Modellrisiken in Anlagemodellen

Von Dr. Oliver Everling | 29.März 2012

Dr. Bernhard Wondrak von der Commerzbank AG, GRM-MR, Market Risk Control Treasury, spricht im Hause von BearingPoint über die Ziele von Anlagemodellen, relevante und geeignete Modelle, Funktionsweise, Modellrisiken sowie deren Messung und Begrenzung. Es geht umd die Verminderung des Zinsertragsrisikos, die barwertige Zinsrisikosteuerung, die Liquiditätssteuerung, Fristientransformation und Vergütung von atraktiven Fundingmitteln. Werden täglich fällige Einlagen zum O/N-Satz engelegt, schwankt der Zinsertrag der Bank mit dem Niveau der Geldmarktsätze. Damit sind Banken mit Hohen Sicht- und Spareinlagenbeständen erheblichen Zinsertragsrisiken ausgesetzt, gibt Wondrak ein Beispiel für die Problemati.

Voraussetzungen für Anlagemodelle in der Zins- und Liuqiditätssteuerung sind ein stabiles Bestandsvolumen, geringe Dynamik der Verzinsung usw. Die Parameter eines Bodensatzmodells müssen so gewählt werden, dass die Modelltranchen am Markt leicht Hedgebar sind. Alle komplexen Strukturen, z.B. Constant Maturity, scheiden daher aus. „Wer bekommt die Erträge aus der Fristentransformation? Aufteilzungsprinzipein sind bei Modllen für mehrere Segmente festzulegen. Wer trägt die Modellrisiken?“ Wondrak skizziert die relevanten Fragen bis hin zur Governance, wenn also entschieden werden muss über den Einsatz und die Parametrisierung der Bodensatzmodelle.

Sichteinlagen, Sparkonten, Geldarktkonten, Tagesgeldkonten, Termingelder, Roll-over Kredite, Eigenkapital, Beteiligungen, Grundstücke und Gebäude sowie Rückstellungen müssen modelliert werden. Eigenkapitalmodelle im going concern-Ansatz könenn zur Ermittulung des Capital Benefit herangezogen werdne. Nach MaRisk wird dies aber nicht in den Reisikoennzahlen berücksichtigt („gone concern“).

Wondrak illustriert Effekte auf Zinsertrag und Risikokennziffern. Auswahl und Prüfung von Produkten, geeignetes Volumen und Laufzeit, Segmentsicht, Aufsetzen des Modells und MOnitoring sowie Modellrisikokontrolle sind die wichtigsten Schritte hin zum Aufsetzen von Bodensatzmodellen (schematisch). Wondrak unterstreicht den Aufbau der Governance: Interne Verrechnung, Steuerungsgremien und Risk Monitoring. Treasury, Risiko und (Markt-) Segmente sind die fürdie Funktionsweise wesentlichen beteiligten Einheiten.

„Wo ich kein Modell habe, habe ich kein Modellrisiko“, sagt Wondrak. Wenn aber kein Modell verwendet wird, ist das Zinsrisiko maximal. Daher muss ein natürlicher Trade-off gesucht werden zwischen Modell- und Zinsrisiko. Modellrisiken sollen als Korrektiv gegen eine zu „optimistische“ Modellierung wirken. Bei steigender Zinskurve ist z.B. das Interesse des Segments auf eine lange synthetische Zinsbindung gerichtet (für Einlagenmodelle).

Stresstest Szenarien sind geeignet bei Modellen für Tagesgelder und Hochzinsprodukte, bei denen schon das Geschäftsmodell einen kurzfristigen Abzug der Mittel erwarten lässt, berichtet Wondrak. Die wahrscheinlichkeitsbasierte Messung von Modellrisiken ist eher für lang laufende Bodensatzmodelle geeignet, zeigt Wondrak auf.

Bei der Aggregation der Modellrisiken muss die negative Korrelation beachtet werden, Modellrisiko Liquidität plus Modellrisiko Zinsmarge für noch vorhandenes Volumen. Wondrak sieht qunatitative sowie qualitative Maßnahmen, um Modellrisiken zu begrenzen:Beim Ansatz an den Modellparamentern kann auf die Erhöhung des Konfidenzniveaus zur Festlegung der parameter Bodensatzhöhe und Laufzeit, Rdeuktion der Bodensatzhöhe, Verkürzung der Laufzeit und Einführung von Laufzeitsegmenten abgestellt werden.

