Nachhaltigkeit bei Unterhaltungselektronik
Von Jian Ren | 16.Dezember 2011
In ihrer aktuellen Branchenanalyse hat die Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research 205 Unternehmen der Information Technology (IT) Branche anhand von ökologischen und sozialen Kriterien analysiert. Davon konnten sich 54 Unternehmen aufgrund ihrer Leistungen im Nachhaltigkeitsmanagement für ein umfassendes Rating qualifizieren. Die beste Gesamtwertung auf einer Notenskala von A+ (beste Note) bis D- erzielten mit jeweils der Note B+ der japanische Bürogerätehersteller Ricoh und der US-amerikanische Chiphersteller Intel. Auf dem dritten Platz rangiert mit der Note B der US-amerikanische Handy-Hersteller Motorola Mobility. Insgesamt 33 Unternehmen erhalten von oekom research den Prime Status. Damit werden die Konzerne ausgezeichnet, die in Sachen Nachhaltigkeit zu den führenden Firmen ihrer Branche zählen. Die durchschnittliche Note aller analysierten Unternehmen liegt bei D+.
Auch in diesem Jahr wird das Weihnachtsgeschäft den Konzernen der IT-Branche gute Umsätze bescheren. Um die stete Nachfrage nach immer günstigeren elektronischen Konsumgütern befriedigen zu können, spielt sich hinter den Kulissen des gesamten Wirtschaftszweigs seit einigen Jahren ein massiver Outsourcing-Prozess ab: Immer mehr Hersteller verlagern ihre Produktion in Billiglohnländer oder beauftragen dort ansässige Zulieferunternehmen mit der Fertigung ihrer Computer, Notebooks, Handys, Drucker und Kopierer. Der enorme Wettbewerb und der daraus resultierende Preisdruck fordern ihren Tribut: Zum Teil katastrophale Arbeitsbedingungen wie mangelhafte Gesundheitsvorkehrungen, massive Zwangsüberstunden oder Bezahlungen unterhalb der Mindestlöhne sowie unzureichende Umweltstandards in den Zulieferbetrieben Chinas, Südostasiens oder Mexikos trüben das vermeintlich saubere Image dieser High-Tech-Branche.
Diese Schattenseite der internationalen Arbeitsteilung beleuchtet auch das aktuelle oekom Position Paper zu den Arbeitsbedingungen in den Lieferketten unterschiedlicher Industrien. Demnach reihen sich die Hersteller von Handys und von Computern mit Verletzungen gegen international anerkannte Arbeitsnormen ganz vorne ein. Laut oekom research weisen in diesen beiden Bereichen knapp 43 Prozent der Unternehmen einen Verstoß auf. Damit liegt der Anteil sogar über dem in der traditionell für die Arbeitsbedingungen kritisierten Textilbranche. Schwerwiegende arbeitsrechtliche Kontroversen wie Kinderarbeit, Diskriminierung und inakzeptable Arbeitsbedingungen wurden im Rahmen der Gesamt-Analyse der IT-Branche fast jedem fünften der 54 detailliert untersuchten Unternehmen nachgewiesen.
Immer mehr Konzerne sind sich dieser Tatsache sowie ihrer sozialen Verantwortung aber bewusst. Gezielte Maßnahmen wie beispielsweise Monitoring, Audits vor Ort oder gemeinsame Workshops sollen die Einhaltung von Mindestanforderungen wirksam überprüfen. „Die Schwierigkeiten der großen Markenhersteller, ihre sozialen Mindeststandards in den Zulieferketten einzuhalten, können kaum von heute auf morgen gelöst werden“, erklärt Philipp Rühle, branchenverantwortlicher Analyst bei oekom research. „Es wird also noch einige Zeit dauern, bis interessierte Verbraucher wirklich nachhaltige IT-Produkte erwerben können.“
Fast alle untersuchten Konzerne haben riskante Inhaltsstoffe in ihren Produkten verringert und gehen teilweise freiwillig über die geltenden Richtlinien zur Begrenzung gefährlicher Substanzen in Europa und auch China hinaus. So wurde beispielsweise der Einsatz giftiger Flammschutzmittel stark reduziert sowie der Anteil an PVC und Weichmachern deutlich gesenkt. „Noch ist aber nicht abzusehen, wann die Computer- Industrie vollständig auf die Verwendung gesundheits- und umweltschädlicher Substanzen verzichten wird“, so Rühle.
