« | Home | »

Binnenwirtschaft trägt Deutschland voran

Von Dr. Oliver Everling | 27.Dezember 2016

Im Jahr der Bundestagswahl rechnet die FERI mit einer Normalisierung der Konjunktur. Der Wegfall bestimmter Sonderfaktoren und eine Abschwächung des Außenhandels lassen nach Ansicht der Experten aus Bad Homburg die deutsche Wirtschaft mit 1,5 Prozent weiterhin moderat wachsen, wenngleich nicht mehr ganz so stark wie 2016. „Getragen wird die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland auch 2017 wieder vor allem von der Binnenwirtschaft, auch wenn der Zuwachs an Beschäftigung und Einkommen nicht mehr ganz so dynamisch sein wird wie zuletzt“, fasst Axel Angermann, Chef-Volkswirt von FERI, das Ergebnis der Konjunkturprognose für das neue Jahr zusammen.

Das leicht höhere Wachstum im Jahr 2016 sei zum einen auf den witterungsbedingt sehr kräftigen Anstieg im ersten Quartal und zum anderen auf die erhöhten privaten und staatlichen Ausgaben im Zuge der größeren Zuwanderungswelle zurückzuführen. Beide Effekte würden sich so voraussichtlich nicht wiederholen.

Vom Außenhandel seien im neuen Jahr kaum positive Impulse zu erwarten: Dafür ist das Wirtschaftswachstum im Euroraum, dem wichtigsten Absatzmarkt für deutsche Exporte, insgesamt zu schwach. Bessere Aussichten könnten sich für die Exporte außerhalb Europas ergeben. Insbesondere die Nachfrage aus den USA dürfte angesichts einer Belebung der dortigen Wirtschaft deutlich zulegen. „Es ist zu hoffen, dass die neue US-Administration nicht gleich zu Beginn ihrer Amtszeit Druck auf jene Länder ausübt, die im Handel mit den USA große Überschüsse erzielen. Deutschland wäre davon mit einem Exportüberschuss von rund 50 Mrd. EUR unmittelbar betroffen“, sagt Angermann.

Auch aus den Schwellenländern sei angesichts verbesserter Konjunkturaussichten grundsätzlich mit einer stärkeren Nachfrage nach deutschen Produkten zu rechnen. Es gebe allerdings auch hier Faktoren, die gegenläufig wirkten: „China will den Autokauf 2017 nicht weiter steuerlich begünstigen. Die Zulassungszahlen dürften entsprechend sinken. Aber nicht nur in der Automobilproduktion, auch in anderen stark exportorientierten Branchen wie der Chemie, der Elektrotechnik und dem Maschinenbau fällt das Wachstum aufgrund der weltweiten Investitionsschwäche eher mager aus. Eine Ausnahme macht hier lediglich die pharmazeutische Industrie.“

Bauwirtschaft und Immobilienbranche liegen vorn Blickt man auf die Binnenwirtschaft, so fällt erneut die Bauwirtschaft, die bereits im Jahr 2016 mit einem Plus von fast 5 Prozent zu den Spitzenreitern gehörte, positiv aus dem Rahmen. Allein die bereits erteilten Baugenehmigungen sowohl für Wohnungen als auch im gewerblichen Bereich lassen dies erwarten. Ein Anstieg der Langfristzinsen von knapp unter Null auf ein Prozent ist kein Faktor, der diesem Boom schnell ein Ende bereiten könnte. Entsprechend gehört unter den Dienstleistungsbranchen das Grundstücks- und Wohnungswesen zu den Branchen mit den besten Wachstumsaussichten.

Gute Perspektiven haben außerdem die Bereiche Telekommunikation und Informationsdienstleistungen sowie Architektur- und Ingenieurbüros und die Steuer- und Wirtschaftsberatung. Anbieter von unternehmensnahen Dienstleistungen werden ebenfalls ihren Umsatz deutlich steigern können, vor allem die Leasingbranche. Schwächer als zuletzt wird der Zuwachs in der Leiharbeit ausfallen – auch als Ergebnis zunehmender Regulierung in diesem Bereich. Für das Gastgewerbe ist sogar mit einem Minus im preisbereinigten Umsatz zu rechnen, und auch für den Sektor Kunst, Unterhaltung und Erholung bleibt das Potenzial für Umsatzsteigerungen vergleichsweise gering.

Themen: Aktienrating, Branchenrating, Länderrating | Kein Kommentar »

Kommentare

Sie müssen eingelogged sein um einen Kommentar zu posten.