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Private Markets und die wachsende Bedeutung von Credit-Qualität, Ratings und stabilen Cashflows
Von Dr. Oliver Everling | 18.Dezember 2025
Angesichts der anhaltenden makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten rücken Credit-Qualität, Ratings und die Stabilität von Cashflows stärker in den Fokus institutioneller Investoren. Private Markets profitieren dabei von einer besonderen Ausgangslage: Während viele Segmente der Public Markets nahe ihren Höchstständen notieren, befinden sich private Anlageklassen in einer anderen Phase des Zyklus. Diese Entkopplung schafft laut Dr. Nils Rode, Chief Investment Officer bei Schroders Capital, ein Umfeld, in dem sich Risiko und Ertrag neu austarieren lassen. „In Zeiten wie diesen sind Anleger gefordert, über kurzfristige Trends hinauszuschauen und sich stattdessen auf die Beständigkeit von Erträgen sowie auf die Bottom-Up-Wertschöpfung zu konzentrieren“, betont Rode im Private Markets Outlook 2026.
Für Credit-Investoren ist diese Phase besonders relevant, da die Neubewertung vieler Segmente mit einer stärkeren Disziplin bei Strukturen, Covenants und Kapitalallokation einhergeht. Sinkende Bewertungen und geringere Fremdkapitalquoten verbessern das Risikoprofil vieler Transaktionen und wirken sich positiv auf die implizite Kreditqualität aus. Gleichzeitig bleiben die Fundamentaldaten in weiten Teilen robust. Schroders Capital verweist darauf, dass die Bilanzen von Unternehmen und Verbrauchern insgesamt solide sind, auch wenn es in stärker verschuldeten Bereichen zu Belastungen kommt. Die geldpolitische Ausrichtung, die sich zunehmend von der Inflationsbekämpfung hin zur Beschäftigungssicherung verlagert, stützt Kreditnehmer mit variabler Verzinsung und begrenzt die Ausfallrisiken über große Teile des Kreditspektrums hinweg.
Im Private-Equity-Umfeld führt die aktuelle Neukalibrierung zu einer stärkeren Differenzierung nach Qualität und Resilienz. Besonders Buyouts kleiner und mittlerer Unternehmen gewinnen an Bedeutung, da sie im Durchschnitt 40 bis 50 Prozent unter den Bewertungen großer Buyouts und börsennotierter Vergleichsunternehmen gehandelt werden. Diese niedrigeren Einstiegspreise verbessern nicht nur das Eigenkapitalrenditepotenzial, sondern wirken auch stabilisierend auf die Kreditkennzahlen der Portfoliounternehmen. Kleinere Buyouts sind weniger stark fremdfinanziert, setzen stärker auf operative Wertschöpfung und weisen häufig stabilere, regional verankerte Geschäftsmodelle auf. Aus Sicht von Kreditgebern und Rating-Analysten bedeutet dies eine geringere Abhängigkeit von volatilen Kapitalmärkten und eine höhere Visibilität der Cashflows.
Besondere Aufmerksamkeit kommt den Private-Debt-Segmenten zu, die in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit eine wichtige Rolle für Income-orientierte Portfolios spielen. Infrastructure Debt gilt weiterhin als verlässliche Quelle defensiver Erträge, gestützt durch Sachwerte, langfristige Verträge und häufig inflationsgebundene Einnahmen. Diese Merkmale wirken sich positiv auf die Stabilität von Ratings und die Werthaltigkeit der Kredite aus, selbst bei erneutem Inflationsdruck. Schroders Capital sieht in diesem Segment „eine der effektivsten Möglichkeiten, um Renditestabilität mit Absicherung gegen Kursverluste zu kombinieren“.
Darüber hinaus gewinnen Asset-Based-Finance-Strategien an Bedeutung, da sie Zugang zu diversifizierten Risikopools bieten und von strukturellen Ineffizienzen profitieren. Spezial- und Konsumentenkredite eröffnen attraktive Spreads, sofern der Fokus auf gut besicherte Vermögenswerte und kreditstarke Schuldner gelegt wird. Die breite Streuung dieser Portfolios reduziert idiosynkratische Risiken und erhöht zugleich die Liquidität am Sekundärmarkt, was aus Rating-Sicht ein zusätzlicher Stabilitätsfaktor ist.
Auch die großen strukturellen Transformationen wirken als Kreditkatalysatoren. Investitionen in Dekarbonisierung, Energiesicherheit und digitale Infrastruktur schaffen langfristige, planbare Zahlungsströme, die sowohl für Eigen- als auch für Fremdkapitalinvestoren attraktiv sind. Schroders Capital bevorzugt dabei Strategien mit hoher Cashflow-Transparenz in der Betriebs- und Bauphase, während Engagements in sehr frühen Entwicklungsstadien zurückhaltend beurteilt werden.
Mit Blick auf 2026 zeigt sich, dass Private Markets zwar nicht immun gegen Volatilität sind, jedoch durch ihren langfristigen Ansatz, aktive Steuerung und stärkeren Fokus auf Fundamentaldaten gut positioniert bleiben. Entscheidend wird die Fähigkeit sein, Kapital kontinuierlich, aber selektiv einzusetzen. Oder wie Dr. Nils Rode es zusammenfasst: Private Markets können „eine wichtige Rolle in diversifizierten, widerstandsfähigen Portfolios spielen“, gerade weil sie Credit-Qualität, stabile Erträge und strukturelles Wachstum miteinander verbinden.
Themen: Anleiherating, Kreditrating, PE-Rating | Kommentare deaktiviert für Private Markets und die wachsende Bedeutung von Credit-Qualität, Ratings und stabilen Cashflows
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