DORA: Wie neue Meldepflichten eine bessere Übersicht über Cyberrisiken ermöglichen

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2024

Auf der Handelsblatt-Tagung „BankenTech“ erläuterte Benedikt Queng, Referent bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die weitreichenden Auswirkungen des Digital Operational Resilience Act (DORA) auf den Finanzsektor. Diese EU-Verordnung, die ab dem 17. Januar 2025 in Kraft tritt, soll die digitale Widerstandsfähigkeit von Finanzinstituten stärken, indem sie einheitliche Anforderungen an die Erkennung, Meldung und das Management von IT-bezogenen Risiken und Vorfällen vorschreibt.

Queng betonte, dass Cyberangriffe, insbesondere Ransomware-Attacken, zu den größten Bedrohungen für Finanzinstitute gehören. Die zunehmende Auslagerung von IT-Dienstleistungen an Drittanbieter verschärft diese Risiken durch mögliche Abhängigkeiten und sogenannte **Konzentrationsrisiken** – das Risiko, dass viele kritische Funktionen von wenigen externen Anbietern abhängig sind. Ein Beispiel verdeutlichte Queng anhand eines Vorfalls, bei dem ein Software-Update zahlreiche Flugzeuge am Boden hielt. Solche Szenarien zeigen, wie weitreichend die Folgen von IT-Störungen sein können.

Ein zentraler Aspekt von DORA ist die Einführung harmonisierter Meldepflichten für schwerwiegende Informations- und Kommunikationstechnologie-Vorfälle (IKT-Vorfälle). Aktuell erfolgen solche Meldungen in Deutschland gemäß dem BaFin-Rundschreiben 03/2022 (BA). DORA wird diese Vorgaben jedoch vereinheitlichen und die BaFin zur zentralen Meldestelle machen. Queng erläuterte, dass die BaFin künftig alle Vorfallsmeldungen an relevante Institutionen wie die Deutsche Bundesbank, die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) weiterleiten wird, wodurch eine bessere Koordination und schnellere Reaktion ermöglicht wird.

Er führte aus, dass die meisten gemeldeten Vorfälle derzeit Betriebsstörungen sind – etwa 78 Prozent der Vorfälle gehen auf operationelle Fehler zurück. Nur fünf Prozent der gemeldeten Vorfälle sind sicherheitsrelevant, etwa DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) oder Betrugsversuche durch Phishing. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Cyberangriffe selten sind; viele Angriffe werden abgewehrt, bevor sie meldepflichtig werden.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil von DORA ist das Informationsregister, das Finanzinstitute führen müssen. Dieses Register dient sowohl als internes Risikomanagement-Tool als auch zur Informationsbereitstellung für Aufsichtsbehörden. Es soll helfen, Abhängigkeiten von kritischen Drittanbietern (Critical Third-Party Providers, CTPPs) zu identifizieren. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sowie die EBA werden anhand dieser Informationen entscheiden, welche Drittanbieter einer besonders strengen Überwachung unterliegen.

Ein technisches Rahmenwerk, bestehend aus Regulatory Technical Standards (RTS) und Implementing Technical Standards (ITS), wird die Anforderungen weiter konkretisieren. Die RTS geben detaillierte Vorgaben zur Klassifizierung von Vorfällen, während die ITS die konkreten Anforderungen an die Meldeprozesse definieren.

Queng betonte abschließend, dass die neuen Meldepflichten und der Fokus auf IKT-Risiken nicht nur Herausforderungen, sondern auch Entlastungen mit sich bringen. Durch die zentrale Rolle der BaFin als „Hub“ werden Meldeprozesse effizienter, und Finanzinstitute erhalten klarere Leitlinien im Umgang mit IT-Risiken. Dies wird letztlich dazu beitragen, die Stabilität des Finanzsystems in einer zunehmend digitalen Welt zu sichern.

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Embedded Finance und Open Banking: Neue Regulierung, neue Chancen, neue Player?

