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Ambitionslos, dilettantisch, verfehlt, schleppend

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2021

Im FERI Prognose Update finden sich klare Worte zur Entwicklung in Deutschland und der Verantwortung der Bundesregierung, wie sie von dem sonst sehr diplomatisch formulierenden renommierten Research-Haus in Bad Homburg eher selten zu lesen sind. Aus deutscher Sicht stelle die außerordentlich ambitionslose, zum Teil dilettantische und insgesamt zunehmend verfehlte Corona-Politik der Regierung einschließlich ausgesprochen schleppender Impffortschritte inzwischen das größte Risiko für eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Erholung dar, warnen die Experten.

„Nach dem starken Rebound des BIP im dritten Quartal hat die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal des Jahres 2020 nur leicht zugelegt“, stellt das FERI Economics Team um Axel Angermann aus dem Ökonomischen Kompetenzzentrum der FERI fest. „Zwar litt der Konsum bereits deutlich unter den neuen Lockdown-Maßnahmen seit November, jedoch erwies sich die Industrie und damit auch der Export) als stabilisierender Faktor. Ein BIP-Rückgang wurde zudem durch das hohe Ausgangsniveau zu Beginn des Quartals verhindert. Umso stärker wirkt sich allerdings der lange Shutdown im ersten Quartal 2021 aus.“

Es überwiegen die schlechten Nachrichten: „Belasten könnte in Q1 zusätzlich die wieder höhere Mehrwertsteuer – insbesondere Käufe von langlebigen Konsumgütern dürften temporär merklich zurückgehen. Die fiskalischen Hilfen des Staates tragen zwar insgesamt zur Stabilisierung bei, dürften aber bei einer langen Dauer des Shutdowns erhebliche Zeitrundeneffekte immer weniger verhindern können. Generell stellt die außerordentlich ambitionslose, zum Teil dilettantische und insgesamt zunehmend verfehlte Corona-Politik der Regierung einschließlich ausgesprochen schleppender Impffortschritte inzwischen das größte Risiko für eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Erholung dar.“ So kommt, was kommen musste, dass nämlich die von der Bundesregierung forcierte Zentralverwaltungswirtschaft zur Fehlsteuerung neigt.

Gute Nachrichten degradieren zu Kosmetik: „Der an sich zu erwartende Anstieg der Arbeitslosigkeit wird durch die verlängerten Kurzarbeiterregelungen statistisch unterbunden. Mit einer Bremswirkung auf die Dynamik des privaten Konsums ist dennoch zu rechnen. Auch der zu erwartende Anstieg der Insolvenzen in einer Größenordnung von mindestens 15% zum Vorjahr wird durch die Aussetzung der Insolvenzregelungen letztlich nicht verhindert.“

Ab dem zweiten Quartal 2021 rechnen die Experten der FERI wieder mit einer höheren Aufwärtsdynamik der deutschen Wirtschaft, getragen vom Konsum, steigenden Ausrüstungsinvestitionen und Exporten. „Die Bauinvestitionen leiden dagegen unter einer strukturell schwächeren Nachfrage im Gewerbebau. Gesamtwirtschaftlich dürfte das Ausgangsniveau vor der Corona-Pandemie um den Jahreswechsel 2021/22 wieder erreicht werden. Inwieweit nach Überwindung der Pandemie eine Modernisierungspolitik strukturelle Schwächen der deutschen Wirtschaft – hohe Abhängigkeit vom Export, Strukturwandel in einer der Schlüsselbranchen (Autoindustrie), Digitalisierungsrückstand – beseitigen kann, bleibt abzuwarten.“

Themen: Branchenrating, Länderrating | Kein Kommentar »

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