Auch zur Entsorgungs-Frage sollte es richtungsweisende Vorgaben geben. Zwar hat unter anderem die Europäische Union mit der WEEE-Richtlinie die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Kreislaufwirtschaft in der Elektroindustrie geschaffen. Bei den Unternehmen bestehen aber nach wie vor große Unterschiede bezüglich der kostenlosen Rücknahme, des Recyclings und der Wiederverwertung alter Geräte. Firmen wie Dell und Hewlett-Packard leisten durch eine weltweite Rücknahmegarantie für ihre Produkte einen Beitrag, die drastisch steigenden Mengen an Elektroschrott einzudämmen. Andere Hersteller wie z.B. die japanischen Produzenten NEC oder Ricoh setzen gar ältere, zurückgenommene Geräte wieder in Stand, um sie mit erneuerter Garantie wieder in den Verkauf zu bringen. Auch aufgrund der zunehmenden Rohstoffknappheit und den damit verbundenen Kosten werden zukünftig die Unternehmen im wirtschaftlichen Vorteil sein, die ihren Produktkreislauf so weit wie möglich schließen können. „Ob legal oder illegal: Noch immer werden aus den Industrieländern jährlich tausende Tonnen giftigen Elektroschrotts in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Die IT-Industrie muss dringend ihre Anstrengungen intensivieren, dieses Problem in den Griff zu bekommen", fasst Rühle zusammen.
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Mandarine Opportunités erhält fünf Sterne bei Morningstar- Rating
Von Jian Ren | 15.Dezember 2011
In seinem ersten Morningstar-Rating drei Jahre nach Auflegung erhielt der Fonds Mandarine Opportunités (ISIN: FR0010659797) mit fünf Sternen die Bestnote. Der gegen den CAC All Tradable (ehemals SBF 250) gemanagte Fonds weist auf Dreijahressicht eine Performance von +8,46 Prozent auf. Damit schlägt er den breiten Vergleichsindex, der im gleichen Zeitraum -26,69 Prozent verlor.
Die Fondsmanagerin Joëlle Morlet-Selmer konzentriert sich bei der Titelauswahl auf ihrer Philosophie entsprechende Investitionsmöglichkeiten – unabhängig von Indizes, Sektoren oder Kapitalisierung. Das Fondsportfolio besteht aus defensiven Titeln und zyklischen Wachstumswerten. Entsprechende Aktien sind beispielsweise Michelin, NextRadio oder Zodiac. „Performance und Bestnote im Morningstar-Erstrating zeigen, dass das Fondskonzept funktioniert und entsprechende Chancen am Aktienmarkt wahrnimmt,“ so Andreas Krebs, Managing Director und Partner von Mandarine Gestion in Deutschland. „Der Mandarine Opportunités ist ein weiteres Beispiel für die Stock-Picking-Expertise von Mandarine Gestion.“
Die für ihre Expertise im Bereich europäische Aktien kürzlich von Citywire erneut mit einem AAA-Rating ausgezeichnete Fondsmanagerin setzt ebenso bei ihrem Small- und Mid-Cap-Fonds Mandarine Unique (ISIN: LU0489687243) auf die Growth-Idee. Der Fonds konzentriert sich auf europäische Nebenwerte mit einzigartigen Geschäftsmodellen. Einen entscheidenden Beitrag zur Performance haben zuletzt französische Technologiewerte geliefert. Da für das erste Halbjahr 2012 weiterhin mit volatilen Märkten zu rechnen ist, hat das Fondsmanagement seine Position bei der britischen IG Group, dem weltweit führenden Anbieter von Finanzwetten, erhöht. Mit dem Thema Europäische Small Caps zählt Joëlle Morlet-Selmer beim Fondskongress 2012 in Mannheim zu den Top-Referenten.