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2024

Die Podiumsdiskussion „Embedded Finance und Open Banking: Neue Regulierung, neue Chancen, neue Player?“ im Rahmen der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ beleuchtete die tiefgreifenden Veränderungen, die durch neue regulatorische Vorgaben wie PSD3, PSR und FIDA auf Banken und Fintechs zukommen. Moderiert von Prof. Dr. Jürgen Bott von der Hochschule Kaiserslautern, fokussierte sich die Diskussion auf die Frage, wie sich der Markt wandelt und welche Chancen sich daraus für etablierte sowie neue Akteure ergeben.

Marc Bewernik, VP Product bei Qwist, betonte, dass das Hauptproblem nicht in fehlenden technologischen Investitionen der Banken liege, sondern vielmehr in den regulatorischen Anforderungen und einem oft unzureichenden Verständnis für APIs und deren Potenziale. Er erklärte, dass der Kern des Open Banking im Aufbau gesicherter Datenkanäle liege, die es ermöglichen, unterschiedliche Daten nach außen zu transportieren und diese gewinnbringend zu nutzen. Content-Management sei hierbei die Basis für innovative Lösungen. Bewernik sieht den Mehrwert und das Potenzial des Geschäfts darin, Finanzdienstleistungen direkt dorthin zu bringen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Für ihn bedeutet Embedded Finance, dass Banken durch Kooperationen mit Fintechs ihre Kundenschnittstelle nicht zwangsläufig verlieren müssen, sondern sich durch neue Lösungen weiterentwickeln können.

Prof. Dr. Silke Finken von der ISM München hob hervor, dass immer mehr Finanzdienstleistungen außerhalb des traditionellen Bankensektors entstehen. Sie betonte die Bedeutung von Embedded Finance, das zunehmend in die Customer Journey integriert werde. Finken stellte heraus, dass die Kundenschnittstelle eine zentrale strategische Frage darstellt, insbesondere im Dreieck von Banken, Firmenkunden und Privatkunden. In der dynamischen Marktphase, in der sich die Branche derzeit befindet, ergeben sich durch neue Arten der Kooperation zahlreiche Möglichkeiten, Mehrwert zu schaffen. Finken sieht Chancen für Banken, sofern diese Embedded Finance proaktiv und strategisch angehen. Dennoch warnte sie davor, dass Banken Gefahr laufen, durch Fintechs in den Hintergrund gedrängt zu werden, wenn sie ihre Rolle nicht aktiv gestalten.

Hartmut Giesen von der Sutor Bank erinnerte an die Entwicklung der Fintechs in den vergangenen Jahren. Während diese anfangs isoliert von den Banken agierten, hat sich das Bild durch Open Banking und Banking-as-a-Service grundlegend verändert. APIs spielen mittlerweile eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der Bereitstellung von Dienstleistungen wie Wertpapierdepots und Dashboards. Giesen hob hervor, dass die Vereinheitlichung der Regulierung in der EU nicht nur hemmend, sondern auch als treibende Kraft wirken kann. Er verwies auf Apple Pay als Beispiel dafür, wie wichtig es für Banken ist, sich technologischen Trends anzupassen. Kunden, insbesondere jüngere Generationen, wählen ihre Bank zunehmend danach aus, ob sie moderne Zahlungsdienste wie Apple Pay unterstützt.

Insgesamt verdeutlichte die Diskussion, dass Embedded Finance und Open Banking den Finanzsektor nachhaltig verändern werden. Banken und Fintechs stehen vor der Herausforderung, neue Kooperationen einzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln, um den sich wandelnden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Die regulatorischen Änderungen schaffen sowohl Hürden als auch Chancen, die es zu nutzen gilt. Entscheidend wird sein, ob und wie Banken ihre strategische Rolle in diesem neuen Ökosystem definieren und gestalten.

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Synergie von Banken, Fintech und Plattformen: Beschleunigung benutzerfreundlicher Kreditvergabe-Erlebnisse

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2024

Die Podiumsdiskussion „The Synergy of Banks, Fintech, and Platforms: Accelerating User-Friendly Lending Experiences“ auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ brachte wertvolle Einblicke in die Zusammenarbeit von Banken und Fintechs im Bereich der Kreditvergabe und zeigte auf, wie beide Akteure voneinander profitieren können.

