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Unternehmenstransformation an Praxisbeispielen der Digitalisierung verstehen

Von Dr. Oliver Everling | 18.November 2020

Zur Online-Konferenz UnternehmensTRANSFORMATION 2020 des Frankfurt School Verlags gibt der Chief Digital Officer ERGO Group und Vorsitzende des Vorstands der ERGO Digital Ventures AG, Mark Klein, den Aufschlag: „Um Digitalisierung erfolgreich umzusetzen, fokussieren Sie sich nicht nur auf Technologie, sondern insbesondere auch auf kulturelle Aspekte! Nehmen Sie Sorgen und Bedenken ernst und entkräften diese durch Transparenz und Entmystifizierung! Machen Sie Digitalisierung im Tagesgeschäft erlebbar und nehmen Sie Ihre Mitarbeiter aktiv mit!“

Für seine Aufgabe bei der ERGO Gruppe bringt Klein beste Voraussetzungen mit: Studium des Maschinenbaus sowie Studium der Betriebswirtschaftslehre an der RWTH Aachen, McKinsey & Company, Inc., Speed Ventures GmbH, Vodafone D2-GmbH, Vodafone D2-GmbH, Deutsche Telekom AG und T-Mobile Netherlands B.V. Der Weg in die Zukunft mit Digitalisierung ist vorgezeichnet. „Gehen Sie das Thema an!“

„Über die Hälfte unseres globalen Revenues kommt aus dem eCommerce“, führt Dr. Hanna Huber in ihrem Vortrag das Thema fort. Dr. Hanna Huber verantwortet die Technologie-Strategie der otto group, die die Entwicklung zu einem voll digitalisierten Handels- und Dienstleistungskonzern vorantreibt. Zusammen mit Tech-Experten aus dem Konzern definiert sie übergreifende IT-Governance-Prozesse und entwickelt Standards für Architektur, Software und Arbeitsweisen. Hanna Huber begann ihre Laufbahn während der New Economy in Multimedia-Agenturen und studierte Electronic Business an der Udk Berlin. Für ihre Doktorarbeit an der Freien Universität Berlin untersuchte sie Innovations-Verbreitungsprozesse mittels agentenbasierter Computersimulation. Vor der otto group verantwortete sie bei Zalando als Director Technology Governance die Operationalisierung der Tech-Strategie; davor war sie COO einer Berliner Social Media Unternehmensberatung.

„Auf welche Technologien sollen wir setzen? Blockchain?“ Das sei eine verbreitete Frage. Dabei komme es doch auf die Anwendungsfälle an, so dass es darauf keine pauschale Antwort geben könne. Umgekehrt könne auch nicht bloß aus der Geschäftsstrategie abgeleitet werden, welche Technologien entwickelt werden sollen. „Tech ist wie ein Brennglas, man muss sehen, ob die Technologien, die man sich auf PowerPoint ausgedacht hat, funktionieren oder nicht.“

In der otto group bestimmt ein Tech Board die generelle Richtung technologiebezogener Entwicklungen. Dieses ist mandatiert vom Management Board und interagiert mit „Tech Strategy & Governance“, „Tech Council“ und dazwischen mit verschiedenen Expertenzirkeln.

Schwerpunktthemen sieht Huber beispielsweise in Zahlungssystemen, E-Commercestack, Lagersystemen, Maschine Learning, Security & Privacy. IT und Tech ist für Huber nicht dasselbe. IT berichte oft an den CFO und wird als „Commodity“ gesehen. Effizienter machen, Kosten sparen, niedrige Mangement Attention, IT-Leute sollen die Vorschläge machen – das sei hier das Mindset. Tech sei dagegen vielmehr ein Investmentthema, eine Grundeinstellung. Hiermit identifiziert sich ein Unternehmen.

Bei „Tech“ gehe es darum, etwas Neues zu entwickeln. „Für alle, die sich mit Technologie nicht auskennen, ist Tech natürlich eine Bedrohung“, räumt Huber ein. Daher komme es darauf an zu verstehen, worum es geht. „Einsicht ist nicht mehr genug, sondern muss Leute mit Tech-Background an den Entscheidungspositionen haben.“ Der Vortrag von Huber gibt einen tiefen Einblick in die Voraussetzungen, die in einem Unternehmen wie der otto group erfüllt sein müssen, um die Digitalisierung erfolgreich umzusetzen.

Auch beim Versandhaus otto gab es einen legendären Katalog wie bei Quelle, einst das führende Versandhaus Europas. Während Quelle vom Markt verschwand, schaffte otto den Wandel. „Deutsch als Sprache ist ein absoluter Killer“, warnt Huber, wenn man in der Technologie führend sein wolle. Hier gehe es nur mit Englisch weiter. Zentral versus dezentral: Wenn es um Commodity-Themen gehe, wie beispielsweise Buchhaltung, spreche viel für die Zentralisierung. „Vielleicht die Hälfte meiner Zeit verwende ich darauf, die richtigen Incentive Schemes zu finden“, sagt Huber mit Blick auf zentralisierte Ansätze, zumal diese meist langsamer sind.

„Bei uns gibt es kein pauschal zentral oder dezentral“, sagt Huber und gibt Beispiele – wie aus der Logistik – dafür, in welchen Fällen Funktionen zentralisiert und in welchen Fällen dezentralisiert wurden. Zwischen zentralen und dezentralen Lösungen gebe es natürlich auch Verknüpfungen. Huber zeigt auf der Konferenz des Frankfurt School Verlags auf, nach welchen Architekturprinzipien bei der otto group gearbeitet wird.

Themen: Technologierating | Kein Kommentar »

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