« Chinas Aktienrally und ihre Bedeutung für Credit Ratings | Home
Rückschlag für Kunstmarkt und Art Ratings?
Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2025
Die Bekanntgabe der Geschäftszahlen der ArtXX AG für das Jahr 2024 könnte weitreichendere Folgen haben, als es die reinen Zahlen vermuten lassen. Zwar weist das Unternehmen noch eine „schwarze Null“ beim EBIT aus, doch erstmals in seiner zehnjährigen Geschichte wird „ein Verlust von etwa 225 TEUR“ nach Steuern verbucht. Für eine Branche, in der nicht nur Zahlen, sondern auch das Vertrauen in die Stabilität und Werthaltigkeit von Kunst eine Rolle spielen, ist dies ein Rückschlag, der auch Fragen nach der Belastbarkeit von Art Ratings aufwerfen könnte.
Die Ursachen für die negative Entwicklung sind vielschichtig, liegen aber nicht zuletzt in der geopolitischen Lage. Rüdiger K. Weng, Vorsitzender des Verwaltungsrates, erklärte: „Leider ist unsere Hoffnung auf einen Rebound des Kunstmarktes noch im Jahr 2024 enttäuscht worden. Die erratische Politik von Donald Trump und kriegerische Auseinandersetzungen führen weltweit zu Unsicherheit und Konsumzurückhaltung, die das Luxusgütersegment belastet, zu dem auch der Kunstmarkt gezählt wird.“ Ein Kunstmarkt, der in hohem Maße von Vertrauen und Kauflaune abhängt, reagiert damit sensibel auf weltpolitische Schocks, was die Prognosefähigkeit von Ratings in diesem Bereich infrage stellt.
Positiv hervorzuheben bleibt die weiterhin hohe Ertragsmarge: „Wir beobachten keinen Preisverfall als Grund für das deutlich gesunkene Verkaufsvolumen, sondern vor allem eine große Zurückhaltung der Kaufinteressenten“, betonte Giorgia Zardetto, Direktorin der ArtXX. Gleichwohl zeigen die deutlich gesunkenen Kosten und die Suche nach günstigeren Strukturen in Deutschland, dass die Rahmenbedingungen in der Schweiz zunehmend problematisch werden. Auch hier könnte für Investoren und Analysten, die den Kunstmarkt bewerten, die Standortfrage zu einem entscheidenden Faktor werden.
Mit 56 % Eigenkapitalquote und Kreditlinien von 5,5 Mio. EUR bei drei Großbanken bleibt ArtXX bilanziell solide, doch der Verzicht auf eine Dividendenausschüttung für 2024 ist ein Signal, das von Investoren als Belastung wahrgenommen werden dürfte. Die Frage ist, ob Art Ratings künftig stärker berücksichtigen müssen, dass der Kunstmarkt nicht nur durch Angebots- und Nachfragezyklen, sondern auch durch politische und geopolitische Faktoren in besonderem Maße beeinflusst wird.
Zwar betont das Management, dass man das Unternehmen „sicher durch die aktuell herausfordernde Phase“ führen wolle und ab 2026 wieder mit positiven Ergebnissen rechne, doch bleibt offen, wie belastbar solche Annahmen in einem Umfeld sind, in dem selbst die größten Auktionshäuser Milliardenverluste melden. Der aktuelle Rückschlag ist daher nicht nur eine Herausforderung für ArtXX, sondern könnte auch ein Warnsignal für die noch junge Disziplin des Art Ratings darstellen, die ihre Bewertungsmodelle um makroökonomische und geopolitische Risiken erweitern muss, wenn sie Vertrauen schaffen will.
Themen: Kunstrating, Ratings | Kommentare deaktiviert für Rückschlag für Kunstmarkt und Art Ratings?
Kommentare geschlossen.