen, weshalb die Aktionen der Bank of Japan genauestens beobachtet werden sollten.

Themen: Aktienrating, Länderrating | Kein Kommentar »

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