Wondrak weist auf die Möglichkeit der Entwicklung von Scoring Verfahren zur Fundierung von Bodensatzmodellen für neue Produkte ohne Bestandshistorie auf. QUalitative Kundenmerkmale können zur Fundierung und Ergänzung der Bestandsstatistik analysiert werden. Ferner spielen Automatismen zur Reduktion der Bodensatzrisiken eine Rolle. Kundenalter, Mehrproduktnutzung, Freistellungsauftrag, Alter der Kundenbeziehung sowie Nutzung von Online Banking sind qualitative Merkmeale und damit Dimensionen zur Modellierung der Vermutung der Zinssensitivität. Wenn junge Kunden z.B. ohne Freistellungsauftrag online banking betreiben, könnte das Guthaben bei der Commerzbank übers Wochenende abdisponiert sein. Bei älteren Kunden mit Freistellungsauftrag, die noch die Filiale der Bank besuchen und daher erst am Montag disponieren können, ist dies weniger wahrscheinlich.

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Rechtsunsicherheit für gesetzlich Versicherte

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2012

Die Gesetzliche Krankenversicherung birgt einen Euphemismus: Obwohl das Wort „gesetzlich“ auf Recht und Ordnung weist, sind die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung unsicher. Was nach den Buchstaben des Gesetzes „recht“ ist, vermag gegen das Rechtsgefühl von Patienten zu verstoßen, die auf Leistungen ihres Versicherers angewiesen sind.

Thomas Adolph, Geschäftsführer der Kassensuche GmbH und Betreiber von gesetzlicheKrankenkassen.de, berichtet auf dem 3. VorsorgeFachForum in Frankfurt am Main über die Entwicklung seit 1. Januar 2009, als der Einheitsbeitragssatz einführte. Differenzierung sollte zwischen den Kassen in erster Linie über Leistung erfolgen. „Schau auf Qualität“, sei damals die Devise gewesen, berichtet Adolph. Aber welche Unterschiede gibt es eigentlich und welche sind für persönlich relevant?

Leistungen müssen „ausreichend“ sowie „zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein. Eine Behandlung darf „das Maß des Notwendigen“ nicht überschreiten – so die Vorgaben des SGB V. Schwammige Formulierungen und oft Auslegungsfragen dominieren daher die gesetzliche Krankenversicherung. Allgemein Pflichtleistungen (ca. 96 %), untersagte Leistungen und mögliche Mehrleistungen – letztere müssen Gegenstand jedes Vergleichs gesetzlicher Krankenversicherer sein.

„Woher weiß ein Versicherter überhaupt, dass eine zusätzliche Leistung angeboten wird?“ Adolph verweist auf die Satzung der Gesetzlichen Krankenversicherungen. Viele Mehrleistungen werden außerhalb der Satzung erbracht, z.B. auf Basis eines Vorstandsbeschlusses. Adolph stellt daher in Frage, wie Versicherte überhaupt geeignet verschiedene Versicherer vergleichen können.

Durch Kassensuche GmbH werden daher über 1.000 Merkmale untersucht und ausgewertet. Geschäftsstellen, Servicezeiten, Servicequalität, Naturheilverfahren, alternative Medizin, Bonusprogramme, Vorteilsprogramme, Wahltarife, integrierte Versorgung (z.B. Chroniker), Gesundheitsprogramme, zusätzliche Leistungen und Auslandsservice gehören zu den abgefragten Leistungsbereichen. Alle Vergleich werden auf gesetzlicheKrankenkassen.de transparent gemacht.

Adolph macht den wichtigsten Unterschied zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV) klar. Bei der PKV gibt es eine lebenslange Sicherheit durch tarifliche Festschreibung der Leistungen. Bei der GKV wird dagegen nichts versprochen: Jederzeit auch zum Nachteil des Mitglieds änderbare Regelungen, keine Rechtssicherheit bei den Leistungen.

