Weltordnung bleibt auf Schulden aufgebaut
Von Dr. Oliver Everling | 20.August 2025
„Die Vereinigten Staaten haben in den vergangenen 17 Jahren eine Phase erlebt, die Werner Krämer, Geschäftsführer und Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Management Deutschland, als „goldenes Zeitalter“ bezeichnet. „Im Vergleich zu den G7-Staaten sahen wir hier die beste Entwicklung beim Bruttosozialprodukt und bei der Arbeitsproduktivität. Die USA führen bei Innovation und auf dem Aktienmarkt, bei der militärischen Stärke und bei der Soft Power, also kulturelle Werte und positive Außenwahrnehmung. In den letzten 17 Jahren haben die USA ein goldenes Zeitalter erlebt.“
Doch nach Ansicht Krämers ist diese Ära an ihr Ende gekommen. Die Vereinigten Staaten entfernten sich zunehmend von den Grundlagen ihres Erfolgs: Globalisierung, Freihandel und offene Märkte. „Was wir derzeit erleben, ist nichts weniger als eine neue Weltordnung“, warnt Krämer. Maßnahmen wie Steuersenkungen, die sonst als Wachstumsimpuls gelten, führten heute zu „gravierenden Ungleichgewichten“. Besonders kritisch sieht er die Folgen für die Staatsverschuldung, den Arbeitsmarkt und die Soft Power der USA.
Die Dimension der Verschuldung ist aus Sicht Krämers dramatisch: „Die Ausgaben für die Zinslast (zuletzt rund 1,1 Milliarden US-Dollar/Jahr) übertreffen inzwischen die Ausgaben für Verteidigung (zuletzt rund 855 Milliarden US-Dollar/Jahr).“ In Kombination mit einer restriktiven Einwanderungspolitik und Defiziten im Bildungswesen entstehe eine gefährliche Gemengelage, die nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die internationale Ordnung betreffe.
Besondere Sorge bereiten Krämer die Währungsmärkte. Der US-Dollar sei so schwach wie seit 1971 nicht mehr, während alternative Anlageformen wie Gold, Bitcoin oder der Schweizer Franken gefragt seien. „Sollte die Rolle des US-Dollar als Reservewährung ernsthaft infrage gestellt werden, wären wir in einer anderen Welt“, betont Krämer. Zwar fehle derzeit eine wirkliche Alternative, insbesondere da der Rohstoffhandel in US-Dollar abgewickelt werde, doch die Signale seien eindeutig: „Das erste Quartal 2025 ist für den US-Dollar in der Breite – nicht nur gegenüber dem Euro – das schlechteste seit 1971 gewesen.“
Während sich die Devisenmärkte in Schieflage befinden, wirken die Anleihemärkte bislang erstaunlich stabil. Krämer verweist jedoch auf eine auffällige Entwicklung: „Credit Spreads zeigen den Aufpreis, den Emittenten für ein höheres Risikoprofil zahlen müssen. Doch der Unterschied zwischen vermeintlich sicheren Staatsanleihen und anderen Bonds ist historisch gering – und in den USA ist der Spread sogar noch enger als in Europa.“ Für ihn ist dies ein Signal, dass Investoren den Schuldenberg der Vereinigten Staaten kritisch sehen und die Finanzierung zunehmend teuer wird.
Die Analyse von Werner Krämer macht deutlich, dass die USA zwar noch immer das Flaggschiff der Weltwirtschaft sind, die Grundfesten dieser Position jedoch wanken. Eine neue Weltordnung sei im Entstehen – und sie sei „auf Schulden gebaut“.
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Plötzlicher Reichtum und Risikoprofiling
Von Dr. Oliver Everling | 20.August 2025
Millionär über Nacht: Eine repräsentative Umfrage der Soziallotterie freiheit+ hat im Juli 2025 unter 1.000 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren erhoben, welche Wünsche und Pläne die Deutschen hätten, wenn Geld keine Rolle mehr spielte. Deutlich wird, dass es weniger um spektakulären Konsum geht als vielmehr um Sicherheit, Unabhängigkeit und persönliche Verwirklichung. Jeder Vierte träumt von einer Weltreise, jeder Fünfte von den eigenen vier Wänden. Männer formulieren häufiger den Wunsch nach einem freien, ortsunabhängigen Leben, während Frauen stärker auf Stabilität durch Wohneigentum setzen. Junge Befragte würden das Geld eher investieren, ältere Befragte sehen den Reichtum eher als Möglichkeit, Reisen zu finanzieren. Mit einer Million Euro würde über ein Drittel der Befragten zuerst für das Alter vorsorgen oder investieren.
Diese Ergebnisse sind nicht nur ein Spiegel gesellschaftlicher Sehnsüchte, sondern auch ein Lehrstück für die Finanzbranche. Sie verdeutlichen, dass Anlageentscheidungen immer im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsbedürfnis und Freiheitswunsch stehen. Geld eröffnet Optionen, aber es zwingt zugleich zur Priorisierung. Die Beratungspraxis kann von diesen Erkenntnissen unmittelbar profitieren, da sie die Heterogenität der Anlegerinteressen aufzeigt.
