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Senkung der Zölle aus Position der Stärke

Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2020

Das 15-Nationen-Freihandelsabkommen in Asien sieht Stephen Li Jen, CEO und Co-CIO von Eurizon SLJ Capital Ltd, eher symbolisch gemeint als etwas, das enorme Fortschritte im freien Handel bringt, da viele der geplanten Zollsenkungen bereits in den verschiedenen Ländern erörtert werden. Allerdings untermauert die Unterzeichnung des regionalen Handelsabkommens nach seiner Ansicht die informellen Diskussionen.  Stpehn Li Jen spricht von den Auswirkungen des neuen asiatischen Freihandelsabkommen RCEP auf Chinas Wirtschaft, auf die Währung und letztlich auf ausländische Investoren:

„Erstens dürfte die Globalisierung des Handels, zumindest in der uneingeschränkten und unausgewogenen Form, die sie in den vergangenen 20 Jahren angenommen hat, damit vorbei sein. An ihre Stelle tritt die ‚Handelsregionalisierung‘. Die EU ist ein solches Beispiel, bei dem Deutschland stark nach Osteuropa und viel weniger nach China ausgelagert hat. Die deutsche Produktionspräsenz in China dient in erster Linie der Bedienung des chinesischen Markts, nicht des europäischen Markts. Ganz anders verhält es sich in den USA, wo die Unternehmen nach China ausgelagert haben, um wieder in die USA zu importieren. Dies ist ein Grund dafür, dass der Handel mit China in den USA zu einem so wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Thema geworden ist, in Europa hingegen weniger. Die USA werden in ihrem Rückzug von der ‚Trade Globalisation 1.0′ wahrscheinlich mehr Produktion nach Nordamerika zurückbringen, auch nach Mexiko.“ Das ist es, was er unter „Handelsregionalisierung“ verstehe.

„Zweitens wird sich China nicht wie die ehemalige UdSSR isolieren lassen“, sieht Stephen li Jen voraus. „Ich denke, es wird seinen politischen Schwerpunkt auf die „interne Zirkulation“ verlagern, aber seinen Exportsektor nicht „aufgeben. Mit anderen Worten wird China zusätzliche Ressourcen für den Aufbau des Binnenmarkts einsetzen, aber dem externen Sektor nichts entziehen. Im Gegenzug erwarte ich, dass die asiatischen Länder weiter in das chinesische Ökosystem eingebunden werden, was es ihnen nahezu unmöglich machen wird, sich von China abzukoppeln, ganz gleich, was die USA sagen.“

Drittens wird China die Zölle senken, was gut ist für den Rest der Welt: „China ist die protektionistischste große Volkswirtschaft der Welt. Mit steigendem Wohlstand hat es mehr Vertrauen in die Öffnung seiner Wirtschaft gewonnen, indem es die Importzölle, die im Vergleich zu den Zöllen seiner Handelspartner immer noch hoch sind, gesenkt hat. Das ist sehr positiv für die Welt!“

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