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Nachteile der Bürgerversicherung überwiegen

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2012

Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse präsentiert auf dem 3. VorsorgeFachForum 2012 in Frankfurt am Main alarmierende Zahlen zum Vergleich zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV). Demnach kommt die GKV jedem Versichterten auf Dauer teuer: Seit 1991 steigen die Kosten der GKV und der PKV praktisch parallel, wobei die Kostenlinie der GKV stets oberhalb der PKV liegt.

Im Widerspruch zu den höheren Kosten der GKV stehen die geringeren Leistungen der GKV im Vergleich zur PKV: Pro Versicherten wird in der PKV mehr ausgegeben als in der GKV. Gründe für das Missverhältnis sind in den Verwaltungskosten der GKV zu suchen: Mehr als 28 Mrd. € kommen aufgrund der GKV nicht beim Patienten an, sondern „versickern“ als Verwaltungskosten. Im Vergleich dazu: Insgesamt nehmen die privaten Krankenversicherer nur gut 35 Mrd. € ein.

Pro Person kostet die private Krankenversicherung weniger – so gibt Drabinski ein Beispiel für eine Familie it 45jährigem Mann, 40jähriger Frau, 10jähriger Tochter und einjährigem Sohn – nämlich 260 €. Geht einer der Elternteile nicht mehr arbeiten, sinkt der Beitrag in der GKV. Was passieren soll, wenn das Einkommen sinkt, bleibt ein politischer Streitpunkt.

Drabinski zeigt, dass auftrund derAlterspyramide bis 2030 die Finanzierbarkeit der Sozialversicherung nicht mehr gegeben ist. Mit den kurzfristig wirksamen Lösungsansätzen würden heute nur die Probleme auf später vertagt. Die Zahl der Rentner steigt, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Seit Jahrzehnten steigen die Kosten der GKV jährlich um ca. 60 € pro Versicherten, berichtet Drabinski. „Beitragsstabilität“ (d.h. weiterhin nur 60 € Beitragssteigerung) wäre nur mit stetig steigenden Steuern möglich.

Drabinski gibt einen Ausblick auf die Gesundheitsreform mit der Bürgerversicherung als „Worst-Case“, denn alle Neuversicherte müssten sich in der Bürgerversicherung versichern ohne Wechselrechte. Die heutige Versorgungstufe wäre nicht mehr haltbar. Hausärztliche Versorgungszentren und Krankenhäuser verdrängen dann vertraute Haus- und Fachärzte, zeigt Drabinski auf.

„Wie viel Bürgerversicherung braucht das deutsche Gesundheitssystem?“ Drabinski lässt über diese Frage alle versammelten Experten per „PowerVote“ elektronisch abstimmen. „In der Bürgerversicherung überwiegen die Vorteile in Gänze“ sagt keiner der mehr als 200 Teilnehmer des VorsorgeFachForums in Frankfurt am Main. Nur 14 % sehen mehr Vorteile als Nachteile, aber 57 % mehr Nachteile als Vorteile. 29 % sind überzeugt, dass in der Bürgerversicherung die Nachteile in Gänze überweigen.

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David M. Walker mahnt Datenqualität an

Von Dr. Oliver Everling | 22.März 2012

Wenn nicht konsequent auf IFRS umgestellt wird, kumulieren sich weiter Finanzierungsschwierigkeiten, warnt David M. Walker, Founder und CEO der Comeback America Initiative (CAI). Walker war Comptroller General of the United States of America. Walker diskutierte mit Andrew Bosomworth, Managing Director and Head of Portfolio Management in Germany, PIMCO, Daniel J. Fuss, Vice Chairman, Loomis Sayles & Company, L.P., unter der Moderation von Matthew Brockett, European Central Bank Editor, Bloomberg News.

Daniel J. Fuss unterstreicht, dass die Wurzel der Probleme in den nicht kapitalgedeckten Rentensystemen liegen. Indem Renten ohne Deckung versprochen werden, kommen die betreffenden Volkswirtschaften in Schwierigkeiten. Fuss warnt vor der Vorstellung, dass diese Probleme schnell überwunden werden könnten oder sogar schon gelöst seien.

Lakshman Achuthna, Co-Founder and Chief Operations Officer, Economic Cycle Research Institute (ECRI), Moritz Kraemer, Managing Director and Head of EMEA Sovereign Ratings, Standard & Poor’s, und Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, diskutierten weiter mit Richard Weiss, Industrial/Aerospace Europe Reporter, Bloomberg News, über die Risiken jenseits der Eurozone und die Ansteckungsrisiken.