In dem gemeinsam mit Monika Müller verfassten Buch „Risikoprofiling mit Anlegern“ wird dieser Aspekt systematisch aufgegriffen. Der zentrale Gedanke: Anlegerinnen und Anleger treffen ihre Entscheidungen nicht ausschließlich auf Basis von Renditeerwartungen und Risikokennzahlen, sondern entlang ihrer persönlichen Lebensziele, Wertvorstellungen und emotionalen Veranlagungen. Deshalb werden in dem Buch praxisnahe Methoden vorgestellt, wie Finanzberaterinnen und Finanzberater die Risikoneigung ihrer Kunden präzise erfassen und in den Beratungskontext einordnen können. Es wird aufgezeigt, dass klassische Risikoklassen-Modelle allein nicht ausreichen, da sie psychologische Dimensionen ausblenden. Stattdessen sind Instrumente erforderlich, die systematisch nach den Motiven, Wünschen und biografischen Erfahrungen der Kunden fragen.
So lassen sich aus der Analyse nicht nur Risikopräferenzen ableiten, sondern auch Handlungsoptionen für die Beratungspraxis entwickeln. Ein Beispiel: Wenn jüngere Anleger stärker zu Investitionen neigen, wie die freiheit+-Umfrage belegt, sollte die Beratung nicht allein auf Wachstumschancen verweisen, sondern zugleich die Bedeutung einer langfristigen Absicherung herausstellen. Bei älteren Anlegern, die Reisen und Konsum stärker in den Vordergrund stellen, gilt es dagegen, die Liquiditätsplanung und die Absicherung des Lebensstandards hervorzuheben. Genau diese Brücke zwischen quantitativen Anlageparametern und qualitativen Lebenszielen ist Kernstück des Risikoprofilings.
Die neue freiheit+-Studie verdeutlicht, wie heterogen die Wünsche und Pläne im Umgang mit unverhofftem Reichtum sind. Für die Finanzberatung folgt daraus, dass Standardlösungen nicht genügen. Notwendig ist vielmehr eine Beratung, die die individuelle Lebenssituation ernst nimmt, Risikoprofile differenziert analysiert und Anlagestrategien daraus ableitet. Reichtum allein schafft keine Antworten, er schafft Entscheidungssituationen. Die Aufgabe professioneller Beratung besteht darin, diese Entscheidungen im Einklang mit den Zielen, Werten und Risikoneigungen der Anlegerinnen und Anleger zu gestalten.
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Fortführungsfonds im Aufschwung: Wie Credit Ratings Wachstumstrends im Private Equity absichern
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2025
Schroders Capital erwartet einen tiefgreifenden Wandel im Private-Equity-Markt. Laut einer neuen Untersuchung wird sich der globale Markt für Fortführungsinvestitionen – auch bekannt als GP-geführte Secondaries – in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich vervierfachen. In der Pressemitteilung heißt es: „In ihrem Basisszenario erwartet das Private-Equity-Team von Schroders Capital, dass die jährlichen Exit-Erlöse aus Fortführungsinvestitionen bis 2034 auf über 300 Mrd. US-Dollar steigen – ein Plus von 329 % gegenüber dem Stand von 2024.“ Dr. Nils Rode, Chief Investment Officer bei Schroders Capital, ergänzt: „Selbst unsere konservativen Schätzungen zeigen ein deutliches Wachstum des Marktes für Fortführungsinvestitionen.“
Nach Ansicht von Schroders Capital handelt es sich dabei nicht nur um ein vorübergehendes Phänomen, das aus der aktuell schwierigen Lage bei klassischen Exit-Strategien resultiert. Vielmehr sei der Trend überwiegend strukturell bedingt. „Unsere Analyse hingegen legt nahe, dass 80 % des Transaktionsvolumens im Jahr 2024 auf nachhaltigen, strukturellen Entwicklungen beruhen – und nicht auf zyklischen Effekten“, so Rode. Fortführungsinvestitionen würden es ermöglichen, erfolgreiche Portfoliounternehmen unter demselben Fondsmanagement weiterzuentwickeln, ohne dass ein Eigentümerwechsel notwendig werde.
Die Pressemitteilung hebt zudem hervor, dass diese Fonds effizientere Strukturen als klassische Buyouts bieten. Sie zeichnen sich durch geringere Gebühren, planbare Renditen und eine um 25 % schnellere Liquidation aus. Damit schaffen sie für Investoren eine attraktive Kombination aus Kostenvorteilen und verlässlicheren Cashflows. Besonders im unteren Mittelstand, also bei Unternehmen mit einem Wert von weniger als einer Milliarde US-Dollar, sieht Schroders Capital die größten Chancen. Dort böten niedrigere Einstiegsbewertungen, mehr Potenzial für operative Verbesserungen und eine größere Vielfalt an Exit-Optionen ein besonders attraktives Umfeld.
