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Kultur als Schlüssel: Mit Technologie und Vertrauen die Bank von morgen bauen
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2025
Daniel Kapffers Vortrag „Kultur als Schlüssel: Mit Technologie und Vertrauen die Bank von morgen bauen“ fügt sich nahtlos in den zentralen roten Faden der Handelsblatt-Konferenz BankenTech ein, die sich in diesem Jahr mehr denn je der Frage widmet, wie technologische Innovation, organisatorische Transformation und ein neues Führungsverständnis zusammenwirken müssen, um Banken zukunftsfähig zu machen. Während viele Programmpunkte auf konkrete Technologien wie KI, Cloud, Blockchain, Tokenisierung oder souveräne Infrastrukturen fokussieren, setzt Kapffer bewusst einen Akzent hinter den Kulissen: Er richtet den Blick auf die kulturellen Grundlagen, die darüber entscheiden, ob solche Technologien in etablierten Häusern überhaupt wirkungsvoll eingesetzt werden können.
Kapffer beschreibt technologische Entwicklungen als historischen Moment, in dem Unternehmen wie Gesellschaft entscheiden müssen, ob sie Innovation als Bedrohung oder als Chance begreifen. Deutschland und Europa hätten in den vergangenen Jahren an Innovationsdynamik verloren, doch die Potenziale seien enorm – vorausgesetzt, man öffnet sich neuen Entwicklungen und legt eine realistische, weniger ängstliche Perspektive auf technologische Souveränität an. Für ihn ist Souveränität keine Haltung der Abschottung, sondern eine Frage der Wahlfreiheit: Die Fähigkeit, bewusst zwischen Technologien und Partnern entscheiden zu können, ohne in naive Autarkiefantasien zu verfallen. Er hält wenig von der verbreiteten Idee, alles selbst entwickeln zu müssen, und warnt, dass dieses Missverständnis die europäische Innovationskraft eher bremst als stärkt.
In den Mittelpunkt stellt er die Menschen, denn Innovation entsteht für ihn in erster Linie durch Kultur. Angst- und Kontrollkulturen ersticken jede Kreativität; psychologische Sicherheit, Vertrauen und das Zutrauen in Mitarbeitende sind dagegen Katalysatoren für Fortschritt. Kapffer betont, dass Mitarbeitende nur dann neue Ideen entwickeln, technologische Neuerungen ausprobieren und Verantwortung übernehmen, wenn sie in einer Umgebung arbeiten, die ihnen Autonomie zugesteht und Fehler als Teil des Lernprozesses akzeptiert. Diese Form des Enablements sieht er als Hauptfaktor für Innovationskraft – weit wichtiger als der Einsatz eines einzelnen technologischen Werkzeugs.
Auch strukturelle und regulatorische Hürden spricht Kapffer offen an. Zwar müssten bestimmte Vorgaben kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden, doch der eigentliche Wettbewerb finde am Markt statt, nicht in der Regulatorik. Er beobachtet zudem positive Veränderungen: Der Glaube, strikte Regulierung sei ein europäischer Exportschlager, sei spürbar zurückgegangen. Stattdessen zeichne sich ein regulatorisches Umfeld ab, das Innovation nicht länger als Risiko, sondern zunehmend als Notwendigkeit begreift.
Kapffers Beitrag zeigt im Kontext der BankenTech-Konferenz, dass Technologie allein nicht die Zukunft der Banken gestalten wird. Die großen technologischen Trends – KI, Cloud, DLT, Cybersecurity, Datenökosysteme – bilden den Werkzeugkasten, doch ohne eine Kultur des Vertrauens, des Lernens und der offenen Zusammenarbeit verpufft ihr Potenzial. In einer Veranstaltung, die viele technologische Leuchttürme präsentiert, erinnert sein Impuls daran, dass die Bank von morgen vor allem durch Menschen gebaut wird, die den Mut haben, Neues zuzulassen, Freiräume zu nutzen und Verantwortung zu übernehmen.
Themen: Bankenrating | Kommentare deaktiviert für Kultur als Schlüssel: Mit Technologie und Vertrauen die Bank von morgen bauen
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