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BBB- für Gerresheimer
Von Jian Ren | 14.Dezember 2011
Nach dem Abschluss der Desinvestitionsphase 2009 (Verkäufe des Consumer Healthcare Geschäftes und der Sparte Technische Kunststoffsysteme) sowie der konjunkturellen Erholung konnte Gerresheimer die Ertragskraft 2010 bei einem Umsatzanstieg um 5,6 % auf € 1,025 Mrd. (bereinigt um Desinvestitionen) deutlich steigern. Die Finanzkennzahlen haben sich, laut Euler Hermes Rating, 2010 – auch durch die nun wirkenden Kostensenkungsmaßnahmen und Kapazitätsanpassungen – durchweg deutlich verbessert.
Durch die Fokussierung auf die konjunkturstabilen Bereiche Pharma und Healthcare (Umsatzanteil 82 %) weist Gerresheimer eine hohe Stabilität von Umsatz und cashflowgenerierung auf. Im März 2011 wurde mit Vedat ein brasilianischer Hersteller von pharmazeutischen Kunststoffverpackungen akquiriert (Umsatz 2010 rd. € 45 Mio.). Damit hat Gerresheimer den Ausbau des Pharmageschäftes in den Schwellenländern als einem Kernelement der Wachstumsstrategie fortgesetzt. In den ersten drei Quartalen 2011 stieg der Umsatz um 7,1 % auf € 806,3 Mio.
Die Ertragskraft hat sich durch die Generalüberholung bzw. Revalidierung technischer Anlagen sowie einen höheren Umsatzanteil des margenschwächeren Werkzeuggeschäftes leicht abgeschwächt. In Verbindung mit einer akquisitionsbedingt erhöhten Finanzverschuldung schwächt sich die Kapitalstruktur 2011 leicht ab. Die Ertragskraft sowie die Kennzahlen zur Kapitalstruktur und Verschuldung beurteilt Euler Hermes Rating insgesamt als gut. Der guten Eigenkapitalausstattung stehen hohe immaterielle Vermögenswerte gegenüber, deren Werthaltigkeit von der künftigen Ertragsentwicklung abhängt. Die finanzielle Flexibilität betrachtet die Rating Agentur nach erfolgreicher Refinanzierung bei Ausweitung der Kreditlinien als sehr gut.
Für das Gesamtjahr 2011 erwartet Gerresheimer einen Umsatzanstieg von 7 % bis 8 % auf rd. € 1,1 Mrd. sowie eine Adjusted EBITDA-Marge von etwa 20 %. Das Investitionsvolumen (ohne Akquisition Vedat) soll bei rd. € 85 Mio. liegen. Chancen sieht Euler Hermes Rating in der Marktentwicklung der Pharmabranche, deren Wachstumstrend die Rating Agentur langfristig intakt sieht. Während zukünftige Zuwächse in den Industrieländern hauptsächlich aus der demografischen Entwicklung resultieren, wird in den Schwellenländern eine zunehmende Gesundheitsversorgung Wachstumstreiber sein. Auch der zunehmende Anteil von preiswerterer Generika infolge des Auslaufens von zahlreichen Patenten wird den Zugang vieler Menschen zu Arzneimitteln verbessern. Risiken können grundsätzlich aus Akquisitionen sowie aus der Verschärfung der regulatorischen Anforderungen der staatlichen Gesundheitssysteme und einem damit verbundenen Preis- und Margendruck entstehen.