Gerade bei diesen Transaktionen können Credit Ratings eine entscheidende Rolle spielen. Sie helfen Investoren, die Bonität und Stabilität der zugrunde liegenden Unternehmen einzuschätzen, die oft nicht börsennotiert sind und daher weniger Transparenz bieten. Ein stabiles Rating untermauert die in der Analyse betonten Vorteile – etwa die „planbaren Renditen und schnellere Liquidität“ – und macht die Zuverlässigkeit der Cashflows nachvollziehbar. Damit erhöhen Ratings das Vertrauen von Banken, institutionellen Anlegern und weiteren Kapitalgebern.
Zudem können Ratings die Finanzierungskosten für Fortführungsvehikel senken und die Attraktivität neuer Kapitalzuflüsse steigern. Während Schroders Capital die Chancen struktureller Veränderungen hervorhebt, liefern Kreditbewertungen eine unabhängige Bestätigung dieser Einschätzung. Sie fungieren damit als Bindeglied zwischen den optimistischen Wachstumsprognosen und dem Sicherheitsbedürfnis der Investoren.
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Credit Ratings und Aktienstrategien: Auf der Suche nach dem Burggraben
Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2025
Credit Ratings und die in einem Kommentar von Bertrand Cliquet, Portfoliomanager der Strategien Lazard Global Listed Infrastructure und Global Equity Franchise, beschriebenen Kriterien für Infrastruktur- und Franchise-Investitionen teilen eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: Beide Systeme beruhen auf der Fähigkeit, Erträge und Risiken langfristig verlässlich einzuschätzen. So wie Ratingagenturen die Bonität eines Schuldners anhand stabiler Cashflows, planbarer Geschäftsmodelle und widerstandsfähiger Marktpositionen bewerten, orientieren sich auch die beschriebenen Strategien an Unternehmen, deren Ertragskraft vorhersehbar ist. Cliquet betont hierzu: „Beide Strategien – Infrastruktur und Franchise – eint ein gemeinsames Prinzip: Investitionsziele sind Unternehmen, deren Erträge sich gut prognostizieren lassen.“
Damit zeigt sich eine klare Parallele: Ratings spiegeln das Vertrauen in die zukünftige Zahlungsfähigkeit wider, während Investoren bei Infrastrukturwerten oder Franchise-Unternehmen auf Geschäftsmodelle setzen, die durch Regulierungen, Monopolstellungen oder starke Marken gegen externe Schocks abgesichert sind. Die Idee des ökonomischen „Burggrabens“, der Marktführer durch Skaleneffekte, Netzwerkeffekte oder hohe Wechselkosten schützt, entspricht funktional den Faktoren, die auch für ein starkes Kreditprofil entscheidend sind. Unternehmen mit solchen Vorteilen erhalten bessere Ratings, weil ihre Fähigkeit zur Schuldentilgung als besonders belastbar eingeschätzt wird.
Auch die Bedeutung makroökonomischer Rahmenbedingungen schafft Gemeinsamkeiten. Cliquet beschreibt den aktuellen Rückenwind für europäische Versorger durch Investitionsprogramme in Netzausbau, Energiewende und Versorgungssicherheit: „Für Versorger bedeutet das: stabile, inflationsgeschützte Renditen auf eine wachsende Anlage-Basis.“ Genau dieser planbare Cashflow ist es, den Ratingagenturen positiv berücksichtigen, wenn sie langfristige Bonitätseinschätzungen vornehmen.
Ebenso weisen die Risiken in beiden Systemen Parallelen auf. Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis oder eine scheinbar defensive Marktstellung reichen nicht aus, wenn strukturelle Veränderungen die Fundamentaldaten aushöhlen. Cliquet mahnt: „Ein niedriges KGV ist nur dann ein Kaufargument, wenn der Ertragsstrom nachhaltig ist.“ Dieselbe Logik gilt bei Ratings: eine formale Kennzahl wie Verschuldungsgrad oder Zinsdeckungsgrad erhält nur dann Gewicht, wenn die Stabilität des Geschäftsmodells die Zahlen untermauert.
Damit wird deutlich, dass sowohl bei Kreditratings als auch bei der Auswahl von Infrastruktur- und Franchise-Investments nicht der kurzfristige Marktpreis im Vordergrund steht, sondern die nachhaltige Qualität und Widerstandskraft der Ertragsbasis. Beide Systeme bieten Anlegern Orientierung, indem sie nicht nur Risiken abbilden, sondern auch die Vorhersehbarkeit und Zuverlässigkeit künftiger Rückflüsse ins Zentrum stellen.