Martin Brinckmann, Head of Small and Medium Corporates sowie Mitglied der Geschäftsführung der HypoVereinsbank, hob die Partnerschaft mit Banxware als strategisch vorteilhaft hervor. Die HypoVereinsbank könne in dieser Kooperation ihre langjährige Erfahrung und ihre Stärken als etablierte Bank einbringen, während Banxware mit seiner Innovationskraft und Flexibilität einen entscheidenden Mehrwert liefere.

Besonders betonte Brinckmann die Möglichkeit, durch diese Zusammenarbeit an Geschwindigkeit zu gewinnen, was in einem zunehmend digitalen und dynamischen Marktumfeld von entscheidender Bedeutung sei. Künftig werde das Geschäft verstärkt über Plattformen abgewickelt, was Banken zwinge, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und anzupassen. Eine Kooperation allein reiche nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben; auch die Banken selbst müssten ihre Prozesse und Strukturen ständig hinterfragen und verbessern.

Jens Röhrborn, Gründer und CEO von Banxware, brachte eine umfassende Perspektive aus der Fintech-Branche in die Diskussion ein. Als erfahrener Rechtsanwalt und Unternehmer mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung im Bereich Venture Capital und M&A verfügt Röhrborn über tiefgehendes Wissen zu den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen, die Fintechs prägen.

Mit Banxware verfolgt er seit 2020 das Ziel, den Bereich Embedded Lending neu zu gestalten und Plattformen die Möglichkeit zu geben, ihren Geschäftskunden Finanzierungslösungen anzubieten. In Deutschland nimmt Banxware dabei eine Vorreiterrolle ein. Röhrborn erläuterte, dass Plattformen im Kreditgeschäft auf regulatorische Hürden stoßen, die sie allein nur schwer überwinden können. Aus diesem Grund sei die Zusammenarbeit mit der HypoVereinsbank von zentraler Bedeutung. Die Bank bringe nicht nur das nötige Kapital zu attraktiven Konditionen mit, sondern ermögliche es Banxware auch, regulatorische Ineffizienzen zu umgehen, die Fintechs oft vor große Herausforderungen stellen.

Beide Diskutanten waren sich einig, dass die Synergie von Banken und Fintechs entscheidend ist, um nutzerfreundliche Kreditangebote zu schaffen und neue Märkte zu erschließen. Während die Banken von der Innovationskraft und Agilität der Fintechs profitieren, bringen sie selbst die notwendige Stabilität und Erfahrung mit. Diese gegenseitige Ergänzung eröffnet neue Möglichkeiten, Finanzdienstleistungen effizienter, schneller und kundenorientierter zu gestalten. Die Diskussion verdeutlichte, dass die Zukunft der Kreditvergabe in der Kombination von technologischem Fortschritt und traditionellem Bankwesen liegt, wobei kontinuierliche Anpassung und Innovation unerlässlich bleiben.

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Fintech on the rise again? Aktueller Marktüberblick

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2024

Der Fireside-Chat „Fintech on the rise again?“ im Rahmen der Handelsblatt Tagung BankenTech gab einen tiefen Einblick in die aktuelle Dynamik der Fintech-Branche und beleuchtete wesentliche Aspekte, die für den zukünftigen Erfolg entscheidend sind.

Roger Berger, Head of Fintech bei BNP Paribas, betonte die globale Ausrichtung seines Unternehmens und distanzierte sich von der Wahrnehmung, BNP Paribas sei ein rein „französischer“ Akteur. Er hob hervor, dass Start-ups enorm davon profitieren können, wenn sie erfahrene Partner, sogenannte „senior bankers“, in ihre Teams integrieren. Diese Expertise ermögliche eine nachhaltige Entwicklung und strategische Weichenstellungen, die über den kurzfristigen Erfolg hinausgehen. Berger sprach zudem über verschiedene Exit-Strategien, wobei er Partnerschaften mit Versicherungs- oder Bankunternehmen als attraktive Optionen bezeichnete. Auch Fintech-IPOs blieben in diesem Zusammenhang ein Thema.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Ausführungen war die Regulierung in Europa. Berger stellte klar, dass die strengen Vorgaben zwar oft als Hemmschuh wahrgenommen werden, sie jedoch als fair einzustufen seien, wenn sie einheitlich angewendet werden. Problematisch werde es hingegen, wenn unterschiedliche Länder die Regeln unterschiedlich interpretieren, was zu Ungleichheiten im Wettbewerb führen könne. Dies erfordere von Fintechs ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und ein tiefes Verständnis der regulatorischen Rahmenbedingungen.