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Fairness in der Finanzberatung ist möglich
Von Jian Ren | 13.Dezember 2011
Der interdisziplinäre Dialog der Tagung „Faire Finanzberatung“ bestätigt: Der rein wirtschaftswissenschaftliche Blick auf das Ziel einer fairen Finanzberatung reicht nicht aus. Pädagogische, psychologische, aber auch rechtliche Komponenten müssen miteinbezogen werden. Ein neues Rollenbewusstsein von Kunden und Beratern kann dazu beitragen, den Beratungsprozess transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Dazu braucht es Mut zur Veränderung von beiden Seiten und den Impuls der Politik für eine neue Kultur des Bürgers als Finanzentscheider.
„Ich sagte damals einfach zu meinem Berater, machen Sie mal. Sich um die Vermehrung meines Vermögens zu kümmern, das war ja schließlich seine Aufgabe“, erzählt eine Teilnehmerin der Tagung und Kundin einer großen Bank. Erst Jahre später seien ihr extreme Depotbewegungen und eine unsinnige Investition in einen Schiffsfonds aufgefallen. Vermehrt hatte sich nur das Vermögen der Bank. Leider kam die Einsicht zu spät, um Verluste zu vermeiden, aber rechtzeitig, um sich über ihren eigenen Anteil an den Fehlentscheidungen klar zu werden. Was sie von einer Finanzberatung braucht, das weiß sie heute umso genauer: „Ich kaufe nur, was ich verstehe.“
Eine faire und gute Finanzberatung zeichnet sich einerseits durch rechtliche Rahmenbedingungen und den kompetenten, vertrauenswürdigen Berater aus. Aber sie braucht andererseits auch den eigenverantwortlich handelnden und gut informierten Kunden. Ein Kunde muss sich bewusst sein, welche Einstellung er zu Geld und Risiko hat. Erst dann kann er wirklich einschätzen, welche Richtung der Berater vorgibt und ob es die richtige für ihn ist. Vertrauen ist wichtig im Beratungsprozess – Transparenz und Bewusstsein jedoch entscheidend für einen nachhaltigen Beratungserfolg.
Ideal oder Real – Gibt es für Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine faire Finanzberatung? Dieser Frage gingen am 19./20. November 2011 die Teilnehmer und Referenten einer zweitägigen Veranstaltung in Gummersbach nach. Auf Einladung von FCM Finanz Coaching und der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit versammelten sich Finanzberater von Banken und freien Finanzdienstleistern, Juristen, Politiker, Wissenschaftler, Studierende, Pädagogen, Psychologen und eine große Gruppe interessierter Privatpersonen sowie Kunden von Finanzdienstleistungen aus ganz Deutschland.
Auf fachlich hohem interdisziplinärem Niveau und im persönlich offenen Austausch entwickelten sich bei den Teilnehmern ein Gewinn an gemeinsamer Lernerfahrung, aber auch handfeste Forderungen an die Politik. Die Teilnehmer haben aus der Diskussion heraus zehn Handlungsnotwendigkeiten identifiziert, die eine neue Kultur des Bürgers als Finanzentscheiders befördern. Das Papier wurde an politische Entscheidungsträger bei Bund und Ländern verschickt.
Am 13./14. Oktober 2012 wird der Dialog zwischen Bürgern, Fachleuten und Politikvertretern in einer Folgeveranstaltung von FCM Finanz Coaching und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit vertieft werden. Unter anderem wird im nächsten Jahr an die Frage angeknüpft, wie Businessmodelle aussehen müssen, die den Zugang zu fairer Finanzberatung für alle leisten. Anmeldungen sind ab 3. Januar auf der Webseite der Theodor-Heuss-Akademie unter www.freiheit.org möglich.
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Marktgängige Güter
Von Dr. Oliver Everling | 13.Dezember 2011
Carl Menger (1840 – 1921) erkannte, dass bestimmte Eigenschaften darüber bestimmen, welche Güter sich auf diesem Weg durchsetzen. Es handelt sich um Eigenschaften, die für die Tauschfunktion besonders hilfreich sind. Rahim Taghizadegan listet in seinem Buch “Wirtschaft wirklich verstehen” aus dem FinanzBuch Verlag (ISBN: 978-3-89879-624-8) die Funktionen auf.