„Wir brauchen Zeit und was zählt ist, was in der verfügbaren Zeit gemacht wird“, kommentiert S&P’s Kraemer mit Blick auf die Möglichkeiten, der Ausweitung der Krise entgegenzutreten. Kraemer insistiert auf dem Punkt, dass für es für ganze Staaten viel Zeit kosten werde, Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. „Die Staaten haben über eine Dekade hinweg ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren, es wird möglicherweise auch eine Dekade dauern, sie wiederherzustellen.“ Kraemer spricht dazu auch den Aspekt an, wie Vertrauen wiederhergestellt werden könnte.

Walker betont die Bedeutung verlässlicher Rechnungslegungsstandards. Kraemer lobt in diesem Zusammenhang die Fortschritte in Europa, zu vergleichbaren Daten über die Situation in den verschiedenen Staaten zu gelangen. Für Walker erscheint es unverzichtbar, vergleichbare Eckdaten u.a. auch für jedes Rating zu haben.

Achuthan warnt vor der Volatilität der konjunkturellen Zyklen. Ein weniger volatiler Zyklus würde nicht so viel Wachstum kosten. Jede Verlangsamung hat ein höheres Risiko, sich zu einer Rezession auszuweiten, wenn Zyklen sich sehr volatil zeigen.

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Platz für Frankfurts Skyline Plaza

Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2012

142 Center Managements und 19 Shopping Center in Bau oder Planung, das ist der aktuelle Stand der ECE mit Blick auf Shopping Centers. Beim Wirtschaftsrat befasst man sich mit dem aktuellen Projekt in Frankfurt am Main, dem Skyline Plaza. Im und rund um dem neuen Einkaufszentrum in Frankfurt werden mehr als 30.000 Menschen arbeiten und 10.000 Menschen wohnen.

Die Skyline Plaza entsteht auf dem Projekteareal des früheren Güterbahnhofs. 1989 wurde der Hochhausentwicklungsplan der Stadt entwickelt. Das Projektareal liegt mitten in der Stadt Frankfurt. Das „Europaviertel“ mit der Europaallee führt direkt zum Skyline Plaza. Tower 185, Tower 2 und Millenium Plaza gehören städtebaulich zussammen.

„Hier geht es um eine langfristige Flächennutzung in der Stadt Frankfurt. Auch in 10 Jahren wird die Frankfurt die Flächen mehr als ausgenutzt haben“, sagt Markus Lentzler, Geschäftsführer ECE Projektmanagement GmbH & Co.KG aus Hamburg.

Das Kongresszentrum verfolgt die Idee einer Perle in der Auster. Kühle Farben von außen, natürliche Farben im inneren sollen für das Wohlgefühlt sorgen. An das Kongresszentrum grenzt das Skyline Plaza. „Das Gebäude wird immer wieder in einem anderen Lichte erscheinen“, sagt Lentzler und führt die Lichteffekt am Gebäude vor.

Im zweiten Untergeschoss werden wie im ersten Untergeschoss Parkmglichkeiten eingerichtet. Darüber Einkaufsmöglichkeiten, im zweiten, dritten und vierten Obergeschoss werden weitere Parkplätze warten.

In Korea werden U-Bahnstationen bereits mit QR-Codes ausgestattet, um an virtuellen Einkaufswänden einzukaufen. „Das ist keine Zukunftsmusik, sondern dort bereits Realität“, berichtet Lentzler.

„Das städtebauliche Bindeglied funktioniert nur, wenn die Menschen das auch annehmen“, erläutert Lentzler und zeigt eindrucksvoll, wie geschickt die Farbgebung in Shopping Centers gewählt wird. „Der Shopping Center muss selber eine Geschichte erzählen, Zeitgeist und Nachhaltigkeit werden zusammengefügt.“

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Rollensuche für Kreditmediatoren

Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2012

Der Kreditmediator des Bundes hat in vielen Konfliktfällen zwischen Unternehmen und Kreditinstituten vermitteln können. In seine Fußstapfen treten vermehrt nicht öffentlich bestellte sondern privatwirtschaftlich agierende Berater/innen in der Funktion des Kreditmediators. Das Handelsblatt vom 14. März 2012 zitiert den Vorsitzenden des Bundesverbandes der Kreditmediatoren e.V. (BdKM), Herr Rainer Langen: „Wir sind nicht der Anwalt des Unternehmens. Es geht nicht darum, bei der Bank etwas durchzudrücken“.

