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Chancen im größten Online-Markt

Von Dr. Oliver Everling | 27.Februar 2018

Die Volksrepublik China steht an der Schwelle, den Westen mit Innovationen zu überholen. „Nirgends ist die Geschwindigkeit des Wandels deutlicher spürbar als im chinesischen Einzelhandel. Die Zunahme von Onlinetransaktionen hatte Auswirkungen für Unternehmen weltweit,“ analysiert Charles Sunnucks, Assistant-Fondsmanager Emerging Markets bei Jupiter Asset Management, „aber nur wenige Länder wurden durch diese Disruption so geprägt wie China.“

Etwa 15 Prozent aller Einzelhandelsumsätze werden hier nach seinen Recherchen online getätigt, so dass in China der Anteil des Onlinehandels fast doppelt so hoch ist wie in den USA. Der Marktführer Alibaba ist bereits Inbegriff, über ein „neues Einzelhandelsmodell“ das „Einkaufserlebnis“ der verbleibenden 85 Prozent des Offlinehandels „neu zu definieren“.

„Darüber hinaus haben sich chinesische Internetfirmen sehr viel weiter in die Finanzdienstleistungen hinein ausgeweitet als ihre westlichen Pendants. Dadurch ist China der größte E-Finance-Markt der Welt geworden,“. so Sunnucks, „mit etwa 500 Millionen E-Payment-Nutzern, 400 Millionen Anlegern, die Finanzprodukte online erwerben und etwa 160 Millionen Onlinekreditnehmern.“

Der Verlagerung der wirtschaftlichen Aktivitäten ins Internet seien viele konventionelle Unternehmen, die sich als zu langsam oder nicht anpassungsfähig erwiesen haben, zum Opfer gefallen. „Gleichzeitig befürchten wir,“ sagt Sunnucks mit Blick auf Aktieninvestments in China, „dass die Aktienkurse einiger chinesischer Internetfirmen anfällig für eine übertriebene Begeisterung sein könnten.“

Nicht nur in China ist der Einzelhandel im Umbruch, wie Olivier de Berranger, CIO bei La Financière de l’Echiquier, feststellt. Zu spüren bekam das unlängst der auch in China präsente, führende US-Anbieter Walmart, dessen Aktien nach einer enttäuschenden Ergebnismeldung einen Tagesverlust von 10,2 % hinnehmen mussten. „Und das,“ so de Berranger, „obwohl der Umsatz insgesamt über den Erwartungen lag. Doch über die Dynamik des Onlinehandels zeigten sich die Anleger enttäuscht.“ Dieser habe „nur“ um 23 % zugelegt, gegenüber 50 % Plus im Vorquartal, wie de Berranger bemerkt.

Seit dem Einstieg von Amazon in den stationären Handel setzen die Anleger voraus, beobactet d Berranger, dass das Angebot von Gütern und Dienstleistungen in ein Multikanal-Modell eingebettet sein muss. Das mache ihm klar, dass sowohl der stationäre als auch der Online-Handel gute Gründe haben, ihre Vertriebswege auszubauen. In diesem Zusammenhang betont der CIO, dass auch einige gut geführte traditionelle Unternehmen, wie etwa Monoprix oder Casino, durchaus die Mittel besitzen, sich im digitalen Bereich zu behaupten.

Die Angst, dass der US-Riese Amazon den Sektor überrollt, hält de Berranger in Anbetracht der jüngsten Transaktionen daher für übertrieben.

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

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