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Nicht ob, sondern wann kommt die US-Rezession ist die Frage

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2023

Beim 36. FERI Konjunktursymposim reflektiert Chef-Volkswirt Axel Angermann zunächst die Kernthesen des Vorjahres, vom 27. April 2022: Ukraine-Krieg, Stagflation der Weltwirtschaft und Geldpolitik im Straffungsmodus. Soviel Eigenwerbung muss ein Jahr später, am 27. April 2023 für die FERI erlaubt sein: Was damals als zentrale Themen des Jahres identifiziert wurde, beschäftigte die Kapitalmärkte über das ganze Jahr hindurch.

Nun geht es um das kommende Jahr: „wir sind ziemlich pessimistisch für die Wachstumserwartungen 2024.“ 2023 stelle sich zwar in vielen Ländern besser dar als zunächst angenommen. In den USA sei die Rezession sicher, die Frage sei nur, wann sie komme. Es gab eine Überhitzung durch die Covid-Stimulierung, partiell im Arbeitsmarkt, strukturell inflationäre Risiken, restriktive Geldpolitik und expansive Fiskalpolitik mischen sich zu latenden Rezessionsrisiken in den USA.

Der Höhepunkt der Inflation sei überschritten, soweit die gute Botschaft. Die schlechte sei aber, dass der Weg zu einem 2%-Ziel nicht ohne Friktionen gelingen werde. Zunächst helfen Basiseffekte, aber ein weiterer Rückgang von 4% auf 2% dürfte ohne echte Rezession schwierig werden.

Die Gaspreise seien deutlich zurückgegangen, bleiben aber höher als vor 2021. Auch Öl bleibt teuer, trotz Preisrückgängen. Für die FERI bleiben spürbar steigende Erdgaspreise im Jahresverlauf 2023 das Basisszenario. Eine Folge der China-Öffnung werde steigende Nachfrage sein: Die zusätzliche globale Nachfrage werde deutlich höher sein als das zusätzliche Angebot. Axel Angermann will nicht von einer Mangellage sprechen, aber weist deutlich auf die Faktoren hin, die die Gaspreise wieder nach oben treiben werden.

Die Geldpolitik habe mit einer drastischen Straffung reagiert. Für das Jahr 2023 gebe es noch keine Hoffnung auf Zinssenkung. Die Geldpolitik sei ganz klar restriktiv, sowohl in den USA, als auch in Europa, mit Ausnahme der unorthodoxen Zinspolitik in der Türkei.

Die Kerninflationsraten sinken in den USA im Zusammenhang mit den Arbeitslosenquoten, berichtet Dr. Volker Kleff von der FERI. Für die Konjunktur bedeute dies, dass die Arbeitslosenquote um rund 3 Prozentpunkte in den USA steigen müsste. 1994 und 1995 gabe es bereits einmal Zinserhöhungen, denen eine Rezession folgt. Die Knappheit an Bankeinlagen erschwert die Kreditvergabe und begünstigt die Rezession. Der Bausektor bricht wegen höherer Zinsen ein. Relativ schnell brach in den USA der Verkauf bestehender Häuser ein. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den USA bei den Wohungsbauinvestitionen.

Der Arbeitsmarkt als Säule der US-Konjunktur laufe jedoch noch relativ gut. Die Arbeitslosenquote sei einem Rekordtief nahe, das zeigt die Beschäftigungsentwicklung. Das stütze den privaten Konsum in den USA. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sei in den letzten Wochen deutlich gestiegen, allerdings sei die Zahl der offenen Stellen immer noch hoch.

Nimmt man für die USA die Inversion der Zinsstrukturkurve als Indikator könne mit der Rezession in den USA etwa bis März 2024 gerechnet werden. Die negative US-Arbeitsmarkteinschätzugn deckt sich allerdings mit Rezesionssbeginn bereits im dritten Quartal 2023. „Diesmal dürfte es eine echte Rezession geben, die also auch den privaten Konsum betrifft“, sagt er will damit die aktuelle Situation von früheren unterscheiden, bei denen es nur technisch zur Rezession kam, die durch „soft landing“ aufgefangen wurde.

Die Wahl in den USA sei für die konjunkturellen Kräfte in den nicht entscheidend, trotz vielen Unterschieden im Detail. Joe Biden würde als Präsident in einer zweiten Amtszeit sicherlich seine industriepolitische Ausrichtung weiter verfolgen. Auf die Konjunkturprognose habe dies aber nur geringen Einfluss.

Themen: Aktienrating, Länderrating | Kein Kommentar »

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