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Zolldeal und Fed-Einfluss: Warum Tönnes US-Aktien vor Europa sieht
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2025
Der jüngste Zollkompromiss zwischen den USA und der EU könnte nach Ansicht von Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management, den US-Aktienmärkten den Weg zu einer neuen Rekordrally ebnen – auch wenn dies die amerikanische Währung schwächen dürfte. Tönnes sieht in der Einigung eine klare Verschiebung der Kräfteverhältnisse zugunsten der USA: „Trump hat vermutlich mehr erreicht, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Und die EU hat nicht mehr bekommen als die Aussicht, dass es nicht noch schlimmer kommt.“
Die Bewertung des Deals fällt scharf aus: „Die EU ist als Tiger gesprungen und als Kätzchen gelandet.“ Aus Sicht des Strategen werde die EU daher kaum entschlossen gegen die Praktiken der US-Tech-Konzerne vorgehen, da dies „höchstwahrscheinlich sofort die Aufkündigung der erreichten Vereinbarung durch die US-Regierung“ provozieren würde.
Gleichzeitig deutet Tönnes auf einen weiteren strategischen Faktor hin: den wachsenden Einfluss der Trump-Administration auf die Federal Reserve. „Vielleicht nicht sofort, aber langfristig sollte dies zu einer lockereren Geldpolitik der Fed führen, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind.“ Dies erhöhe zwar das Risiko einer Dollar-Schwäche, könne aber für US-Aktien „der Treibstoff für ganz neue Höhen“ sein. Aus diesem Grund empfiehlt der Stratege bei US-Investments eine Währungssicherung.
Langfristig sieht Tönnes die amerikanischen Aktienmärkte deutlich im Vorteil gegenüber Europa. Zwar sprächen niedrigere Bewertungen für die europäischen Märkte, „doch in einer dynamischen Welt dürfte das allein nicht ausreichen“. Fehlende Reformschritte in Europa und die geopolitische Vorsicht der EU gegenüber den USA könnten dafür sorgen, dass die Wall Street weiterhin das attraktivere Wachstumsprofil bietet.
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Marktstimmung, Zinsentwicklung und Goldrally: Implikationen für Credit Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2025
Die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten, wie sie Michaël Lok, Group CIO und Co-CEO Asset Management der Union Bancaire Privée (UBP), beschreibt, haben nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf Aktien, Anleihen und Rohstoffe, sondern auch auf die Einschätzung von Kreditrisiken und damit auf Credit Ratings. Wenn Lok feststellt, dass „der Rückgang der Aktienrisikoprämien in Verbindung mit hohen Bewertungen“ das Potenzial für Aktien begrenzt und eine diversifizierte Vermögensallokation erfordert, bedeutet dies für Ratingagenturen, dass die makroökonomische Stabilität aktuell eher durch externe Faktoren wie Zollpolitik, Zinsentwicklung und Investitionszyklen beeinflusst wird als durch klassische Konjunkturindikatoren.
Für Emittenten im Investment-Grade-Bereich kann dies vorübergehend stabilisierend wirken, da sinkende Aufwärtsrisiken auf der Zinsseite die Refinanzierungskosten dämpfen. Lok betont, dass „hochverzinsliche Strategien wie High Yield, vorrangige Kredite und AT1-CoCos unser bevorzugtes Segment innerhalb dieser Anlageklasse“ bleiben – eine Einschätzung, die Ratingagenturen aufmerksam beobachten. Steigende Investitionen in High-Yield-Titel können nämlich zu einer Verschiebung der Risikobereitschaft führen und bei schwächerer Konjunktur schnell in höhere Ausfallraten umschlagen.
Auch Rohstoffmärkte wie Gold spielen bei Kreditratings indirekt eine Rolle. Loks Einschätzung, dass sich Gold „inmitten eines langfristigen Bullenmarktes befindet und die Grundlage für die inflationsbereinigte Vermögenssicherung und das Risikomanagement für Anlegerportfolios bleibt“, verweist auf eine zunehmende Bedeutung von inflationssicheren Anlageformen für die Bonitätsbewertung – insbesondere in Regionen oder Branchen, die stark von Währungs- und Zinsbewegungen abhängen.
Für Ratingagenturen ergibt sich daraus ein komplexes Bild: Während die Berichtssaison in den USA mit einem Gewinnwachstum von 10 % und insbesondere 21 % im Technologiesektor kurzfristig positiv wirkt, können „hohe Bewertungen in Verbindung mit der fragilen Anlegerstimmung“ – wie Lok warnt – bei plötzlichen Stimmungsumschwüngen zu schnellen Bewertungsanpassungen führen. Für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, insbesondere im spekulativen Bereich, bedeutet dies erhöhte Volatilität der Kapitalmarktzugänge.
