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Vom Stimmungshoch zur Katerstimmung?

Von Dr. Oliver Everling | 15.November 2021

Nach einer vorübergehend schwächeren Phase hat sich die Stimmung an den Märkten zuletzt wieder deutlich verbessert. Nachdem der US-Kongress das Infrastrukturpaket der Demokraten, das bis zu 550 Mrd. USD an neuen Investitionen vorsieht, verabschiedet hat, erreichten die Kurse an den globalen Börsen teilweise neue Rekordhöhen.

„Unverändert solide Unternehmensgewinne und die Aussichten auf eine Jahresendrallye gaben den Märkten zusätzlich Auftrieb. Von den Anlegern honoriert wurde schließlich auch die gelungene Kommunikation der geldpolitischen Trendwende durch die US-Notenbank FED. Obwohl die monetäre Unterstützung der Märkte mit der schrittweisen Rückführung des Anleihekaufprogramms auf Dauer nachlassen wird, herrscht damit in dieser wichtigen Frage zumindest Klarheit“, urteilt Dr. Eduard Baitinger. Er ist seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe. Er verantwortet den Bereich quantitative Asset Allocation der FERI Trust, wo er auch zahlreiche Forschungsprojekte steuert und koordiniert. In enger Abstimmung mit dem FERI-Vorstand und Chief Investment Officer, Dr. Heinz-Werner Rapp, vertritt er ferner die Anlagestrategie der FERI-Gruppe und deren Kommunikation an Mandanten und Kunden der FERI.

Vor seiner Tätigkeit bei FERI war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen und Finanzanalyst bei einem Asset Manager. 2010 schloss er sein Studium an der Universität Bremen, begleitet von einem Auslandsaufenthalt in New York, als Diplom Ökonom ab. 2014 promovierte Eduard Baitinger mit Auszeichnung über neue Ansätze für das quantitative Asset Management. Dr. Baitinger publiziert regelmäßig in akademischen Fachzeitschriften und fungiert als akademischer Gutachter.

„Zur freundlichen Entwicklung an den Börsen trägt überdies bei,“ schreibt Eduard Baitinger, „dass das milliardenschwere Investitionsprogramm nur teilweise gegenfinanziert ist. Denn für weitreichende Steuererhöhungen – das haben die vergangenen Wochen gezeigt – gibt es im Kongress keine Mehrheiten. Kurzfristig bleiben Unternehmen und Verbraucher in den USA damit von höheren Steuerausgaben verschont und unterm Strich profitiert die Wirtschaft. Doch auf längere Sicht dürfte das neue Glaubensbekenntnis zum „deficit spending“ dem US-Dollar und der Bonität der USA Schaden zufügen.“

Trotz der aktuell positiven Entwicklung würden im nächsten Jahr wieder härtere Tage für Anleger kommen, glaubt der Experte. „Das Börsenhoch der vergangenen Wochen und Monate wurde nur von relativ wenigen Aktien getragen. Diese geringe Marktbreite macht die Aktienmärkte insgesamt anfälliger für schlechte Nachrichten. Gegenwind droht dabei aus mehreren Richtungen. Nach der geldpolitischen Kehrtwende der FED werden die Aktienmärkte in den kommenden Monaten mit einer Drosselung der Liquidität und im weiteren Jahresverlauf mit steigenden Leitzinsen konfrontiert.“

Es lohnt sich, auf die Ratings zu achten: Enttäuschungen lauern auch beim Gewinnwachstum. „Obwohl die globale Konjunktur nach weitgehender Überwindung der Covid-19 Pandemie im Jahr 2022 voraussichtlich zulegen und den Unternehmen ein solides Umsatzwachstum bescheren wird,“ so die Prognose aus dem Haus der FERI, „steigt der Druck auf die Margen aufgrund höherer Lohnforderungen und steigender Rohstoffpreise enorm an. Das Gesamtszenario 2022 spricht somit für einen ausgeprägt bipolaren Aktienmarkt. Auf der Gewinnerseite stehen wenige Werte und Sektoren, die entweder von einem inflationären Umfeld und höheren Zinsen profitieren oder eine ausgeprägte „Pricing Power“ aufweisen. Zu den Verlierern werden dagegen solche Unternehmen zählen, die keine signifikante Preissetzungsmacht besitzen und von steigenden Zinsen bedroht sind.“

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

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