Carl-Dietrich Sander, seit vielen Jahren bekannter Berater kleiner und mittlerer Unternehmen und angesehener Buchautor (www.kreditverhandlungen.de), kommentiert: „Dieser Aussage wird jeder zustimmen, der Mediation als Veranstaltung zur Konfliktlösung begreift, die meist dann einsetzt, wenn bisherige Verhandlungen zu Blockaden geführt haben, und ein neutraler Dritter gebeten wird, als Vermittler zur Auflösung der Blockadesituation beizutragen und zum Erarbeiten einer von beiden Seiten getragenen Lösung zu verhelfen.“

War der Kreditmediator des Bundes eine öffentlich finanzierte Institution, arbeiten Kreditmediatoren auf privater Basis natürlich gegen Honorar – das in der Regel im Falle der Kreditmediation das Unternehmen bezahlt, führt Sander seine Überlegungen weiter aus. „Damit kommt der Frage der Rollenklärung und der gegenseitigen Erwartungen an die Rollen eine besondere Bedeutung zu. Denn dem beauftragenden Unternehmen muss klar sein, dass der Mediator eben nicht sein Interessenvertreter ist, sondern die Rolle des Neutralen einnehmen wird und muss.“

Ein weiteres Zitat im erwähnten Handelsblatt-Beitrag lässt jedoch aufhorchen. Zitiert wird der Kreditmediator Frank Armbruster: „Meist schalten wir uns schon präventiv als Unterstützer bei der Finanzkommunikation eines Unternehmens ein.“

Hier ist nach Ansicht von Sander die Frage nach der Rollenerklärung zu stellen: Im ersten Schritt arbeitet der Berater als Unternehmensberater im Unternehmen und berät bei der Erstellung der erforderlichen Kreditunterlagen und zur Taktik der weiteren Vorgehensweise; ggf. ist er sogar aktiv am Erstellen der Unterlagen – z.B. Planzahlen – beteiligt. Im zweiten Schritt agiert der gleiche Berater im Konfliktgespräch zwischen Bank und Kunde als Mediator – also Neutraler.

„Dies erscheint doch ein ziemlicher Spagat zu sein.“ Sander fragt vor allem: „Wird das Kreditinstitut in dieser Konstellation den Berater wirklich als neutralen Mediator sehen? Und kann der Berater selber im Gespräch ständig zwischen seinen Rollen wechseln – und das auch noch allen Beteiligten transparent machen?“

Die Aufgabe der „klassischen“ Unternehmensberatung zur Finanzkommunikation, wie sie z.B. die Mitglieder der „Fachgruppe Finanzierung-Rating“ im Verband „Die KMU-Berater Verband freier Berater e.V.“ seit Jahren verantwortlich wahrnehmen, sollte von den Aufgaben des Kreditmediators klar getrennt sein.

Der Bundesverband der Kreditmediatoren e.V. teilt in einer Pressemitteilung vom 25. Januar 2012 mit, dass er „Kompetenzstandards für Kreditmediatoren“ definiert hat. „Dieser Pressemitteilung ist leider kein Hinweis auf den diskutierten Rollenkonflikt zu entnehmen. Auch in der Satzung des Verbandes finden sich dazu keine Hinweise. Die Klärung dieser Frage sollte auf jeden Fall Bestandteil von Kompetenzstandards sein,“ fordert Sander, „um für alle Beteiligten eine transparente Basis zu schaffen.“ Die 2. Tagung zur politischen Bildung über Kreditmediation der Friedrich-Naumann-Stiftung im April 2012 sollte sich dieses Themas annehmen.

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Feri Gesamtmarktstudie 2012 gibt Orientierung

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

Die Feri Gesamtmarktstudie hat inzwischen 20 Jahre Historie. Sie enthält eine Gesamtmarktdarstellung der privaten Anlage in Beteiligungsmodelle mit 326 Initiatoren und 666 Fonds. Geringer Schätzanteil, hohe Aussagekraft, Erfassung neuer Trends und eigene Erhebungen sind die Stärken der Studie, die sich auf die Übernahme der VGF-Branchenzahlen 2011 stützt.