In Summe zeigt die Analyse, dass makroökonomische Entspannung – etwa durch begrenzte Zollerhöhungen – zwar die Unsicherheit reduziert, Ratingagenturen jedoch weiterhin eine breite Palette an Risikofaktoren im Blick behalten müssen: von geopolitischen Spannungen über Zentralbankpolitik bis hin zu Investitionszyklen in Schlüsselbranchen. Die Verbindung zwischen Marktstimmung, Bewertungsniveaus und fundamentaler Bonität bleibt dabei ein sensibler Balanceakt, der sich schnell verschieben kann.
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Tokenisierung als Gamechanger: Neue Wege für Immobilieninvestments
Von Dr. Oliver Everling | 8.August 2025
Die Tokenisierung eröffnet der Immobilienwirtschaft neue Perspektiven und könnte sich in den kommenden Jahren als eine der bedeutendsten Innovationen der Branche herausstellen. Indem analoge Vermögenswerte digital auf der Blockchain abgebildet werden, können Immobilienanteile in Form sogenannter Token ausgegeben werden. Diese Token repräsentieren Eigentumsrechte oder wirtschaftliche Ansprüche an einer Immobilie und sind über digitale Marktplätze handelbar. Die damit einhergehende Fragmentierung von Immobilieninvestitionen senkt die Einstiegshürden erheblich – Kleinanlegern wird erstmals der Zugang zu einer Anlageklasse ermöglicht, die traditionell institutionellen Investoren vorbehalten war. Auch der Transaktionsprozess selbst erfährt durch den Einsatz der Blockchain-Technologie eine signifikante Effizienzsteigerung: Notarielle Beurkundungen, manuelle Registereinträge und papierbasierte Verwaltungsschritte könnten künftig durch smarte Verträge und automatisierte Abläufe ersetzt oder zumindest stark vereinfacht werden.
Der generelle Trend zur Tokenisierung zeigt sich auch jenseits der Immobilienbranche deutlich. Wie Clemens Berendt, Lead Portfoliomanager der apoBank, betont: „Die Tokenisierung der Geldanlage verändert den Kapitalmarkt – nicht morgen, sondern bereits heute.“ In seiner Einschätzung macht er deutlich, dass digitale Assets wie Stablecoins eine Brücke zwischen der klassischen Finanzwelt und dem Krypto-Ökosystem schlagen und somit eine neue Ära der Finanzmarktinfrastruktur einläuten. Diese Transformation betrifft nicht nur Kryptowährungen, sondern eine Vielzahl bisher illiquider Anlageklassen – darunter neben Immobilien auch Anleihen, Private Equity, Kunst und Sammlerobjekte. Für die Immobilienwirtschaft bedeutet dies konkret, dass vormals schwer handelbare Objekte künftig mit einem Mausklick den Eigentümer wechseln könnten. Die Tokenisierung bietet somit nicht nur ein Instrument zur Demokratisierung von Immobilieninvestments, sondern auch ein potenziell liquideres, transparenteres und effizienteres Marktumfeld.
Allerdings ist der Markt für tokenisierte Immobilienanlagen derzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Zwar gibt es erste Pilotprojekte und Plattformen, die digitale Immobilienanteile vertreiben, doch fehlt es vielfach noch an regulatorischer Klarheit, standardisierten Verfahren und einer breiten Akzeptanz im institutionellen Umfeld. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zählt bereits mehr als 200 Anbieter von Kryptowertpapieren, was das wachsende Interesse und die zunehmende Marktdynamik unterstreicht. Zugleich warnt Clemens Berendt vor unseriösen Angeboten und betont die Risiken des „grauen Kapitalmarkts“, auf dem sich viele Anbieter ohne adäquate Aufsicht bewegen. Für professionelle Investoren und etablierte Marktteilnehmer wie Banken oder Fondsgesellschaften besteht daher die Herausforderung, Chancen der Tokenisierung mit der gebotenen Vorsicht zu nutzen. In diesem Zusammenhang stellt Berendt klar: „Wir sehen in der zunehmenden Tokenisierung der Geldanlage vor allem große Potenziale für Effizienzsteigerung in Wertpapierprozessen sowie in der Produktentwicklung und Vermögensverwaltung.“
Die Immobilienwirtschaft steht somit an einem Wendepunkt: Während regulatorische, technologische und marktspezifische Fragen noch zu klären sind, liegt in der Tokenisierung eine große Chance für eine Modernisierung der Branche. Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, kann von einer Entwicklung profitieren, die das Potenzial hat, den Immobilienmarkt ebenso grundlegend zu verändern wie einst das Internet den Handel. Tokenisierte Immobilienanlagen könnten in wenigen Jahren so selbstverständlich sein wie heute Immobilienfonds oder REITs – vorausgesetzt, der Markt entwickelt sich unter klaren regulatorischen Leitplanken, mit vertrauenswürdigen Akteuren und einem Bewusstsein für die tatsächlichen Potenziale und Risiken dieser neuen Technologie.