Alice Rettig, Managing Director des TechQuartier, beleuchtete das Thema aus einer anderen Perspektive. Sie machte deutlich, dass Fintechs heute nur dann eine realistische Chance auf Erfolg haben, wenn sie langfristig ausgelegte Geschäftsmodelle verfolgen. In der Vergangenheit sei oft der schnelle Erfolg im Fokus gestanden, doch dieser Ansatz sei in der aktuellen Marktphase nicht mehr tragfähig. Rettig sieht insbesondere in der Anwendung von künstlicher Intelligenz im Wealth Management große Potenziale. Technologien wie AI könnten dazu beitragen, die Kundenbetreuung zu personalisieren und effizienter zu gestalten, was insbesondere in einem zunehmend digitalisierten Finanzsektor von entscheidender Bedeutung sei.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte Rettig der Motivation und dem Innovationsgeist, der in der Fintech-Szene vorherrsche. Gründer seien oft von einer tiefen Überzeugung und dem Wunsch nach Veränderung getrieben, was sich positiv auf die Innovationskraft der Branche auswirke. Diese Leidenschaft sei ein entscheidender Faktor, der Fintechs trotz der Herausforderungen am Markt nach vorne bringen könne.

Der Fireside-Chat zeigte, dass die Fintech-Branche zwar vor regulatorischen und strategischen Herausforderungen steht, jedoch enormes Potenzial birgt, insbesondere wenn langfristiges Denken, technologische Innovation und erfahrene Partnerschaften zusammenspielen.

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Zukunftsfähige HR-Strategien für den Finanzsektor: Lösungen für die Bereiche IT und Regulatorik

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ betonte Dr. Hubert Staudt die Bedeutung strategischer Personalplanung, um den Fachkräftemangel im Finanzsektor gezielt zu adressieren. Die Herausforderungen sind dabei vielfältig: Der Engpass betrifft insbesondere IT- und Regulatorik-Experten, deren Expertise für die Bewältigung komplexer Aufgaben wie Finanzstabilität, Geldwäscheprävention und die Umsetzung neuer regulatorischer Vorgaben essenziell ist.

Gesetzesinitiativen wie CRR III, CSRD und DORA erfordern ein tiefgreifendes Verständnis für Compliance und Regulierung, während die Bedrohung durch Cyberangriffe zusätzliches Know-how in Cyber Security und IKT-Risikomanagement notwendig macht. Staudt hob hervor, dass Banken zum Beispiel auf den Zero-Trust-Ansatz setzen müssen, um die Sicherheit ihrer Systeme zu gewährleisten.

Im Bereich der Digitalisierung sieht Staudt ebenfalls wachsenden Personalbedarf. Themen wie Künstliche Intelligenz, Cloud Computing und digitale Kundeninteraktionen erfordern spezialisierte Fachkräfte. Besonders im Bereich der Cloud-Nutzung zeichnen sich Trends ab: Viele Banken greifen auf mehrere Anbieter zurück, was das Management dieser Strukturen komplexer gestaltet.

Staudt verwies auf die Notwendigkeit flexibler Sourcing-Strategien, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Hierbei müssen sowohl interne als auch externe Ressourcen eingebunden werden. Intern sieht er eine Kombination aus passivem und aktivem Sourcing. Während klassisches Recruiting, Employer Branding und Hochschulmarketing nach wie vor wichtig sind, gewinnt die direkte Ansprache potenzieller Kandidaten an Bedeutung.

Externe Ressourcen bieten ebenfalls wertvolle Möglichkeiten zur Überbrückung von Engpässen. Freelancer, Interim Manager und Berater können projektbasiert eingebunden werden, während Modelle wie Arbeitnehmerüberlassung und InStaffing zusätzliche Flexibilität schaffen.

Entscheidend sei es, so Staudt, langfristige Bindungsstrategien zu entwickeln, um qualifizierte Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Hierzu gehören nicht nur attraktive Übernahmebedingungen, sondern auch gezielte Onboarding-Maßnahmen und eine kontinuierliche Betreuung während der Projektphasen. Angesichts der komplexen Anforderungen an Personalplanung und Fachkräftegewinnung plädierte Staudt für einen ganzheitlichen Ansatz, der die Herausforderungen der Branche proaktiv adressiert und nachhaltige Lösungen schafft.