Über die aktuellen Entwicklungen berichtet Wolfgang Kubatzki aus der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG, Bad Homburg. Kubatzki sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Auf Immobilien entfallen 49 % des platzierten Eigenkapitals. Alle anderen Assetklassen verlieren mehr oder weniger deutlich, so das Ergebnis der Studie bezüglich der Marktaufteilung nach Assetklassen. Die Anlageziele stimmen in der Zielrichtung mit klassischen Geschlossenen Beteiligungen überein, kommentiert Kubatzki die Aufteilung der Assetklassen Genussrechte. Das Platzierungsvolumen verteilt sich auf 63 Genussrechtsbeteiligungen, das größte Angebot hat 82,58 % (272,1 Mio. €) des Platzierungsvolumens.

Kubatzki präsentiert die Platzierungshitliste 2011 (über alle Beteiligungsmodelle). DWS Finanz-Service sind die Gewinner mit den Türmen der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Bemerkenswert war auch das Comeback von Jamestown mit US-Immobilien, die Deutsche Fonds Holding DFH und Real I.S. mit stetigem Ergebnis sowie POC GmbH als Newcomer. DWS Finanz-Service und Jamestown seien die erfolgreichsten Aufsteiger, berichtet Kubatzki.

„Entgegen dem Trend haben es die Immobilien wieder geschafft, sich positiv zu entwickeln“, stellt Kubatzki fest. 70 % davon sind Deutschland-Immobilien, die den Markt bestimmen. Inzwiwchen machen Büroimmobilien 55,8 % aus, nach 47,9 % im Vorjahr. „Wohnen ist bei geschlossenen Beteiligungen noch nie so richtig aus den Puschen gekommen“, formuliert Kubatzki salopp, aber treffend. Einzelhandeslimmobilien seien wieder rückläufig, nur noch 16 % nach 20,5 % im Vorjahr.

Kubatzki gibt einen Ausblick auf 2012: „Es gibt keine Indikation, dass sich der Gesamtmarkt in 2012 wesentlich besser entwickeln sollte als 2011.“ Das bestimmende Thema würden weiterhin „Immobilien, Immobilien, Immobilien“ sein. Bei den Schiffsfonds brauche man neue Konzepte, um die Schiffsfinanzierung in eine bessere Zukunft zu führen. Dies hänge auch mit der Risikoverteilung zusammen. „Warum gibt es keine vernünftigen Portfoliolösungen?“ Kubatzki kritsiert, dass Chancen ins eigene Portfolio genommen und die Risiken anderen überlassen würden.

„Der Wind bläst noch nicht so richtig“, sagt Kubatzki mit Blick auf Windenergie. Es sei in Deutschland noch schwierig, sich als Fonds nicht gleich eine ganze Ortschaft gegen sich aufzubringen. Daher würden es Fonds mit Off-shore-Konzepten leichter haben, glaubt Kubatzki

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Multi-Asset-Fonds mit Anlagefokus Emerging Markets

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

„Emerging Markets gewinnen weiter an Bedeutung. Die Solidität ist oftmals sogar besser als bei den Industrieländern“, fasst Christian Michel von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg die Quintessenz seines Vortrags zusammen. Michel sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Diese Einschätzung der Emerging Markets spiegele sich auf der in der vergangenen Wertentwicklung von Emerging Markets Aktien und Renten, allerdings bei hoher Volatilität. „Multi-Asset-Fonds kombinieren unterschiedliche Assetklassen und können durch Diversifikation das Rendite-Risiko-Profil verbessern.“

Allerdings gibt es nach Ansicht von Michel zurzeit nur wenige Fonds, die über einen ausreichend langen Track Record verfügen. „Gleichzeitig haben die im Markt befindlichen Fonds eine zum Teil sehr heterogene Anlagestrategie“, sagt Michel und nennt als Beispiele Aktienquote und Instrumente. Die Bewertung der Expertise müsse daher vorwiegend qualitativ erfolgen.

Fazit: Multi-Asset-Fonds mit Anlagefokus Emerging Markets sind ein Trend, betont der Experte von der Feri EuroRating Services.