Transportierbarkeit: “Nicht alle Güter lassen sich leicht bewegen. Manche sind zu klobig und schwer, andere sind zu zerbrechlich oder erfordern besondere Gefäße. Vieh hat den Vorteil,” gibt Taghizadegan ein Beispiel, “leicht transportierbar zu sein (es läuft von selbst), darum übernahm es in vielen Gesellschaften auch die Geldfunktion. Das lateinische Wort für Geld, pecunia, leitet sich von pecus ab, was Vieh bedeutet. Die indische Rupie ist nach rupa, dem Wort
für Viehherde, benannt.”
Teilbarkeit: “Das Vieh als Tauschmittel hat jedoch einen großen Nachteil,” fügt Taghizadegan hinzu, “der dazu führte, dass schließlich andere Güter als Geld vorgezogen wurden: Vieh lässt sich nicht aufteilen, ohne es schlachten zu müssen. Erst die Teilbarkeit erlaubt es aber, unterschiedliche Preise bezahlen zu können, wodurch sich die Menge an Gelegenheiten, in denen es zu Tausch kommen kann, erheblich ausweitet.”
Haltbarkeit: “Teilbare Dinge haben oft das Problem,” führt Taghizadegan weiter aus, “nicht allzu lange haltbar zu sein. Ohne Kühlschrank sollte man das Kleingeld aus Lammkeulen und Ochsenschwänzen also möglichst schnell loswerden. Mit einem derartigen Geld wäre nur ein zeitnaher Tausch möglich, wodurch erst recht viele Tauschakte unterbleiben müssen.”
Kaufkraft: “Hat man endlich haltbare Güter entdeckt,” heißt es in dem Buch von Taghizadegan, “die hinreichend kleinteilig sind, stellt man fest, dass nun wieder der Transport größere Probleme bereitet. Kaufkraft bezeichnet die Höhe des Tauschwertes im Vergleich zur nötigen Menge. Der Gänsehüter freut sich über die allseits beliebten, sehr haltbaren und hinreichend kleinteiligen Daunenfedern, bis er feststellt, dass seine »Geldbörse« die Größe eines Hauses haben müsste. Denn die einzelne Feder hat einen zu geringen Wert.”
Einheitlichkeit: “Ist das als Tauschmittel verwendete Gut nicht hinreichend einheitlich, kommt es laufend zu Konflikten. Da freut sich der eine, einen guten Preis von fünf Schafen für seinen Fischfang verhandelt zu haben, bis er feststellt, dass er in altersschwachen Böcken und nicht in zarten Lämmern ausbezahlt wird. Da die wenigsten Güter hinreichend einheitlich sind,” schreibt Taghizadegan, “muss man dann erst recht wieder lange aushandeln, welche konkreten Güter getauscht werden sollen – sodass man schließlich wieder beim Naturaltausch angelangt ist. Dabei sollte der indirekte Tausch doch einen Maßstab und eine bessere Vergleichbarkeit der Güter erlauben.”
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Im Reich der Euphemismen
Von Dr. Oliver Everling | 12.Dezember 2011
In Diktaturen ist die herrschende Politik ohne jede Alternative. In Diktaturen darf an Alternativen schon gar nicht gedacht werden – es handelt sich eben um alternativlose Politik.
Wenn seit der Finanzkrise immer noch von “alternativloser Politik” gesprochen wird (etwa im Zuge der mit Steuergeldern finanzierten Eigenkapitalhilfen für Banken), so dient das dazu, staatliche Maßnahmen, denen die Steuerzahler (vermutlich) nicht zustimmen, unter den gegebenen Bedingungen als die einzig richtigen zu rechtfertigen, schreibt Thorsten Polleit in seinem Sammelband “Der Fluch des Papiergeldes” im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-671-2).
Eine Geldpolitik als “Quantitative Easing” zu bezeichnen, erschwert oder macht es nach Polleit gar unmöglich, die wahre Konsequenz einer solchen Politik zu erkennen: dass es sich nämlich um ein Ausweiten der
Geldmenge handelt, die ökonomisch nichts anderes ist als Inflationspolitik.