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Vermögensverwaltung: Digitalisierung als Treiber für Innovation, Effizienz und Kundengewinnung

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ widmete sich eine Diskussionsrunde der Zukunft der Vermögensverwaltung und der Rolle der Digitalisierung als Treiber von Innovation, Effizienz und Kundengewinnung. Im Zentrum standen dabei die Fragen, wie digitale Angebote mehr Menschen zur Anlage am Kapitalmarkt bewegen können und welche Infrastruktur notwendig ist, um sowohl Effizienz als auch Compliance sicherzustellen. Ein besonderer Fokus lag zudem auf der Zusammenarbeit zwischen Banken und Fintechs, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und bestehende Prozesse zu optimieren.

Kim Felix Fomm von Raisin betonte die zentrale Rolle der IT bei der Kostensenkung und der effizienten Abwicklung von Finanzgeschäften. Mit über einer Million Kunden und 250 Partnerbanken hat Raisin eine beachtliche Größe und Komplexität erreicht. Fomm erklärte, dass das Ziel darin bestehe, durch digitale Lösungen die Abwicklungskosten kontinuierlich zu reduzieren und so sowohl für das Unternehmen als auch für die Kunden Vorteile zu schaffen. Die Digitalisierung sieht er nicht nur als Werkzeug zur Effizienzsteigerung, sondern als essenziellen Bestandteil des Geschäftsmodells.

Verena Heming von BlackRock hob die Bedeutung von kostengünstigen Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette hervor. Sie verwies auf die steigende Nachfrage nach digitalen Angeboten und deren Wachstumsraten. In ihrer Funktion unterstützt Heming digitale Vertriebspartner bei der Entwicklung neuer Vertriebsstrategien und betonte die Wichtigkeit, digitale Services sowohl national als auch international auszubauen. Die Integration von ETFs, Fonds und anderen Investmentprodukten in digitale Plattformen eröffnet nicht nur neue Vertriebsmöglichkeiten, sondern erleichtert auch den Zugang für Endkunden.

Konstantin Kottula von Upvest brachte eine B2B-Perspektive in die Diskussion ein. „Die Komplexität, die andere fürchten, lieben wir“, sagt Kottula. Upvest konzentriert sich auf modulare und skalierbare Lösungen, die darauf abzielen, Komplexität effizient zu managen. Kottula sieht gerade in der Herausforderung der Komplexität einen Wettbewerbsvorteil und stellte klar, dass die Digitalisierung nicht nur die Kosten senken, sondern auch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Finanzdienstleistern erhöhen kann. Die Diskussion verdeutlichte, dass die Zukunft der Vermögensverwaltung in der konsequenten Nutzung digitaler Technologien liegt, um sowohl bestehende Prozesse zu verbessern als auch neue Kundengruppen zu erschließen.

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Roundtable-Sessions geben Einblicke in BankenTech

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ gaben drei Roundtable-Sessions Einblicke in aktuelle Trends und Strategien im Bankensektor, wobei Innovation und Technologie als zentrale Treiber im Fokus standen. Im ersten Roundtable zu Managed Cloud Services betonte Gerald Mehring von Sopra Financial Technology, wie wichtig die effiziente Verwaltung von Cloud-Infrastrukturen für Banken ist. Managed Services ermöglichen nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards. Die Teilnehmer diskutierten praxisnahe Ansätze, wie durch eine gezielte Zusammenarbeit mit Technologiepartnern IT-Ressourcen zukunftssicher gemacht werden können. Dabei wurden kritische Fragen nicht ausgespart, wie beispielsweise die Gefahr, dass amerikanische Anbieter politischen bzw. regulatorischen Vorgaben zu gehorchen haben. Mehring, ein erfahrener IT-Experte mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung, teilte wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der Cloud-Modernisierung.

