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BITCOIN Nachverfolgung geplant – so wollen die EU-Staaten die Kryptowährung kontrollieren

Von Rick Sebastian | 20.Dezember 2021

Seit Jahren sorgt die Welt der Kryptowährungen immer wieder für Furore. Allen voran findet man den prominentesten Vertreter mit der größten Marktkapitalisierung, den Bitcoin, immer wieder in den Nachrichten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Ruf nach Regulierung dieses undurchsichtigen Marktes laut wurde. Nun ist er auf politischer Ebene angekommen – so wollen die EU-Staaten die Kryptowährungen kontrollieren, da sie den gemeinsamen Wunsch hegen, klare Transparenzregeln für den Bitcoin und andere Kryptowährungen zu schaffen. Überweisungen sollen in Zukunft komplett nachverfolgt werden können. Was das für Auswirkungen auf den Kryptomarkt haben wird und wie diese Transparenz einen Gegenschlag für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wird, erklärt Ihnen Thomas Germer gerne in einem Gastbeitrag. Thomas Germer ist Experte für Kryptowährungen. Er investiert in verschiedene Währungen und bringt demnächst selbst eine eigene Kryptowährung auf den Markt:

Status Quo – Bitcoin als freies Zahlungsmittel

Um den Hintergrund des Wunsches nach staatlichen Regulierungen zu verstehen, macht es Sinn, einmal den Status Quo des Bitcoins zu betrachten. Wie Sie vielleicht immer wieder in den Medien mitbekommen haben, ist der Kryptomarkt derzeit frei und nicht reguliert, so dass alle Transaktionen komplett anonym abgewickelt werden können. Im Falle des Bitcoins laufen diese über die Blockchain, auf der jede Transaktion unwiderruflich und fehlerfrei festgehalten wird – aber eben anonym, so dass niemand nachvollziehen kann, welche Personen sich gerade Geld geschickt haben. Person A transferiert Bitcoin zu Person B, ohne dass persönliche Identitätsdaten gespeichert werden. Der Zahlungsverkehr mit Bitcoin ist mittlerweile so beliebt, dass man schon in vielen Online-Shops auch in der Offline-Welt mit Bitcoin bezahlen kann. Allerdings lässt der anonyme Zahlungsverkehr Raum für illegale Geldgeschäfte, wie z. B. Transaktionen zum Zweck der Geldwäsche oder Finanzierung von terroristischen Aktivitäten. Es gibt zwar keine genauen Daten, jedoch wird allgemein vermutet, dass die Dunkelziffer der illegalen Geldgeschäfte bei Bitcoin Transaktionen extrem hoch ist. Das entgeht den staatlichen Organen nicht und erfordert ein gemeinschaftliches Auftreten, um Regulierungen auf den Weg bringen und durchsetzen zu können.

Wunsch-Szenario der Regulierung

Die Europäische Union hegt demnach den legitimen Wunsch, Kryptowährungen zurück regulieren. Anonyme oder pseudonyme Geldüberweisungen via Bitcoin soll es schon bald nicht mehr geben. Damit möchte man kriminelle Energien unterbinden und gleichzeitig für Transparenz und gelebten Verbraucherschutz sorgen. EU-Abgeordnete fordern, dass Sender und Empfänger von digitalem Geld, wie beim normalen Zahlungsverkehr mit Fiat-währungen auch, bekannt sein müssen. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, fürchten viele Anleger staatliche Eingriffe, weil sich in den Köpfen von Bitcoin-Fans zum einen die Angst vor einem Verbot hält, zum anderen befürchtet wird, dass Regulierungen den Wert drastisch nach unten drücken könnten und dieser infolgedessen irgendwann final gegen Null geht. Zudem bedeutet eine Offenlegung der Wallets mit Identitäts- und Adressdaten, dass jeder in voller Höhe mit steuerlichen Abzügen rechnen muss. Nicht nur der Staat, sondern auch das Finanzamt haben dann ungehinderten Einblick auf alle Transaktionen und Gewinne der Anleger und Nutzer von Bitcoin.

Illegale Geldgeschäfte unterbinden

Wenn es durch eine staatliche Regulierung zur Aufhebung der Anonymisierung beim Zahlungsverkehr mit Bitcoin über die Blockchain kommt, ist dies ein progressiver Schritt zur Unterbindung illegaler Geldgeschäfte. Terrorismus-Organisationen würden damit in die Schranken gewiesen werden und auch Unternehmungen der Geldwäsche hätten es schwer. Davon profitiert die Allgemeinheit, so dass die Bemühungen eine Regulierung von Kryptowährungen grundsätzlich als positiv zu bewerten ist. Wer nicht in illegalen Geldgeschäften verstrickt ist, hat nichts zu befürchten. Für den Einzelnen bedeutet es lediglich, zur eigenen Investition zu stehen und Identitätsdaten der persönlichen Wallet offenzulegen.

Chancen und Perspektiven

Eine Bitcoin Nachverfolgung auf staatlich angelegter Ebene birgt zwar zunächst das Risiko des Kursabfalls, ist jedoch insgesamt als eine große Chance für den Kryptomarkt anzusehen. Dieser steht seit Jahren in Verruf, zwielichtige Geschäftsgebaren zu unterstützen. Eine Regulierung ist nicht mehr aufzuhalten bzw. wegzudenken, da immer mehr institutionelle Anleger und auch Regierungen auf den Bitcoin aufmerksam werden. Beschließt die EU nun eine klare Richtlinie, gewinnt der Markt langfristig gesehen an Akzeptanz und eröffnet vielen weiteren Anlegern interessante Perspektiven. Kryptowährungen müssen sich dann nicht mehr gegen Vorwürfe wehren, sie seien nur dazu da, Geld zu verstecken den Zahlungsverkehr zu verschleiern. Der Einzelne würde insofern davon profitieren, als dass die langersehnte bzw. befürchtete Regulierung dem Bitcoin Marktstabilität und ein gesundes Ansehen verschaffen würde. Ist der Schritt vollzogen, könnte nur noch eine weltweit drastische Wirtschaftskrise dazu führen, dass der Wert auf null zurück geht und niemand mehr in Bitcoin investiert. Zudem ist es besser, dass der Markt von staatlicher Seite durch reguliert ist, weil dann ein finales Verbot von digitalen Währungen vom Tisch ist. Die Bemühungen der EU sind aus Sicht der Anleger als legitim und fair zu bewerten und bedeuten einen weitaus glimpflicheren Ausgang, als es beispielsweise in China der Fall ist, wo die radikale Regierung nur die eigene Zentralbank im Sinn hat und alle Transaktionen in Verbindung mit Bitcoin und Co. im September 2021 für illegal erklärt hatte.

Fazit

Sie sehen: Der Krypto-Markt hat sich in den vergangenen Jahren hierzulande völlig losgelöst von staatlicher Kontrolle entwickeln und entfalten können. Die Marktkapitalisierung und Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist jedoch so weit fortgeschritten und im Alltag angekommen, dass Regulierungen seitens der EU früher oder später ohnehin stattfinden müssen. Die Aufhebung der Anonymisierung von Wallets stellt einen effektiven Gegenschlag gegenüber Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dar und kann kurzfristig zwar zu Wertverlust der einzelnen Coins führen, bietet jedoch insgesamt die Chance, für mehr Akzeptanz, Transparenz und Stabilität des Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu sorgen.

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