Mit der zunehmenden Verbreitung von tokenisierten Finanzinstrumenten gewinnt auch das sogenannte Tokenrating an Bedeutung. Ähnlich wie klassische Ratings von Anleihen oder Unternehmen dient ein Tokenrating dazu, die Qualität und das Risiko eines digitalen Assets zu bewerten – sei es ein tokenisiertes Wertpapier, eine digitale Immobilie oder ein anderer Sachwert in Form eines Tokens. Insbesondere im Immobilienbereich, wo hohe Investitionssummen und lange Anlagezeiträume üblich sind, kann ein fundiertes Rating Vertrauen schaffen und als Entscheidungshilfe für Investoren dienen.
Ein Tokenrating berücksichtigt verschiedene Kriterien, darunter die rechtliche Struktur des Tokens (z. B. Wertpapier vs. Utility Token), die Qualität des zugrunde liegenden Vermögenswertes (z. B. Lage und Zustand der Immobilie), die Transparenz des Emittenten, die technologische Umsetzung (Smart Contract, Blockchain-Protokoll) sowie Sicherheits- und Compliance-Aspekte. Auch die Liquidität des Tokens, also die Möglichkeit, ihn an digitalen Börsen zu handeln, kann ein wichtiger Bestandteil der Bewertung sein.
Da es sich bei vielen tokenisierten Assets um neue, innovative Produkte handelt, fehlen bislang häufig etablierte Marktstandards. Ein unabhängiges Tokenrating kann hier Orientierung bieten und zugleich dazu beitragen, unseriöse Anbieter zu identifizieren. Gerade in einem von Clemens Berendt als teilweise „grauer Kapitalmarkt“ beschriebenen Umfeld ist dies entscheidend, um Risiken zu erkennen und Vertrauen in digitale Vermögenswerte aufzubauen. Langfristig könnte sich ein differenziertes Tokenrating als ebenso unverzichtbar erweisen wie das klassische Bonitätsrating für traditionelle Kapitalmarktprodukte.
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Maastricht-Regeln als Weg zur Konzentration auf staatliche Kernaufgaben
Von Dr. Oliver Everling | 7.August 2025
Europa steht an einem wirtschaftlichen Wendepunkt. Angesichts schwacher Daten zur Industrieproduktion und rückläufiger Exporte – insbesondere aus Deutschland – mehren sich die Stimmen, die tiefgreifende Reformen im Inneren der EU fordern. In einem aktuellen Meinungsbeitrag von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, wird das Regelwerk von Maastricht als strukturelles Hindernis für notwendige Investitionen kritisiert. Es sei, so Mayr, Ausdruck eines „Dogmas fiskalischer Zurückhaltung“, das „echte gemeinsame Investitionsimpulse verhindert“ habe. Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, einer sich wandelnden globalen Wirtschaftsordnung und des technologischen Rückstands Europas plädiert er für ein Umdenken: weg von nationalen Egoismen, hin zu gemeinschaftlicher Finanzierung und strategischen Projekten. Dabei fordert er „mehr Vertrauen in den Markt statt dysfunktionaler politischer Sparregeln“.
Diese Einschätzung trifft in Teilen berechtigt einen wunden Punkt. Tatsächlich hat Europa in den letzten Jahren an ökonomischem Gewicht eingebüßt, das reale Wachstum stagniert, und Investitionen in Schlüsselbereiche wie Infrastruktur, Verteidigung und Digitalisierung blieben im internationalen Vergleich zurück. Doch so berechtigt die Kritik an der Investitionsschwäche ist, so einseitig ist die pauschale Ablehnung der Maastricht-Regeln. Denn diese waren nie als Investitionsverbot gedacht, sondern als Rahmen zur Sicherung nachhaltiger Haushaltsführung und makroökonomischer Stabilität. Sie zwingen Regierungen zur Prioritätensetzung. Gerade in Zeiten knapper Mittel hilft diese fiskalische Disziplin dabei, sich auf staatliche Kernaufgaben zu konzentrieren – also auf solche Ausgaben, die produktive Wirkung entfalten und langfristig zur Stärkung des volkswirtschaftlichen Potenzials beitragen.
Staatliche Ausgaben sind nämlich nicht automatisch wachstumsfördernd. Viele konsumtive Ausgaben – etwa zur kurzfristigen Stabilisierung oder zum politischen Opportunismus – können sogar kontraproduktiv wirken, wenn sie Ressourcen binden, ohne die gesamtwirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. In dieser Hinsicht kann die Einhaltung der Maastricht-Kriterien als ein Instrument verstanden werden, das den Staat zu mehr Effizienz zwingt. Statt beliebiger Ausgaben eröffnet sich so die Möglichkeit, Mittel gezielt dort einzusetzen, wo sie Zukunftswirkung entfalten: bei Bildung, Innovation, kritischer Infrastruktur oder der Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft.