Der zweite Roundtable unter der Leitung von Nadine Methner, Deepak Arora und Frank Wolfsteiner beleuchtete, wie datengetriebene Innovationen das Kundenerlebnis im Banking neu definieren. Methner, die maßgeblich für den Aufbau des Business Bankings der ING verantwortlich war, hob hervor, wie KI und umfassende Data-Analytics-Lösungen zur Schaffung einer nahtlosen „Total Experience“ beitragen. Durch den Einsatz von KI und Cloud-Technologien können Banken ihre Betriebsmodelle transformieren und personalisierte Services anbieten. Methner betonte die Bedeutung agiler Strukturen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und Wachstumschancen zu nutzen. Die Diskussion umfasste auch, wie bankspezifische Cloud-Strategien und produktorientierte Betriebsmodelle eine bessere Abstimmung zwischen Business und IT fördern.

Im dritten Roundtable, moderiert von Karl im Brahm von Objectway, lag der Fokus auf der transformativen Kraft der Technologie. Innovationen wie KI und Cloud-Lösungen wurden als „Gamechanger“ identifiziert, die traditionelle Geschäftsmodelle herausfordern und gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffnen. Die Teilnehmer beschäftigten sich intensiv mit den Chancen und Risiken dieser technologischen Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf Regulierung und Sicherheit. Im Brahm betonte, wie entscheidend es sei, nicht nur technologische Fortschritte zu integrieren, sondern auch das Vertrauen der Kunden durch verantwortungsvollen Einsatz von Technologien zu stärken. Die Roundtables verdeutlichten insgesamt, dass die Zukunft der Finanzwelt in der intelligenten Nutzung von Innovationen liegt – stets mit Blick auf Effizienz, Kundenerlebnis und regulatorische Anforderungen.

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KI Evolution im Banking: Bedeutung für die IT und Digitalisierungsstrategie

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ widmete sich eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde der Rolle von Künstlicher Intelligenz im Banking und deren Bedeutung für IT und Digitalisierungsstrategien. Unter der Moderation von Prof. Dr. Jürgen Bott wurde schnell deutlich, dass die Verbindung von AI-Governance mit regulatorischen Anforderungen ein zentrales Thema ist.

Julia Sterling, Head of AI Strategy & Governance bei der Commerzbank, betonte die bereits bestehende regulatorische Kontrolle. Auch wenn der Begriff „Künstliche Intelligenz“ nicht explizit in den Gesetzestexten erwähnt wird, existiert eine Vielzahl an Vorschriften, die in Banken bereits auf KI-Anwendungen angewendet werden. Sie stellte klar, dass Banken ihre Verantwortung für KI-gesteuerte Prozesse niemals an externe Dienstleister abgeben könnten und verwies darauf, dass viele Standards schon heute genutzt werden können, um Compliance sicherzustellen.

Dr. Raluca Iordache von der Deutschen Bank hob die Vorteile hervor, die sich durch eine Zentralisierung von KI-Initiativen erzielen lassen. Sie sieht darin eine entscheidende Möglichkeit, die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung zu erhöhen, während gleichzeitig sichergestellt wird, dass KI sicher und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Iordache betonte, dass ihre Arbeit darauf abzielt, die Einführung von KI auf breiter Ebene zu beschleunigen und dabei klare, messbare Ergebnisse zu erzielen. Dabei liegt ihr Fokus nicht nur auf der technischen Umsetzung, sondern auch auf der Schaffung eines Umfelds, das Innovation fördert und zugleich den regulatorischen Anforderungen gerecht wird. Ihre Leidenschaft für die KI zeigt sich in ihrem Bestreben, innovative Produkte zu entwickeln, die verantwortungsvolle Nutzung von KI fördern und die Deutsche Bank in die Lage versetzen, nachhaltig Wert zu schaffen.

Mareen Heindorf von HCLTech verwies auf die Bedeutung klarer Rahmenbedingungen, um das Potenzial von KI und Data Analytics vollständig ausschöpfen zu können. Sie machte deutlich, dass diese Technologien weit über rein technische Aspekte hinausgehen und als zentrale Bausteine für neue Geschäftsmodelle dienen können. Betrugsprävention gehören ebenso dazu wie das Haushaltsbuch des FinanzAssistent der Commerzbank.

