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Ein Kompass wird 25 Jahre alt

Von Dr. Oliver Everling | 24.April 2012

1987 fand die erste Feri Frühjahrstagung in Bad Homburg statt. Dr. Tobias Schmidt, CEO des Feri EuroRating Services AG, macht anlässlich der 25. Feri Frühjahrstagung im Kurhaus von Bad Homburg klar, unter welchen – auch technologischen – Bedingungen damals Research gemacht wurde. Schmidt sprach zum Thema „25 Jahre Feri Research – Kompass in einer sich verändernden Welt“.

Schmidt zeigt die Wachstumsphasen des Weltsozialprodukts und die Entwicklung der Aktienmärkte mit ihren Haussen und Baissen. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts vollzog sich ein tiefgreifender Wandel, denn 1987 hatten die USA noch einen Anteil von 25,1 % am Bruttosozialprodukt der Welt, heute nur noch 19,2 %. Chinas Anteil stieg von 3,6 % auf 14,3 %. Die Bedeutung von Japan scheint sich zu halbieren von, 9,5 % 1987, 5,6 % 2011.

Liberalisierung sei der Kerntreiber des Megatrends zur Globalisierung, analyisert Schmidt, ausgehend von der politischen Öffnung, nämlich dem Ende des Kalten Krieges und den Fortschritten im europäischen Einigungsprozess. In den Industrieländern waren Arbeitsmarktliberalisierungen, Privatisierungen und Finanzmarktliberalisierungen zu verzeichnen, in den Schwellenländern die Liberalisierung des Außenhandels und die Öffnung der Kapitalmärkte.

Die Öffnung Osteuropas schafft neue Absatzmärkte, lässt sich anhand der Statistiken belegen, und wird flankiert von steigender Produktivität. Mit der deutschen Wiedervereinigung ging die Verbesserung der Ausstattung ostdeutscher Haushalte einher. Das Ost-West-Gefälle sei aber geblieben und der Bauboom habe lange Nebenwirkungen gezeigt. In Asien setzte die Liberalisierung des Finanzsektors die Wachstumskräfte frei.

Wachstumstreiber des Welthandels sei seit Mitte dr 1990er Jahre China. Damit ging ein Strukturwandel der Branchen einher. Hohe Arbeits- und Förderkosten lassen die Leder-, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie den Bergbau in Deutschland stark schrumpfen. Maschinenbau und Autohersteller profitieren von der Innovationskraft.

Schmidt unterstreit, dass – trotz der gegenwärtigen Krise – die USA klar auch ein Gewinner dieser Entwicklungen war. Selbstkritisch vermerkt Schmidt, „wir haben viel mehr an die positiven Wirkungen des Euros geglaubt. Wir waren uns sicher, dass die Währungsunion gegenüber den USA ein Beschleunigungsfaktor für das Wachstum in Europa sein würde.“  Die Hoffnungen aus der Währungsunion erfüllten sich nicht im erwarteten Maße.

Die Globalisierung lässt die Preise und die Anleiherenditen fallen, zeigt Schmidt auf. Jedoch sei fraglich, ob diese Trend weitergehe. Chinas WTO-Beitritt Ende 2001 sei eine Initialzündung für den Rohstoffpreisanstieg gewesen. Der Ölpreis erreich real neue Rekordstände. Die Globalisierung habe auch die Volatilität an den Aktienmärkten erhöht. Zugleich habe ihre Bedeutung enorm zugenommen, denn die Aktienmärkte stiegen stärker als die Realwirtschaft.

Schmidt kommt auf den Schwarzen Montag am 19. Oktober 1987 zu sprechen, wie auch auf die Asienkrise, in deren Mittelpunkt Thailand stand, sowie die Dotcom-Blase und 9/11. „Wir waren unter den wenigen,“ sagt Schmidt mit Stolz, „die damals als Folge eher mehr als weniger Wachstum prognostiziert haben.“

Da die hohe Verschuldung die wesentliche Ursache der gegenwärtigen Finanzkrise sei, werde die Krise nicht so schnell überwunden werden können wie frühere Krisen, warnt Schmidt. Kreditgetriebene US-Importe verstärken das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht.

Themen: Branchenrating, Länderrating | Kein Kommentar »

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