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Arbeitgeberranking 2025: Studierende setzen auf Werte, Stabilität – und KI
Von Dr. Oliver Everling | 17.Juni 2025
Der Universum Student Survey 2025 zeigt deutlich, was Deutschlands Studierende heute von attraktiven Arbeitgebern erwarten – und welche Branchen und Unternehmen besonders punkten können. Dabei wird klar: wirtschaftliche Sicherheit, respektvoller Umgang und sinnstiftende Arbeit stehen bei jungen Talenten höher im Kurs als je zuvor. Gleichzeitig hat sich das Bild von Technik und Digitalisierung verändert – auch Künstliche Intelligenz wird zunehmend positiv bewertet.
Besonders die Automobilbranche verliert in der Gunst der Studierenden an Boden – allen voran Unternehmen, die in jüngerer Vergangenheit Entlassungen verkündet oder durchgeführt haben. Tesla rutscht bei den Wirtschaftsstudierenden um 22 Plätze ab, bei den Ingenieur*innen um 17. Volkswagen verliert 14 Plätze bei Wirtschaftsstudierenden und 6 im Ingenieurwesen – und gehört damit nicht mehr zu den Top 10 Arbeitgebern dieser Disziplin. Auch MAN Truck & Bus (-30), Ford Motor Company (-34), Continental (-12) und ZF Friedrichshafen (-32) büßen massiv ein. „Damit zeigt sich erstmals bei den Studierenden ein direkter Zusammenhang zwischen der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Wahrnehmung von Unternehmen als attraktive Arbeitgeber“, so David Falzon, Deutschlandchef von Universum. Bisher war dieser Effekt vor allem bei Young Professionals sichtbar. Eine Ausnahme bildet Porsche: Das Unternehmen verteidigt seine Spitzenposition sowohl bei den Wirtschaftsstudierenden als auch im Ingenieurwesen. „Mit seinem Lifestyle-Image vermittelt Porsche ein Gefühl von Exklusivität“, erklärt Falzon. Gleichzeitig setze das Unternehmen konsequent auf Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – und bleibe dabei seiner traditionsreichen Markenidentität treu.
Während klassische Industrieunternehmen verlieren, steigen Arbeitgeber in sicherheitsrelevanten Branchen wie Verteidigung, Luft- und Raumfahrt deutlich im Ansehen. Rheinmetall klettert im Ingenieurwesen um 7 Plätze auf Rang 8, bei IT-Studierenden sogar um 19 Plätze. Der Ukrainekrieg und das gestiegene öffentliche Interesse an nationaler Sicherheit verleihen diesen Bereichen neue gesellschaftliche Relevanz. Unternehmen mit Bezug zu Sicherheit werden von technisch interessierten Studierenden zunehmend als zukunftsorientiert wahrgenommen – nicht zuletzt durch den Einsatz moderner Technologien wie KI, Robotik und Sensorik.
Große Gewinner des Rankings sind Banken und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Finanzbranche kann um 1,9 Prozent zulegen – mehr als jede andere. Offenbar zeigt ein moderneres Image Wirkung: Digitalisierung, Kooperationen mit Start-ups und nachhaltige Finanzprodukte verbessern das Arbeitgeberprofil deutlich. Zudem bieten Banken Stabilität, klare Karrierewege und vergleichsweise hohe Einstiegsgehälter – alles Aspekte, die in Zeiten geopolitischer Unsicherheit wieder attraktiver wirken. Auch Accounting und Wirtschaftsprüfung legen um 1,5 Prozent zu. Besonders die Big Four – Deloitte, EY, KPMG und PwC – profitieren von ihren intensiven Hochschulaktivitäten und einem klaren Karriereversprechen für Absolvent*innen.
An der Spitze der Rankings bleibt es dennoch größtenteils stabil. Porsche belegt sowohl bei Wirtschaftswissenschaften als auch im Ingenieurwesen Platz 1. Bei IT-Studierenden führt Google vor Apple und Microsoft, während in den Naturwissenschaften die Max-Planck-Gesellschaft vor BioNTech und der Fraunhofer-Gesellschaft liegt. Die größten Sprünge nach oben verzeichnen Siemens und SAP: Siemens steigt bei angehenden Ingenieur*innen auf Rang 2, SAP zieht bei IT-Studierenden in die Top 5 ein.
Inhaltlich zeigt sich eine klare Entwicklung bei den Auswahlkriterien: Respekt gegenüber Mitarbeitenden (59 Prozent) und deren Wohlbefinden (51 Prozent) sind für Studierende heute wichtiger als Gehalt oder Prestige. Diese sogenannten „weichen Faktoren“ verdrängen erstmals klassische Karriereparameter von den Spitzenplätzen. Der Wunsch nach emotionaler Sicherheit, insbesondere in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld, scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen.
Trotz aller Unsicherheiten stehen Studierende der Digitalisierung offen gegenüber – insbesondere der Künstlichen Intelligenz. Laut der Erhebung sind 86 Prozent der befragten Frauen und 91 Prozent der Männer neugierig, optimistisch oder grundsätzlich positiv gegenüber KI im Job eingestellt. Allerdings zeigen sich in der Detailbetrachtung Unterschiede: Die jüngste Altersgruppe (16–19 Jahre) hat in den Wirtschaftswissenschaften und der IT die geringsten, die älteste (30–39 Jahre) die meisten Kenntnisse. Im Ingenieurwesen bleibt das KI-Wissen über alle Altersgruppen hinweg konstant – was auf Lücken in der Lehrplangestaltung hinweist. Im Gegensatz zu Wirtschaft und IT scheint der Studiengang Maschinenbau etwa noch nicht ausreichend auf den Umgang mit KI vorbereitet. Auch zwischen den Geschlechtern bestehen Unterschiede: Männliche Studierende sind insgesamt positiver eingestellt, während weibliche Studierende vor allem neugierig sind – was auf fehlende Erfahrung, aber auch auf Potenzial für gezielte Bildungsangebote hindeutet.
Insgesamt liefert der Universum Student Survey 2025 ein differenziertes Bild davon, wie junge Menschen in Deutschland ihre berufliche Zukunft einschätzen – und was sie sich von Unternehmen wünschen. Die rund 23.600 befragten Studierenden machen deutlich: Arbeitgeberattraktivität bemisst sich heute nicht mehr nur am Namen oder Gehalt, sondern vor allem an Haltung, Fürsorge und Fortschrittsfähigkeit.
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