Gleiches gelte für den Begriff “Liquiditätsschwemme”. Er vernebelt, macht Polleit klar, dass es die Zentralbanken sind, die die Geldmengen ungebührlich stark ausweiten und den Geldwert schädigen; während die Ursache der “Geldmengenausweitung” benennbar ist – die Zentralbank
–, so ist dies beim Begriff der “Liquidität” nicht der Fall, weil der Begriff unbestimmt ist.
Der Ausdruck “unkonventionelle Geldpolitik” taucht die Aktionen der Zentralbanken in gutes Licht führt Polleit weiter aus: Denn “konventionell” stehe für überkommen und althergebracht, während “unkonventionell” mutiges und kreatives Handeln suggeriere.
Das Kategorisieren einer Bank als “systemrelevante Bank” qualifiziert sie für den Erhalt von staatlicher Stützung – und erlaubt so (widerspruchsfrei) das Ausreichen von staatlichen Privilegien an die Eigen- oder Fremdkapitalgeber dieser Bank (auf Kosten Dritter).
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Wider dem Staatsgeldmonopol
Von Dr. Oliver Everling | 10.Dezember 2011
Generationen von Wirtschaftsstudenten lernen an ihren Hochschulen, dass Zentralbanken für die Schöpfung von Zentralbankgeld zuständig sind. Für das Staatsmonopol auf Geld gibt es jedoch weder soziale, noch politische Begründungen.
In seinem Buch “Der Fluch des Papiergeldes” im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-671-2 macht Thorsten Polleit deutlich, dass es keine belastbare wirtschaftliche, rechtliche und ethische Legitimierung für die staatliche Hoheit über die Geldproduktion gibt. Studien zeigen zudem, dass solch ein Arrangement mit staatlicher Geldpolitik sich als Störfaktor im System freier Märkte erweist.
“Ein Staatsgeldmonopol steht nicht nur einem produktiven Währungswettbewerb entgegen, sondern es erlaubt, Geld durch Kreditvergabe zu produzieren: Die Geldmenge wird aufgrund politischer Erwägungen ausgeweitet,” analysiert Polleit, “ohne dass dabei ‘echte Ersparnisse’ für zusätzliche Investitionen verfügbar wären.”
Die Geldproduktion durch Kreditvergabe senkt den Marktzins unter den – wie Knut Wicksell (1851 – 1926) formulierte – “natürlichen Zins”, also den Zins, der im Markt bestehen würde, wenn die Geldmenge nicht “künstlich” durch Kreditvergabe ausgeweitet worden wäre. Die Zinssenkung führt zu einem “Scheinaufschwung”. Die Geldmengenausweitung “aus dem Nichts” sorgt dafür, dass die Volkswirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes über ihre Verhältnisse
lebt: Der Konsum steigt zulasten der Ersparnis, und gleichzeitig nehmen die Investitionen zu.
Die Verminderung des Zinses verzerre zudem, so Polleit, die gesamtwirtschaftliche Produktionsstruktur. Die “Umwegsproduktion”, wie Böhm-Bawerk sie bezeichnete, nimmt zu, die Produktionswege werden “zeitlich aufwendiger”. Der wirtschaftliche Erfolg der Produktionsstruktur hängt nun davon ab, dass der Zins niedrig bleibt, und dazu ist es erforderlich, dass die Kredit- und Geldmengen weiter ausgeweitet werden. “Geschieht das nicht,” prognostiziert Polleit, “steigt der Marktzins auf sein Ursprungsniveau – den natürlichen Zins – und Investitionen und Arbeitsplätze, die durch die Zinssenkung angeregt wurden, erweisen sich als unrentabel.” Es kommt zur Rezession (“Bust”).
Angesichts eines drohenden Bust werden in der Öffentlichkeit Rufe laut, die Krise zu “bekämpfen” – so geschehen seit Ausbruch der jüngsten Finanzkrise.