Der Text von Dr. Mayr weist zu Recht auf den Investitionsbedarf in Bereichen wie KI, Halbleiter, Energie oder Verteidigung hin. Auch die Notwendigkeit gemeinschaftlicher europäischer Strategien ist unbestritten. Doch die Schlussfolgerung, die Maastricht-Regeln deshalb als hinderlich zu verwerfen, greift zu kurz. Vielmehr gilt es, sie weiterzuentwickeln – etwa durch die Schaffung eines klar definierten europäischen Investitionsrahmens, der zusätzliche fiskalische Spielräume für gemeinschaftlich getragene Zukunftsprojekte eröffnet, ohne die Stabilitätskriterien aufzuweichen. Dies würde ermöglichen, gezielt in Projekte mit hohem volkswirtschaftlichem Ertrag zu investieren, ohne den Glauben in die fiskalische Solidität Europas zu erschüttern.
Die im Beitrag angesprochene Kapitalmarktunion kann hier ergänzend eine wichtige Rolle spielen. Sie ermöglicht nicht nur eine effizientere Allokation privaten Kapitals, sondern reduziert zugleich die Abhängigkeit staatlicher Haushalte von kurzfristiger Verschuldung. Der Ruf nach „integrierten Finanzmärkten“ und „harmonisierten Regulierungen“ ist daher berechtigt – gerade unter dem Aspekt der Mobilisierung nichtstaatlicher Ressourcen für die wirtschaftliche Transformation. Dennoch bleibt auch hier entscheidend, dass politische und finanzielle Verantwortung nicht entkoppelt werden.
Europa muss handeln – darin besteht Konsens. Doch das bedeutet nicht, fiskalische Disziplin aufzugeben. Im Gegenteil: Die Herausforderung besteht darin, Investitionen strategisch zu priorisieren, anstatt in struktureller Unentschiedenheit zu verharren. Die Maastricht-Kriterien können in diesem Zusammenhang als Disziplinierungsrahmen verstanden werden, der die Staaten zur Rückbesinnung auf das Wesentliche zwingt: effiziente Strukturen, kluge Allokation öffentlicher Mittel und ein wirtschaftliches Umfeld, das Wachstum nicht durch Schulden, sondern durch Produktivität generiert. Europas Chance liegt nicht in der Aufweichung fiskalischer Regeln, sondern in ihrer klugen Weiterentwicklung – für mehr Investitionen dort, wo sie wirklich volkswirtschaftlichen Ertrag bringen.
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KI-Disruption als Ratingfaktor: Wie technologische Anpassung über Bonität entscheidet
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2025
Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz verändert nicht nur Geschäftsmodelle und Kommunikationsstrategien, sondern hat tiefgreifende Implikationen für die Bonitätsbeurteilung von Unternehmen – also für Credit Ratings. Der jüngste Newsletter der EVEREST GmbH zeigt exemplarisch auf, wie ein Unternehmen auf die disruptiven Effekte der KI reagiert und welche Risiken sowie Chancen daraus für die wirtschaftliche Stabilität erwachsen. Im Zentrum steht die Feststellung: „Seit es AI Overviews gibt, haben wir auf unseren Plattformen viel weniger Traffic. Autsch!“ Diese Aussage verdeutlicht den unmittelbaren Einfluss generativer KI auf etablierte digitale Geschäftsmodelle, insbesondere auf solche, die stark auf Suchmaschinenoptimierung (SEO) angewiesen waren. Eine signifikant sinkende Reichweite kann mittelfristig zu einem Rückgang der Umsätze führen – ein Umstand, der bei der Analyse von Geschäftsrisiken künftig stärker berücksichtigt werden muss.
Bonitätsanalysten könnten in solchen Entwicklungen verstärkt Anzeichen für strukturelle Schwächen sehen, wenn Unternehmen nicht schnell und wirksam gegensteuern. Das Risiko, dass auf Content-basierende Geschäftsmodelle durch KI ersetzt oder marginalisiert werden, stellt ein neues, technologieinduziertes Geschäftsrisiko dar. Doch gerade die Fähigkeit zur Anpassung und Innovation wird zu einem wichtigen Indikator für Resilienz und damit für Rating-Stabilität. So hebt EVEREST hervor: „Jammern nützt nix. Wir stellen uns der neuen Realität und ergreifen die Chancen.“ Diese strategische Neuausrichtung umfasst Maßnahmen wie die Optimierung von Inhalten für KI-Systeme („Zu SEO kommt GEO“) und den gezielten Einsatz von KI zur Effizienzsteigerung im Kundensupport und bei der Gründungsberatung. Wer eigene, nutzerzentrierte KI-Lösungen implementiert, reduziert die Abhängigkeit von Plattformen wie Google und steigert die eigene Wertschöpfungstiefe – ein positiver Faktor für Kreditratings.
