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Inflation kein Hinderungsgrund für Investments

Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2022

Schon vor der Ukraine-Krise litten Schwellenlandanleihen unter Stress. Im Herbst 2021 begannen die großen Mittelabflüsse: „In den vergangenen sechs Monate wurden etwa 21 Milliarden US-Dollar aus der Assetklasse abgezogen, davon 14 Milliarden US-Dollar allein in diesem Jahr“, berichtet Bond-Spezialistin Denise Simon.bei Lazard Asset Management Aber nach vielen Monaten der Verkäufe sind die Bewertungen jetzt auf historisch attraktivem Niveau.

„Zum Ultimo März sahen wir einen Spread auf Indexebene von 465 Basispunkten bei einer Rendite über 7 Prozent. Diese Rekordwerte erzielten Schwellenlandanleihen nur während der Finanzkrise und zum Start der COVID-Pandemie. Aber zu diesen beiden Krisen war der makroökonomische Ausblick bedeutend schlechter und vor allem unsicherer als derzeit“, betont Simon. „Im Vergleich ist die aktuelle Situation weniger besorgniserregend. Auch wenn der Konflikt in Osteuropa ein großer und tragischer Schock ist, so wird der Effekt auf die Weltwirtschaft dennoch eher begrenzt sein. Für Investoren könnte es eine Gelegenheit sein, Marktverschiebungen zu nutzen.“ Die Bewältigung der Risiken und Chancen erfordert jedoch einen flexiblen Ansatz.

Inflation betrachtet die Expertin nicht als Hinderungsgrund für ein Investment: „Die gängige Meinung, dass Anleihen aus Schwellenländern in Zinserhöhungszyklen schlechter abschneiden, ist ein Trugschluss.“ In den letzten drei Zinserhöhungszyklen der Fed haben sich die Spreads der auf Dollar lautenden EM-Staatsanleihen tatsächlich verengt. „Das liegt zum einen daran, dass Zinserhöhungen oft schon vorab eingepreist sind. Zum anderen liegt es an der Begründung der Fed: Zinserhöhungen gegen die Inflation stärken das Wachstum und werden vom Markt positiv aufgenommen. Schließlich ist die Inflation im Augenblick das größere Problem als Zinserhöhungen“, erklärt die Expertin.

Die Zentralbanken der Schwellenländer sind der US-amerikanischen und der europäischen Notenbank um einiges voraus. Sie starteten bereits im vergangenen Jahr mit Zinserhöhungen. Daher lohnt sich auch an dieser Stelle ein differenzierter Blick auf die Schwellenländer, urteilt Denise Simon. „Länder wie Angola und Ecuador gehörten in den letzten Monaten zu den Outperformern. Unserer Meinung nach dürften Rohstoffexporteure, Hochzinsländer und konfliktferne Länder profitieren. Die Hauptfrage besteht darin, inwieweit der Konflikt das globale Wachstum insgesamt schwächt und das globale Finanzmarktumfeld beeinträchtig. Hier sind vor allem die Notenbanken gefragt.“ Staatsanleihen aus ausgewählten Schwellenländern in Hartwährungen sind aus ihrer Sicht attraktiv.

Themen: Anleiherating, Länderrating | Kein Kommentar »

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