“Im Bestreben, einen Produktionsrückgang abzuwenden,” erläutert Polleit, “senkt die Zentralbank die Zinsen und sorgt für ein Vermehren von Kredit und Geld. Der neue Einschuss von Kredit und Geld, bereitgestellt zu noch niedrigeren Zinsen, kann zwar temporär dafür sorgen, dass der Abschwung in einen neuen (Schein-) Aufschwung umgemünzt wird. Doch auch dieser neue Boom bricht früher oder später aus denselben Gründen wie der vorangegangene in sich zusammen.”
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Geld verdreht leicht Mittel und Zweck
Von Dr. Oliver Everling | 9.Dezember 2011
Geld, das seinen Wert behält, entspricht einer Batterie für menschliche
Energie. Rahim Taghizadegan erklärt in seinem Buch “Wirtschaft wirklich verstehen” aus dem FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-624-8) anschaulich die Grundbegriffe rund um Geld und Zinsen.
Geld ist ein Speicher, argumentiert Taghizadegan, mit dem der Ertrag heutiger Arbeit in eine Form gebracht werden kann, von der dann gezehrt werden kann, wenn keine Lust, keine Kraft oder keine Möglichkeit zur Erwerbsarbeit mehr gegeben ist. “Geld ermöglicht es, unsere Energie über die Zeit hinweg zu konservieren und an andere weiterzugeben, für entfernte Projekte zu nützen und gemeinsam mit anderen Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und an anderen Orten an einer größeren Sache zu wirken”, schreibt Taghizadegan.
Eine Wirtschaft ohne Arbeitsteilung und Wertspeicherung über das Medium Geld bedeute eine große Verschwendung menschlichen Potenzials, macht Taghizadegan klar.
“Freilich bringt das Geld auch viele Probleme mit sich. Die Skepsis, mit der wir unserem Tauschmittel oft gegenüberstehen, ist also durchaus berechtigt. Das größte Problem ist ein psychologisches und äußert sich in einer Paradoxie: Eben weil Geld ein Mittel von so universeller Tauglichkeit darstellt, kann es unsere persönlichen Maßstäbe aus dem Lot bringen. Menschen neigen dazu, besonders taugliche Mittel nach und nach als Selbstzweck anzustreben.”
Eben weil sich so viele Ziele mit einem universellen Tauschmittel erreichen lassen, beginnen Menschen oft diese Mittel an die Stelle der Ziele zu setzen, also Mittel und Zweck zu verdrehen. “Dann streben wir das Geld nicht mehr an, um es als Hilfsmittel einzusetzen, sondern verlieren den Bezug zu unseren Zielen: Wir neigen dazu, den Besitz von immer mehr Geld anzustreben und dies als das Ziel unserer Handlungen selbst anzusehen.”
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Nur knappes Geld ist wertvoll
Von Dr. Oliver Everling | 8.Dezember 2011
Geld besitzt seinen Wert nur dann, wenn Geld knapp ist. Was manchen als Binsenweisheit erscheint, blieb bei der Suche nach Lösungsansätzen zur Überwindung der jüngsten Finanzkrise völlig außer Betracht. Allein die Sicherung der Liquidität der Banken schien das Gebot der Stunde. Daher wurden die Märkte mit Liquidität – also Geld – geflutet, ohne Rücksicht auf die langfristigen Implikationen einer drastischen Geldmengenausweitung.
Es war der Österreicher Ludwig von Mises, der die Frage beantwortete, warum Geld überhaupt einen Wert hat, den jedermann dem Geld beimisst. “Freilich, wenn man einen heutigen Österreicher fragt, woher der Euro seinen Wert hat, werden alle, außer den ganz Jungen, antworten, dass dieser eben damals behördlich als 13,7603 Schilling definiert wurde. Doch woher hatte der Schilling seinen Wert?” Das fragt Rahim Taghizadegan in seinem Buch “Wirtschaft wirklich verstehen” aus dem FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-624-8) und präsentiert eine geneigte Antwort: Der Schilling “war eben wertvoll in dem Ausmaß, in dem wir Waren für ihn bekommen haben. Doch warum haben wir Waren in einem bestimmten Ausmaß für ihn bekommen? Weil der Schilling für unsere Tauschpartner eben diesen bestimmten Wert hatte.”
