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Regulierungspläne belasten langfristiges Pensionsvermögen

Von Dr. Oliver Everling | 26.August 2014

Die neuen risikogewichteten Eigenkapitalregeln für Pensionseinrichtungen, wie sie derzeit in Brüssel diskutiert werden, könnten ungewollte Konsequenzen für das Anlageverhalten von Langfristinvestoren haben. Dies zeigt eine Studie von Allianz Global Investors.

Auf Basis der derzeit auf europäischer Ebene diskutierten Regulierung für betriebliche Altersvorsorge-Einrichtungen, die im Wesentlichen auf den Solvency-II-Vorschriften für die Versicherungswirtschaft beruht, hat die zu AllianzGI Global Solutions gehörende risklab in einer Modellrechnung die möglichen Auswirkungen auf die strategische Asset Allokation untersucht. Der Untersuchung zufolge dürften Pensionseinrichtungen ihr Anlageverhalten im Hinblick auf zwei Faktoren signifikant ändern: Der Anteil der verbindlichkeitskongruenten Anlagen im Portfolio dürfte im Vergleich zum wachstumsorientierten Anteil ansteigen, und Diversifikation und Ertragsaussichten für das Wachstumssegment des Portfolios würden sich verringern.

Elizabeth Corley, Chief Executive Officer von AllianzGI, sagt vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse: „Im Einklang mit den Zielen der Regulierer halten wir einen gesunden und mit ausreichend Kapital ausgestatteten Altersvorsorgesektor in Europa für wichtig. Und wir verstehen den Wunsch, gleiche Ausgangsbedingungen für unterschiedliche Langfrist-Investoren schaffen zu wollen. Die vorliegende Untersuchung zeigt jedoch einige ungewollte Auswirkungen des aktuell zur Diskussion stehenden risikobasierten Ansatzes auf. Es scheint kontraproduktiv, wenn breit über unterschiedliche Anlageklassen hinweg gestreute Anlagen, die tendenziell zu stabileren Erträgen bei reduziertem Risiko führen, erschwert würden.“

Corley führt weiter aus: „Die Nachhaltigkeit der Altersvorsorge hängt davon ab, dass das Kapital dort investiert werden kann, wo adäquate Erträge für die lang laufenden Verbindlichkeiten erzielt werden können. Dafür muss der Ansatz für die Bemessung der Risikofaktoren und der entsprechend notwendigen Eigenkapitalunterlegung nuancierter ausgestaltet sein als der aktuell zur Debatte stehende Standardansatz. Wir hoffen, dass diese Studie zu einer höheren Transparenz über die Auswirkungen des Ansatzes beträgt und konstruktiv bei der Ausgestaltung des regulatorischen Rahmens für dieses bedeutende Thema aufgenommen wird.”

Die Analyse des zur AllianzGI Global Solutions gehörenden risklab zeigt, dass risikobasierte Regulierung im Hinblick auf die Eigenkapitalunterlegung bei Langfrist-Investoren einen starken Anreiz setzt, ein verbindlichkeitskongruentes Portfolio aufzubauen. Darüber hinaus würden in Anbetracht der für die einzelnen Anlageklassen unterschiedlichen Kapitalunterlegungspflichten nur noch wenige Assetklassen in dem auf Wachstum ausgerichteten Teil des Portfolios berücksichtigt. Dies wären vor allem Cash, langlaufende Staatsanleihen, Schwellenländeranleihen und – in den Portfolien mit höherer Ertragserwartung sehr dominant – Private Equity. Die meisten dieser Wachstumsportfolien bestünden lediglich aus zwei oder drei Assetklassen, das Maximum läge bei vier.

Dr. Christian Schmitt, Co-Head Investment Consulting & Analytics bei AllianzGI Global Solution / risklab und einer der Studienautoren, hebt hervor: „Der Diversifikationseffekt ist damit nicht besonders hoch und nimmt zudem mit höheren Ertragserwartungen ab. Der in seiner Höhe eher unrealistische Anteil von Private Equity lässt sich damit erklären, dass für diese Anlageklasse bei gleicher Kapitalunterlegungspflicht höhere Erträge als für die anderen der Anlageklasse ‚Other Equity‘ zugeordneten Kapitalanlagen zu erwarten sind. In einem zweiten Schritt haben wir daher den Anteil von Private-Equity-Investments bei 2,5 Prozent des Gesamtportfolios begrenzt. In einer derartigen Konstellation wurde in den Portfolios mit höherer Ertragserwartung Private Equity weitgehend durch Aktien aus Schwellenländern und zu einem geringen Teil auch durch Aktien aus Industrieländern ersetzt.”

In der Studie wurde darüber hinaus analysiert, wie sich eine Verschärfung der Eigenkapitalunterlegung für einzelne Anlageklassen auswirken würde. Derzeit unterliegen Staatsanleihen der Eurozone keiner Eigenkapitalunterlegungspflicht, und für Schwellenländeranleihen sowie Pfandbriefe wird weniger an Eigenkapitalunterlegung verlangt als für Unternehmensanleihen mit einem vergleichbaren Rating. Der Logik der Regulierungsintention folgend wurden daher für einige Anlageklassen – kurz- und langlaufende Staatsanleihen, Covered Bonds, inflationsindexierte Staatsanleihen und Schwellenländeranleihen – die Eigenkapitalunterlegungspflichten realistischer modelliert. „Obwohl diese fünf Anlageklassen jetzt mehr Eigenkapitalunterlegung erforderten, änderte sich die grundsätzliche Struktur der Wachstumsportfolien nicht. Hinzu kommt, dass das zu unterlegende Eigenkapital in der Summe höher ist, was zu einer weiteren Risikoreduzierung des Portfolios führen könnte”, erläuterte Schmitt.

Themen: Fondsrating | Kein Kommentar »

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