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ODDO BHF sieht Gold mit KI

Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2025

Die kommenden zehn Jahre werden mehr Veränderungen bringen als das gesamte vergangene Jahrhundert. Dieser Ansicht ist Brice Prunas, Portfoliomanager des ODDO BHF Artificial Intelligence. „Für Anleger dürfte das den Beginn eines goldenen Zeitalters für Investitionen markieren – insbesondere in die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz und digitale Vermögenswerte eröffnen“, wie er erläutert. Derzeit befinden wir uns noch in der Aufbauphase der dazugehörigen Infrastruktur. Besonders interessant ist Prunas zufolge dabei das transformative Potenzial von KI in der Medizin, wo rasante Fortschritte möglich sind und die Lebenserwartung deutlich steigen könnte. Auch der Bereich digitaler Vermögenswerte ist chancenreich, insbesondere durch die zunehmende Vernetzung von Unternehmen über KI und die Nutzung digitaler Währungen für Transaktionen.

KI-Unternehmen müssen ihr Schicksal in der Hand haben. Prunas zufolge ist es wichtig zu erkennen, welche Unternehmen in Bezug auf KI ihr Schicksal in den eigenen Händen halten: „Dazu zählen Google, Nvidia, Tesla und OpenAI – Unternehmen, die nicht nur technologisch führend sind, sondern auch ihre eigene Infrastruktur und Modelle kontrollieren.“ OpenAI, das vor sechs Monaten noch mit 300 Mrd. US-Dollar bewertet wurde und nach den im Oktober angekündigten Verträgen mit AMD oder Oracle inzwischen bei 500 Mrd. US-Dollar liege, könnte nach einem Börsengang zu einem Hyperscaler werden. Hyperscaler sind große Rechenzentren, die sich darauf spezialisiert haben, Organisationen und Einzelpersonen weltweit große Mengen an Rechenleistung und Speicherkapazität zur Verfügung zu stellen. „Paradoxerweise haben Unternehmen wie Microsoft oder Amazon ihr Schicksal nicht selbst in der Hand, da sie nicht über ein eigenes KI-Modell verfügen,“ meint Prunas.

Kritisch sieht er Unternehmen, die KI auf problematische Weise einsetzen – etwa zur Minimierung von Versicherungsleistungen, wie das etwa bei amerikanischen Krankenversicherern zu beobachten ist. Mit Bezug auf KI stellt sich immer wieder auch die Frage hinsichtlich möglicher Risiken. „Natürlich sind die gesellschaftlichen Risiken nicht außer Acht zu lassen“, erklärt Prunas. „In bestimmten Branchen wird die KI Arbeitsplätze ersetzen.“ Die Gefahr, dass KI ein eigenes Bewusstsein entwickelt, hält er kurz- bis mittelfristig allerdings für gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass Menschen KI für destruktive Zwecke einsetzen – etwa für Cyberangriffe oder die Verbreitung von Desinformation.

Platzt die KI-Kursblase? prunas hält den Vergleich mit 2000, als die Internetblase platzte, für nicht angebracht. „Damals hatten die Unternehmen keinen Umsatz und erst recht keine Gewinne, während KI-Unternehmen heute Cashflows in Milliardenhöhe erzielen“, so Prunas. „Außerdem gibt es heute nur wenige Börsengänge, während Ende der 1990er Jahre jede noch so kleine Website schnell an die Börse gehen wollte.“ Allerdings werde der Ausbau der Infrastruktur langsam sehr kostspielig, und die Cashflows einiger Unternehmen stünden eindeutig unter Druck. „Ich glaube aber nicht, dass die Investitionsströme schnell versiegen werden, denn kein Unternehmen und kein Staat möchte bei KI den Anschluss verpassen“, ist Prunas überzeugt.

Themen: Aktienrating, Ratings | Kommentare deaktiviert für ODDO BHF sieht Gold mit KI

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