Man sieht deutlich, dass man sich nun argumentativ im Kreis dreht. Diesen Zirkelschluss, das Geld über den Wert der Waren und den Wert der Waren über das Geld zu erklären, löste Mises dadurch auf, indem er das so genannte Regressionstheorem einführte. Taghizadegan: “Um zu verstehen, wie es zu einer bestimmten Wertbeimessung kommt, so Mises, müssen wir Stück für Stück in der Geschichte zurückschreiten”.
Taghizadegan beschreibt das, was hier wissenschaftlich als Regression bezeichnet wird, das Zurückschreiten: “Allzu lange haben wir diese Kette in die Vergangenheit gar nicht zu verfolgen, um auf Silber- und Goldmünzen zu stoßen. Doch woher hatten diese ihren Wert? Weil es Menschen gab, für die Silber und Gold an sich wertvoll waren – eben als Güter tauglich, ihnen zu helfen, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen.”
Ökonomisch betrachtet besitzen Gold und Silber wie jedes andere Gut nur jenen Wert, den ihnen Menschen beimessen. “Da sich die Präferenzen und Möglichkeiten ändern, schwankt auch die industrielle Nachfrage nach Edelmetallen dementsprechend. Davon zu unterscheiden ist die Nachfrage als Tauschmittel, welche die Ökonomen monetäre Nachfrage nennen. Auch diese Nachfrage währt nicht ewig.” Die Eigenschaften, die über die Tauglichkeit als Tauschmittel entscheiden, hängen vom Wissenstand der Menschen ab. Die Kaufkraft wird zudem auch bedingt von den Bewertungen im Vergleich zu anderen Gütern – und damit auch von ihrer relativen Knappheit.
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IACVA-Ergebnisse zur Bewertung nicht börsennotierter Unternehmen
Von Tino Rietz | 7.Dezember 2011
Die Kenntnis der Ausfall- bzw. Insolvenzwahrscheinlichkeit eines Unternehmens (des Ratings) ist für viele betriebswirtschaftliche Fragestellungen von zentraler Bedeutung. Auf die Bedeutung von Insolvenzwahrscheinlichkeit und Rating für den Unternehmenswert wurde jüngst in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und einer fachlichen Stellungnahme des IACVA-Arbeitskreises „Bewertung nicht börsennotierter Unternehmen“ nachdrücklich hingewiesen (siehe Gleißner, Unternehmenswert, Rating und Risiko, WPG, 2010 sowie IACVA, Bewertung nicht börsennotierter Unternehmen – die Berücksichtigung von Insolvenzwahrscheinlichkeiten).
Entgegen der in der Bewertungspraxis noch üblichen Annahme der ewigen Existenz von Unternehmen, zeigt das Rating die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz. Die Möglichkeit der Insolvenz führt (in der sogenannten „Terminal-Value-Phase“) zu tendenziell sinkenden Erwartungswerten der Cash-Flows, was erhebliche Auswirkungen auf den Unternehmenswert haben kann.
Wie Beispielrechnungen in einem Beitrag von Gleißner (2010) zeigen, kann der Wert eines Unternehmens mit einem „B“-Rating leicht um rund 50% überschätzt werden, wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit vernachlässigt wird. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit wirkt sich aus wie eine „negative Wachstumsrate“ der Erträge oder Cash-Flows eines Unternehmens. Der IACVA-Arbeitskreis für die Bewertung nicht börsennotierter Unternehmen fordert daher die (planungskonsistente) Abschätzung der zukünftigen Insolvenzwahrscheinlichkeit von Unternehmen und die Berücksichtigung bei der Bewertung. Eine sachgerechte Unternehmensbewertung erfordert damit Rating-Know-how.
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