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Feuerprobe der Zertifikateanbieter

Von Dr. Oliver Everling | 14.Oktober 2008

Das Emittentenausfallrisiko wird zu einem entscheidenden Gütekriterium für Anleger, die in Zertifikate investieren. Die Ratingagentur Scope Analysis rät zur Vorsicht bei Credit Default Swaps von über 400 Basispunkten. Im Zuge der Finanzkrise stellt Scope Analysis eine ausgeprägte Qualitätsselektion beim Ausfallrisiko der Zertifikateemittenten fest. Ein wichtiger tagesaktueller Maßstab hierfür sind die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) – auch Credit Spreads genannt -, die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen bei der Kreditvergabe unter Banken. Je höher die Spreads, desto schlechter schätzen andere Kreditinstitute die Zahlungsfähigkeit der betreffenden Bank ein und verlangen entsprechend hohe Aufschläge.

Scope Analysis rät Anlegern zur Zurückhaltung bei Zertifikateemittenten mit Credit Default Swaps über 400 Basispunkten. Der Durchschnitt liegt derzeit bei 185 Basispunkten; allerdings ist eine extrem breite Spanne von 47 bis zu 1360 Basispunkten zu beobachten. Die höchsten CDS-Werte trifft man derzeit bei den drei amerikanischen Banken Goldman Sachs, Merrill Lynch und Morgan Stanley an. „Die aktuelle Übereinkunft zwischen Morgan Stanley und der japanischen Großbank Mitsubishi UFJ Holdings könnte aber einen Wendepunkt in der Finanzkrise markieren. Im Zuge einer Stabilisierung sollten sich dann auch extrem hohe CDS-Levels langsam wieder zurückbilden“, erwartet Sasa Perovic, Leiter der Zertifikateanalyse von Scope Analysis.

Scope Analysis stellt auf der eigenen Zertifikateplattform (www.scopezertifikate.de) neben den Bonitätsbewertungen der Ratingagenturen auch den wichtigen Risikoindikator der Credit Default Swaps des betreffenden Emittenten tagesaktuell zur Verfügung. Das Emittentenausfallrisiko wird auch künftig die entscheidende Schwäche des Investmentvehikels „Zertifikat“ bleiben, so Scope Analysis. Die Entscheidung, ein Zertifikat auf Grund der herrschenden Unsicherheit vorzeitig abzustoßen, sollte aber nicht pauschal, sondern im Einzelfall auf Basis der Bonität des Emittenten getroffen werden, rät Scope Analysis. Die Ratingagentur geht davon aus, dass zusätzliche Sicherungssysteme zur Begrenzung des Emittentenausfallrisikos sowie die Information der Anleger hierüber künftig eine größere Rolle spielen werden. „Hier besteht klarer Handlungsbedarf“, sagt Sasa Perovic. „Die Emittenten sollten künftig verstärkt an Modellen arbeiten, die das Ausfallrisiko systematisch und nachhaltig reduzieren.“

Beispielsweise hat die DWS GO bereits einen neuen Sicherungsmechanismus geschaffen, der ab sofort bei den neu emittierten Zertifikaten greift. Dieser Sicherungsmechanismus der DWS GO SAFE-Produktpalette beruht auf Compartments, über die das Emittentenrisiko neutralisiert wird. Dabei wird das Auszahlungsprofil eines Zertifikats über Swaps durch einen Kontrahenten dargestellt. Im neuen Sicherungsmechanismus ist dieser verpflichtet, laufend hochwertige Sicherheiten in Höhe des aktuellen Zertifikatevolumens zu hinterlegen. Die DWS GO besitzt ein Pfandrecht auf diese Sicherheiten. Dies bedeutet, dass diese im Konkursfall des Kontrahenten nicht in die Konkursmasse einfließen, und das Vermögen des Anlegers somit geschützt ist. Aufgrund dieses Schrittes, mit dem das Sicherungskonstrukt von Investmentfonds nachgezeichnet wird, hat Scope Analysis die Bonität von DWS GO SAFE mit der Note AAA bewertet.

Nach Einschätzung von Scope Analysis werden die Anbieter von Zertifikaten zukünftig umdenken müssen. „Viele Emittenten haben sich vorrangig als Händler mit großem Marketingbudget und weniger als verantwortungsbewusste Anbieter von Kapitalanlagen verstanden, bei denen Produktqualität und Transparenz im Vordergrund steht“, resümiert Sasa Perovic. Ohne Paradigmenwechsel und ohne eine sichtbare Veränderung der Branche dürften zahlreiche Anleger – so Scope Analysis – diesen Investmentvehikeln nachhaltig den Rücken kehren. In diesem Fall könnten die Produkte trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile einen scharfen Rückschnitt in ihrer Bedeutung als Anlageklasse erfahren.

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