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Unrealistisches Hilfspaket für Griechenland

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

„Dem 2. Hilfspaket für Griechenland liegt eine völlig unrealistische wirtschaftliche Projektion zugrunde“, sagt Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Angermann sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen. Griechenland bleibe unter Berücksichtigung aller ökonomischer Indikatoren in der Abwärtsspirale gefangen.

Ein Euro-Austritt Griechenlands erhöhe das Wachstumspotenzail des Landes, zeigt Angermann anhand des Vergleichs der Wachstumsraten mit und ohne Euro als Währung Griechenlands. Kurzfristig werde Griechenland aber in eine noch tiefere Rezession fallen, wenn Griechenland austrete, denn die wirtschaftliche Neuorientierung würde Zeit benötigen. Da damit politisch kurzfristig nicht zu rechnen sei, müsse mit der Folge eines erneuten Zahlungsausfalls gerechnet werden. Diese eröffne dann aber die Möglichkeit einer tragfähigen Entwicklung, so das Urteil des Länderexperten.

Es gibt aus Sicht von Angermann drei mögliche Szenarien für Griechenland: Szenario 1 umfasse die Umsetzung des 2. Hilfspakets wie beschlossen; Szenario 2 den Austritt aus der Währungsunion, Staatsschulden bleiben in Euro notiert; und das Szenario 3 den Austritt aus der Währungsunion, zusätzlich Umstellung der Staatsschulden auf nationale Währung und Aussetzen der Zinszahlungen für die kommenden 10 Jahre.

Die Schuldenkrise stehe vor der Entscheidung, so Angermann. Das positive Szenario würde eine Lösung der Griechenland prolbmatikumfassen, Aufstockung des ESM (ab Mitte 2012) mit weiteren Hilfsprogrammen vor allem für Portugal, gelingende Bankenrekapitalisierung, gegebenenfalls mit staatlichen Mitteln, Fiskalpaket zur wirksamen Überwachung der nationalen Haushaltspolitiken, gegebenenfalls Einführung von Eurobonds und temporäre Flankierung durch die EZB. Diesem positiven Szenario der Auflösung der Unsicherheiten und positivem Konjunkturimpuls misstAngermann eineWahrscheinlichkeit von 60 % bei.

Dementsprechend muss mit 40 % Wahrscheinlichkeit mit dem Eskalationsszenario gerechnet werde, wenn kein Vertrauen in eine nachhaltige Lösung des Griechenlandproblems geschaffen werden könne und Angst vor einem Schuldenschnitt in Portugal entstehe. Politikversagen und mangelnde Rettungsfunktion der EZB wären Elemente dieses Szenarios anhaltender Unsicherheit in Märkten und im Finanzsystem.

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China kurzfristig auf der Bremse

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2012

Die restriktivere Geldpolitik in China bremst kurzfristig das Wachstum. „Die ganze Zeit gab es die Auguren, die den Absturz Chinas prophezeiten“, berichtet Axel D. Angermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg. Inzwischen schwächel China aber nicht nur im Export, sondern auch die Inflationsrate habe der Regierung zu Schaffen gemacht. Angermann sprach auf dem Feri Symposium Investmentfonds & Beteiligungen am Frankfurter Flughafen.

Inzwischen zeige die Inflationsrate eine klare Rückläufigkeit. „Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass die Inflationsrate so ausgewiesen wird, wie es ins politische Kalkül passe. Die Regierung habe die Spielräume bereits genutzt, um beispielsweise die Mindestreservesätze wieder zu senken.“ Angermann geht davon aus, dass China ein sehr schlechtes erstes Quartal zeigen werde, aber dann durch das Umschwenken der Wirtschaftspolitik deutlich bessere Wachstumsraten in China zu sehen sein werden.

„Wir haben in China zumindest partiell Immobilienpreisblasen, Probleme mit der Inflationsbekämpfung, schwächelnde Exporte und hohe Verschuldungen der Provinzregierungen mit Risiken für die Zentralregierung,“ Mittelfristig seien aber die Geldpolitik, die Fiskalpolitik und die wieder anziehenden Exporte positive Faktoren. Es bringe nichts, jahrelang vor China zu warnen, wenn zwischendurch damit Chancen verschenkt würden.

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