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Zitterpartie geht langsam zu Ende

Von Dr. Oliver Everling | 26.April 2021

„Die Ratingagentur S&P nimmt Grenke von der Beobachtungsliste für eine mögliche Herabstufung. Bei Börsianern sorgte das für Jubel: Die Aktie legt sieben Prozent zu“, das schrieb das Handelsblatt am 11. Dezember 2020, nachdem die Ratingagentur S&P die gegen Grenke erhobenen Vorwürfe für unbegründet erklärt hatte. Was vor vier Monaten noch als mutige Prognose der Analysten von S&P galt, scheint sich nun zu bestäigen.

Die Grenke AG gibt nun nämlich bekannt, dass die Prüfungsgesellschaft KPMG das Testat des Konzernabschlusses 2020 für den 17. Mai 2021 vorsieht. Dies habe KPMG in einem Brief an den Aufsichtsrat mitgeteilt. In dem Brief bestätige KPMG, dass die Vorlage von Prüfungsnachweisen und die Erteilung von erforderlichen Informationen im Wesentlichen erfolgt sei und derzeit von KPMG geprüft werde.

„Nach der Billigung des Konzernabschlusses durch den Aufsichtsrat wird die Gesellschaft den Geschäftsbericht 2020 am 21. Mai 2021 veröffentlichen. Damit konkretisiert Grenke die am 7. April 2021 formulierte Erwartung,“ schreibt der Vorstand, „das Testat des Konzernabschlusses in den kommenden Wochen zu erhalten. Wie in der Mitteilung vom 7. April 2021 ebenfalls in Aussicht gestellt, wird Grenke am 30. April 2021 vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2020 veröffentlichen und im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz sowie einer virtuellen Analystenkonferenz erläutern.“

Grenke hat kein veröffentlichtes Credit Rating von der Berliner Ratingagentur, die u.a. in den Skandal um die Greensill Bank in Bremen verwickelt ist. Während gegen Scope Ratings schon allein aufgrund personeller Verflechtungen und undurchsichtiger Interessenkonflikte aus dem Aktionärskreis untersucht wird, ob es sich bei den Ratings für die in den Jahren 2019 und 2020 spektakulär gewachsene Bank in Bremen um geschönte Urteile gehandelt haben könnte, stand dieser Vorwurf bei Grenke nicht im Raum. Bei Grenke wurde „nur“ das möglicherweise geschönte Bilanzbild diskutiert, das natürlich auch eine irreführende Grundlage für das Rating zur Folge gehabt hätte.

Auch wenn Grenke am 20. April 2021 das letzte Review-Verfahren von S&P ohne Herabstufungen vom BBB+ (in in- und ausländischer Währung) überstanden hat, bleibt zu bedenken, dass der S&P’s Ausblick für Grenke nach wie vor „negativ“ ist. Das Vertrauen der Finanzmärkte ist schneller zerstört, als wiederaufgebaut. Daher wäre es nicht erstaunlich, wenn die Stabilisierung des Ratings noch auf sich warten ließe.

Themen: Aktienrating, Anleiherating | Kein Kommentar »

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