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Zinswende mit Folgen: Wie die Anleihemärkte unter Druck geraten sind
Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2025
Die Anleihemärkte stehen unter Druck wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nach einem über 30 Jahre andauernden Zinsrückgang hat der Inflationsschock ab 2021 zu einem dramatischen Kurswechsel geführt. „Der Epochenwechsel führte hohe Verluste bei langlaufenden Anleihen mit sich“, schreibt Christoph Bruns. Die daraus resultierenden Kursverluste haben viele Anleger kalt erwischt. Besonders deutlich wird das Ausmaß der Zinswende beim Blick auf den REXP Index, der die Renditeentwicklung deutscher Staatsanleihen mit etwa fünfjähriger Restlaufzeit abbildet. Bruns stellt fest: „Am Ende des Jahres 2020 stand der REXP bei 499 Punkten und ist seither um 8,4 % auf 457 zurückgefallen.“
Doch nicht nur die nominalen Verluste sorgen für Unruhe, sondern auch die realen Einbußen. Die allgemeine Lebenshaltung in Deutschland hat sich im gleichen Zeitraum um 21,5 % verteuert. Bruns zieht ein klares Fazit: „Dann kommt ein enormer Vermögens- und Wohlstandsverlust zum Vorschein.“ Dies geschieht in einer wirtschaftlich ohnehin angespannten Lage. „Die Wirtschaft in Deutschland \[wächst] seit Jahren nicht und die Investitionen \[sind] sogar bereits seit 2019 rückläufig“, bemerkt Bruns. Hinzu kommen „anhaltend hohe Geldentwertungsraten“ und „ein starkes Wachstum des Staates“, die die wirtschaftliche Stimmung zusätzlich belasten.
Auch über Deutschlands Grenzen hinaus sind die Auswirkungen der Zinswende spürbar. In den USA etwa reagieren Anleger zunehmend nervös auf die Staatsverschuldung. Der Schritt der Ratingagentur Moody’s, die Bonität der USA herabzusetzen, überrascht Bruns: „Denn mit wie vielen A‘s müsste dann ein Land ausgezeichnet werden, welches überhaupt keine Schulden hat?“ Aus seiner Sicht ist auch die Bonitätsbewertung selbst von einer „gehörigen Inflation“ betroffen.
Ein besonders aufsehenerregendes Ereignis war der jüngste Renditesprung bei dreißigjährigen US-Staatsanleihen auf über fünf Prozent. Für den US-Staat und dessen Steuerzahler bedeutet das massive finanzielle Belastungen. „Bei derzeit ausstehenden amerikanischen Staatsschulden in Höhe von knapp 37 Billionen \$ sorgt ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt für zusätzliche jährliche Zinsaufwendungen in Höhe von 370 Milliarden \$“, rechnet Bruns vor. Mittlerweile seien die Zinszahlungen im US-Haushalt höher als die Ausgaben für Medicare oder Verteidigung. Ob die USA diese Last durch Wirtschaftswachstum stemmen können, bezweifelt er: „Es steht zu bezweifeln, ob die USA durch Wirtschaftswachstum aus der Schuldenfalle herausfinden können, wie es die US-Präsidenten jedweder Couleur stets beschwören.“
Schließlich verweist Bruns auf ein weiteres Problem: Die Finanzierung der US-Schulden durch ausländische Investoren. Der „zuletzt schwächelnde US-Dollar“ sei dabei ein Warnsignal. Um Investoren trotz steigender Risiken zur Finanzierung der US-Verschuldung zu bewegen, werde es künftig „tendenziell höherer Zinsen bedürfen“.
Dr. Christoph Bruns zeichnet ein klares Bild der aktuellen Lage an den Anleihemärkten – und es ist kein beruhigendes.
Themen: Anleiherating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Zinswende mit Folgen: Wie die Anleihemärkte unter Druck geraten sind
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