Die Aussage „Sinkende Reichweiten, neue Wettbewerber, veränderte Erwartungen: Wer nicht untergehen will, muss reagieren“ beschreibt ein zunehmend relevantes Kreditausfallrisiko: den Verlust der Marktrelevanz. Ratingagenturen werden in Zukunft nicht nur auf Kennzahlen der Vergangenheit schauen, sondern auch die Transformationsfähigkeit in Echtzeit bewerten müssen. Die Fähigkeit zur Nutzung von KI, zur Prozessautomatisierung und zur Ansprache neuer Zielgruppen – wie im Beispiel des Callcenter-Unternehmens mit 500 Mitarbeitenden beschrieben – kann entscheidend sein für die Fortführung der Geschäftstätigkeit. Auch hier heißt es: „KI killt dein Business? KI kann dich retten!“ – eine Aussage, die den paradoxen Charakter aktueller Transformationsprozesse treffend zusammenfasst.
Insgesamt zeigt sich: Unternehmen, die KI nicht nur als Bedrohung, sondern als Werkzeug verstehen und frühzeitig in die eigene Struktur integrieren, können Wettbewerbsvorteile aufbauen. Für Credit Ratings bedeutet das, dass technologische Anpassungsfähigkeit – analog zur Finanzkraft – zu einem eigenständigen Bewertungskriterium avancieren dürfte. EVEREST demonstriert, wie dieser Weg konkret aussehen kann: durch intelligente Chatbots, KI-gestützte Planungsprozesse und automatisierte Beratungsleistungen. Ratinganalysten werden künftig genau beobachten, ob solche Maßnahmen lediglich punktuelle Reaktionen darstellen oder Ausdruck einer tiefergehenden strategischen Repositionierung sind. Denn nur Letzteres verspricht langfristige Stabilität – und damit ein gutes Rating.
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ESG als Erfolgsfaktor: Fachbuch knackt 130.000 Downloads im Aufschwung des Private-Equity-Markts
Von Dr. Oliver Everling | 6.August 2025
Das im Dezember 2024 erschienene Buch *„ESG als Treiber von M\&A – Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse erfolgreich managen“*, herausgegeben von Karl A. Niggemann, Ulrich Dahlhausen, Markus B. Hofer, Rudolf Schmitz und Oliver Everling, hat inzwischen die Marke von **130.000 Downloads** überschritten – ein bemerkenswerter Erfolg für ein Fachbuch dieser inhaltlichen Tiefe. Die hohe Nachfrage unterstreicht die wachsende Relevanz von ESG-Kriterien in der Gestaltung und Bewertung von Transaktionen im Private-Equity-Markt.
Der Erfolg des Buchs fällt in eine Phase, in der der globale Private-Equity-Markt nach mehreren wirtschaftlichen Schocks klare Erholungsanzeichen zeigt. Laut *Capital Dynamics Private Markets Insights* stieg das weltweite Exit-Volumen im ersten Halbjahr 2025 um **41 % im Vergleich zum Vorjahr** auf **545,9 Mrd. US-Dollar**. Treiber dieser Entwicklung waren robuste M\&A-Transaktionen und mehrere bedeutende IPOs im ersten Quartal, auch wenn im zweiten Quartal ein Rückgang um 35 % bei den Exits zu verzeichnen war – bedingt durch zunehmende Marktunsicherheiten und politische Entwicklungen wie die Ankündigung eines sogenannten „Liberation Day“ durch Präsident Trump im April.
Vor diesem Hintergrund zeigt das Springer-Buch, wie wichtig fundierte ESG-Strategien und Bonitätsanalysen für Unternehmen und Investoren geworden sind. Besonders im Mid-Market-Segment, das laut Studie zunehmend als „Sweet Spot“ im Private-Equity-Bereich gilt, gewinnen ESG-konforme und resilient strukturierte Investments an Bedeutung. Denn Unternehmen mittlerer Größe sind oftmals weniger stark von systemischer Volatilität betroffen und bieten durch operative Hebel zusätzliches Wertschöpfungspotenzial.
2024 machten von Private-Equity-Gesellschaften initiierte Transaktionen und Continuation Funds bereits **44 % des Sekundärmarktes** aus – mit einem Rekordvolumen von **75 Mrd. US-Dollar**. Die Zahl der Fondsabschlüsse stieg 2025 im ersten Quartal um **8 %**, vor allem im Segment kleiner und mittlerer Unternehmen. Auch hier liefert das Buch praxisnahe Ansätze zur Integration von ESG-Faktoren und Ratings in Transaktionsprozesse.
Inmitten volatiler Märkte, geopolitischer Unsicherheiten und sich wandelnder regulatorischer Rahmenbedingungen zeigt der Erfolg des Buchs, dass ESG nicht nur als Compliance-Thema, sondern als strategischer Hebel für nachhaltige M\&A-Prozesse verstanden wird. Die starke Resonanz aus Wissenschaft und Praxis belegt, dass der Bedarf an fundierter Orientierung im Umgang mit ESG-Kriterien, Ratings und Due-Diligence-Prozessen größer ist denn je.
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