Während sich die Diskussion anfänglich stark auf die regulatorischen Aspekte konzentrierte, verschob sich der Fokus zunehmend auf die Frage, wie KI nicht nur als Compliance-Instrument, sondern auch als strategischer Vorteil genutzt werden kann. Die Runde war sich einig, dass die Zukunft der Bankenbranche und die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Banken stark von der erfolgreichen Integration von KI abhängt, wobei ethische Überlegungen und klare Governance-Strukturen eine entscheidende Rolle spielen.

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Künstliche Intelligenz – Strategien und praktische Anwendungsfälle im digitalen Banking

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Dr.-Ing. Christian Thurau, Director of AI and Data Science bei der N26 Group, beleuchtete auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ die Strategien und praktischen Anwendungsfälle von Künstlicher Intelligenz im digitalen Banking. Sein Fokus lag dabei auf der Bedeutung einer robusten KI-Governance, die sicherstellt, dass ethische Prinzipien und regulatorische Vorgaben eingehalten werden. Thurau machte deutlich, dass KI im Finanzsektor nicht nur Chancen, sondern auch Risiken birgt, die sorgfältig gemanagt werden müssen. Zu den Hauptgefahren zählen Verzerrungen und Diskriminierung durch fehlerhafte Algorithmen, Datenschutzprobleme, eine sinkende menschliche Kontrolle, mangelnde Transparenz, Sicherheitsbedrohungen sowie die Gefahr von Manipulation und Fehlinformationen. Die Nachbildung von Stimmen, so Thurau, sei bereits heute so realistisch, dass Missbrauchspotenziale erheblich zugenommen haben. Deshalb sei eine starke technologische Governance unerlässlich, um sicherzustellen, dass KI verantwortungsvoll und ethisch eingesetzt wird.

Ein zentrales Beispiel für den praktischen Nutzen von KI bei N26 ist der Einsatz des virtuellen Assistenten „Neon“. Dieses System bearbeitet Kundenanfragen rund um die Uhr in fünf verschiedenen Sprachen und löst etwa 40 % der Anfragen ohne menschliches Eingreifen. Thurau betonte, dass die Zahl der Kontakte pro Kunde dadurch um mehr als 15 % gesenkt werden konnte. Die Effizienz und Genauigkeit solcher KI-gestützten Systeme verbesserten nicht nur das Kundenerlebnis, sondern entlasteten auch die Mitarbeitenden erheblich. Der zweite wichtige Anwendungsfall betrifft die Bekämpfung von Finanzkriminalität. Herkömmliche Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Betrug stoßen zunehmend an ihre Grenzen. KI bietet hier mit fortschrittlichen biometrischen Identifikationsmethoden und dynamischen Risikobewertungen, die auf mehreren Hundert Indikatoren basieren, eine deutlich effektivere Lösung. Verhaltensanalysen und die Auswertung von Kundendaten ermöglichen es, Warnhinweise effizienter zu bewerten und ungewöhnliche Datenpunkte als potenzielle Betrugsindikatoren zu identifizieren.

Thurau gab dazu interessante Einblicke in spezifische Muster, die auf Betrug hindeuten können. So hätten beispielsweise Newsletter-Abonnenten eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit, Betrug zu initiieren. Ebenso seien bestimmte E-Mail-Formate auffällig: Adressen, die mit drei oder vier Zahlen enden oder das Geburtsjahr enthalten, zeigten ein erhöhtes Risiko. Durch solche datenbasierten Erkenntnisse könne KI wesentlich dazu beitragen, Betrug frühzeitig zu erkennen und präzise Maßnahmen zu ergreifen.

E-Mail-Adressen, die mit den genannten Zahlenformaten enden, weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für betrügerische Aktivitäten auf. Adressen, die mit drei Zahlen enden, sind 13-mal wahrscheinlicher mit Betrugsversuchen verbunden, während jene mit vier Zahlen am Ende ein achtfach erhöhtes Risiko aufweisen. Wenn das Geburtsjahr im E-Mail-Namen enthalten ist, steigt die Wahrscheinlichkeit für betrügerische Aktivitäten auf das Sechsfache. Diese Muster verdeutlichen, wie spezifische Datenpunkte durch KI-gestützte Analysen identifiziert werden können, um potenziellen Betrug frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

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Unternehmenskultur für den sicheren und ethischen Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Von Dr. Oliver Everling | 3.Dezember 2024

Sarah Gadd, CDO und Head of Data & Process Engineering bei Julius Bär, sprach auf der Handelsblatt Tagung „BankenTech“ über die Bedeutung der Unternehmenskultur im sicheren und ethischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Sie betonte, dass KI in der Finanzbranche eine transformative Rolle spielt, aber nur dann nachhaltig und vertrauenswürdig genutzt werden kann, wenn eine starke kulturelle Grundlage geschaffen wird.

Ein zentrales Element ihrer Argumentation war die Notwendigkeit, dass Unternehmen eine Kultur der Verantwortung, Transparenz und ethischen Entscheidungsfindung etablieren, um sicherzustellen, dass KI-Anwendungen nicht nur effektiv, sondern auch fair und sicher sind. Gadd erklärte, dass Unternehmen sich bewusst mit den potenziellen Risiken von KI auseinandersetzen müssen, wie etwa Verzerrungen in den Algorithmen oder Datenschutzprobleme, und dass eine offene, kollaborative Unternehmenskultur dabei hilft, solche Risiken zu identifizieren und zu minimieren.

In ihrer Ausführung wies Gadd darauf hin, dass der Einsatz von KI nicht nur technische, sondern auch menschliche Dimensionen umfasst. Die Einbindung verschiedener Perspektiven innerhalb eines Unternehmens, von der Entwicklung über die Implementierung bis hin zur Kontrolle, ist entscheidend, um sicherzustellen, dass KI-Systeme nicht unbeabsichtigt diskriminieren oder gegen ethische Standards verstoßen. Sie betonte, dass KI nicht nur als technologische Innovation, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmenswerte betrachtet werden sollte. Eine Kultur, die kontinuierliche Schulungen, ethische Richtlinien und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen fördert, kann dazu beitragen, dass KI verantwortungsbewusst und im Einklang mit den Unternehmenszielen eingesetzt wird.

„Kultur ist die Grundlage für skalierbare Innovation“, sagt Gadd und entwirft eine Pyramide mit „Literaten Culture“ als Basis. Eine „Literate Culture“ im Kontext von Künstlicher Intelligenz bedeutet, dass Unternehmen eine umfassende KI-Kompetenz innerhalb ihrer Organisation fördern, sodass alle Mitarbeiter ein grundlegendes Verständnis für die Technologie und ihre Auswirkungen haben. Ein „Ethical Approach“ stellt sicher, dass KI-Anwendungen in Übereinstimmung mit ethischen Prinzipien entwickelt und eingesetzt werden, wobei Themen wie Transparenz, Fairness und Datenschutz im Mittelpunkt stehen. „Governed and Trusted“ bezieht sich auf die Notwendigkeit, KI-Systeme streng zu überwachen, um Vertrauen und Verantwortung in ihrer Anwendung sicherzustellen, durch klare Governance-Modelle und Richtlinien. „Self-Service Access“ fördert den unkomplizierten Zugang zu KI-Tools und -Daten, sodass Nutzer selbstständig Lösungen entwickeln und implementieren können, ohne auf zentrale IT-Abteilungen angewiesen zu sein. Schließlich bedeutet „AI at Scale“, dass Unternehmen KI auf breiter Basis einsetzen, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen und Effizienz, Skalierbarkeit und Innovation in verschiedenen Bereichen voranzutreiben.

Abschließend erklärte Gadd, dass der sichere und ethische Einsatz von KI auch die Stärkung des Vertrauens bei Kunden und der Öffentlichkeit erfordert. „Kultur ist der Schlüssel – Zusammenarbeit und Literacy sind entscheidend“, sagt Gadd. Um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen, müssen Unternehmen die Technologie nicht nur aus einer technischen Perspektive betrachten, sondern auch aus einer sozialen und ethischen. Nur durch eine enge Verzahnung von Unternehmenskultur und technologischem Fortschritt könne gewährleistet werden, dass KI-Lösungen verantwortungsvoll eingesetzt werden und die gewünschten positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Unternehmen haben. Die einzige Fähigkeit, die im 21. Jahrhundert wichtig sein wird, ist die Fähigkeit zu lernen – mit dieser Weisheit vom Management-Guru Peter Drucker schließt Gadd ihren Vortrag.

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